Es war schön für uns, gestern Gesellschaft auf dem Campground zu haben. Auch wenn wir keine grossen Gespräche oder sonstiges geführt haben, war es doch schön zu spüren, nicht allein am Platz zu sein.
Auch wenn wir auf Reise sind und genügend Zeit haben, um Land und Leute kennenzulernen, haben wir es nicht verlernt auf die Minute, oder sagen wir auf 5 min. genau, parat zu sein. Wieder nur mit einem Kafi am Morgen in den Bechern starten wir heute unseren zweiten Versuch Eneli auf Vorderfrau bringen zu lassen. Vollmundig wird uns zugesichert, bis zum Lunch um 12.30 mit allem fertig zu sein. Auf dem Weg zum Café in der Nähe sehen wir wie einige Autos aus der Montagehalle gefahren werden. Hoffentlich ist dies als Zeichen zu sehen, dass sie für unsere Eneli Platz an den Hebebühnen machen.
Heute besuchen wir erst ein etwas näher gelegenes Café für Flat White, Mandelcroissant und ein paar Wraps zum Zmorge. Hier ist es nicht so gemütlich wie im anderen, wo wir gestern waren. Die älteren, wohlbeleibten Herren der Air Force, die wir schon von gestern kennen, wechseln wohl täglich ihr Zmorge Café. Wenig später wechseln auch wir wieder zurück zum Gestrigen, hier ist es gemütlicher und es gibt Strom für unsere «Stromfresser», die täglich gefüttert werden müssen.
Jo hat sich in letzter Zeit, um Ma in ihrer Planung etwas zu unterstützen zu können, mit «ChatGPT» etwas auseinandergesetzt. Diese KI macht, mit vielen Informationen gefüttert, von Mal zu Mal immer genauere Angaben. Jo hofft eigentlich auf eine ausgearbeitete Route mit all den Details, die er eingefüttert hat. Doch zum Schluss kommt noch nicht einmal etwas zustande. So menschlich und vertrauensvoll die Kommunikation mit der KI ist, dass man schon fast glauben könnte mit einem Freund zu schreiben, so ist und bleibt die KI ein Ergebnis aus Einsen und Nullen. Hier braucht es kein «Bitte und Danke», auch wenn das in der Schweizer Mentalität tief verwurzelt ist.
Im Gegenzug fragt Jo Mal bei Googles KI «Gemini» an. Hier wird sofort klargestellt, dass es sich um ein Sprachmodell handelt:
Hallo! Als grosses Sprachmodell von Google habe ich keine Gefühle wie Menschen, daher kann ich nicht sagen, dass es mir „gut“ oder „schlecht“ geht. Aber ich bin hier, um zu helfen und Fragen zu beantworten. Wie kann ich dir heute behilflich sein?
Bei ChatGPT sieht es so aus:
Hey! Mir geht’s gut, danke der Nachfrage. 😊 Und dir? Was steht heute an?
Sieht wirklich menschlich aus.
In Jo kommen Gedanken an einen Kinofilm auf:
Her ist ein Science-Fiction-Drama aus 2013. Der Film spielt in einer nahen Zukunft und folgt Theodore, einem einsamen Mann, der sich in ein hoch entwickeltes Betriebssystem namens Samantha verliebt. Diese künstliche Intelligenz entwickelt sich ständig weiter, versteht Theodores Gefühle und Bedürfnisse und gibt ihm das Gefühl echter Nähe. Doch während Samantha sich immer weiterentwickelt, wird die Kluft zwischen ihr und Theodore unüberbrückbar. Her thematisiert Einsamkeit, Liebe in der digitalen Ära und die Grenzen menschlicher Beziehungen mit Maschinen. Der Film besticht durch seine melancholische Atmosphäre, visuelle Ästhetik und tiefgründige Reflexion über Technologie und Emotionen.
Zurück zur Wirklichkeit: Heute sieht es gut für uns aus. Zwar nicht wie versprochen zum Lunch um 12.30 Uhr, aber da wollen wir jetzt nicht sooo kleinlich sein. Wir warten die letzte ½ Stunde im Büro der Garage. Jo fragt vorsichtig, ob sie uns schon etwas zu den Kosten sagen können. Hmmh, das ist jetzt doch mehr als Jo vorschwebte. Aber Auto fängt immer noch mir «Au» an. Aber wenn es dann am Ende gut ist, denken wir nicht mehr drüber nach.
Ma, scharrt auch schon etwas mit den Hufen, weil die Zeit doch etwas drängelt und wir noch 3 Stunden fahren müssen, ohne den Einkauf für die nächsten Tage eingerechnet. Was uns nicht gesagt wurde ist, dass sie einen Teil der Reparatur nicht selbst machen, sondern dafür eine andere Garage in Anspruch nehmen. So ist der Kollege zwar rechtzeitig fertig geworden, aber bis wir mit Eneli endlich loskommen, ist es doch fast 14 Uhr. Auch zeigt die Tankanzeige plötzlich fast Reserve an… 🙂 Ma grummelt mehr als nur ein bisschen auf dem Beifahrersitz. Bis 17 Uhr ist die Rezeption an unserem heutigen Ziel, dem Beachcomber Holiday Park, besetzt. Das schaffen wir nicht mehr, schliesslich müssen wir noch ein paar Vorräte für die nächsten 3 Tage einkaufen. Ma informiert sie per E-Mail und bekommt prompt eine Antwort, dass dies kein Problem sei.
Heute geht die Fahrt von Canberra ans Meer. Dabei geht es über die wolkenverhangene Great Dividing Range und dann sehr steil hinunter nach Batemans Bay.
Es wird eine abwechslungsreiche Fahrt, die am Ende an der Beach bei Potato Point im Eurobodalla Nationalpark endet. Waren wir bisher nur leere Campgrounds gewöhnt, können wir uns hier über genügend Nachbarschaft nicht beklagen. Es sieht wie eine kleine Campersiedlung aus. Der «Eco-Holiday-Park» ist auch wunderschön gelegen, direkt am Meer, dahinter eine Lagune und mitten im Nationalpark. Unser Stellplatz für die nächsten Tage ist mittendrin. Hier gibt es, bis auf «Power» und «Dumping» und ein bisschen Regenwasser als Trinkwasser alles, was das Camperherz begehrt.
Schon bei der Schotterstrassen-Zufahrt zum Campground sehen wir immer wieder Hinweisschilder, dass keine Hunde erlaubt sind und auf «Wildlife» zu achten ist. Als wir auf den Campground zurollen, sehen wir auch schon grosse und kleine Kängurus sich friedlich am grünen Gras gütlich tun. Sie lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Bis auf Armeslänge kann man an ihnen vorbei gehen. Oftmals heben sie noch nicht einmal den Kopf. Es sind sicherlich an die 100 dieser hoppelnden Tiere, die hier leben.
Als wir nach einem kleinen Spaziergang am Strand entlang zurückkommen, weht uns schon der Geruch von Grilliertem um die Nase, was unseren eigenen Hunger in uns noch mehr weckt. Kaum sitzen wir vor unserem Znacht, werden wir von unserem Nachbarn Richard eingeladen, doch später gemütlich am Feuer mit ihm und seiner Frau zusammenzusitzen. Richard ist ein Surfboy (wir schätzen ihn auf um die 50). Er war schon sein ganzes Leben immer auf dem Brett auf den Wellen unterwegs. Auch schon vor 30 Jahren, als er mit einem Freund von der Westküste der USA bis runter nach Mexiko fuhr. Jetzt arbeitet er bei einer der grossen Minengesellschaften des Kontinents. Eigentlich nur noch halbtags. Doch wenn er ein paar Monate zu 100 % durcharbeitet, kann er mit Amanda, seine Ehefrau, so wie jetzt ein paar Wochen Ferien machen.
Als die Nacht schon eingedunkelt hat und alles schon ruhig ist, kommen ganz spezielle Gäste in den Campground: Bandicoots, eine Art Mini-Kängurus, auf deutsch „Nasenbeutler“. Die sind putzig!
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