Heute war es ein früher Aufbruch von Bass Lake auf zum Yosemite Nationalpark. Während noch der ganze Lupine Campground schlief, waren JoMa schon aktiv. Kafi, Zmorgemuesli, Martha von den Ausgleichskeilen herunterfahren und alles abfahrbereit machen.
Jetzt ging es noch gut 1,5 Std. für die arbeitende Martha gut 700 m bis auf knapp 1900 m.ü.M. bergauf. Obwohl ja noch vieles im Yosemite Nationalpark wegen der starken Schneefälle und der eingesetzten Schneeschmelze geschlossen ist, waren wir alle sehr gespannt, was uns so alles erwartet. Vom Eingang es Nationalparks bis dahin, wo uns Ma dirigierte, waren es noch stolze 37 Meilen, die uns quer durch den Park führten. Wir alle hatten mit wesentlich mehr Fahrzeugen aller Art gerechnet, doch es war erstaunlich ruhig auf den Strassen. Zuerst wollten wir zu den riesigen Sequoias, wo man mit einem Auto durchfahren kann. Eigentlich sollte es Shuttlebusse zu diesem Mariposa Grove mit den gigantischen Sequoias geben. Da jedoch die Strasse wegen Unpassierbarkeit geschlossen war, wäre es ein Fussweg von 2,5 Meilen hin und wieder retour geworden. Der Grove mit den Sequioias selber sei noch tief im Winterschlaf und schneebedeckt. Die Strecke hätten JoMa nicht gefürchtet, sondern einfach die min. 3 Stunden Zeit, die dafür notwendig gewesen wäre, lieber für etwas anderes investiert. Kommen wir halt im Herbst wieder, wenn der Schnee weg ist.
Stattdessen fuhren wir in aller Gemütlichkeit die Strasse weiter hinauf. Als wir eine kurze Bypass-Pause einlegten, um schnellere Autos vorbei zu lassen, sahen wir einen grossen Kollegen von mir direkt neben uns! Ein Coyote, wie er da so nach Futter Ausschau hielt. So, als hätte es ihn eigens für uns dorthin gezogen.
Der nächste Halt war eine längere Verschnaufpause. JoMa an einem herrlichen Viewpoint, wo fast das ganze Tal überschaut werden konnte, Sam und ich in der kuscheligen Martha. Jetzt füllten sich die Parkplätze und die Strassen zusehends mit Autos und Menschen. JoMa machten sich hungrig über das Zmorge-Müesli her.
Wasser rauschte und gurgelte von überall her, überschwemmte die Strassen, machte Wege teils unpassierbar und unterspülte immer wieder Strassenabschnitte.
Im Herzen des Tals kamen wir an dem imposanten El Capitan vorbei. Der El Capitan ist ein markanter Felsvorsprung im Nationalpark. Seine teilweise senkrecht abfallenden Flanken erheben sich bis zu 1000 m über dem Yosemite-Tal, an dessen Nordseite er liegt. Der höchste Punkt des Felsens befindet sich auf 2307 m. Durch seine Abmessungen ist El Capitan eine auffällige Landmarke im Yosemite-Tal. Er gilt als eines der Wahrzeichen des Nationalparks. Seine Felswände machen ihn zu einem Anziehungspunkt für Kletterer. Und tatsächlich sehen JoMa durch das Super Fernglas eine kleine Gruppe Kletterer am Fusse der Felswand.
Ihm gegenüber rauscht ein weiterer Wasserfall eine hohe Felswand hinab. Etwas weiter weg hören wir ein Donnern und Gurgeln. Jetzt sehen wir, wie ein breiter und imposanter Wasserfall mit einer riesigen Gischt in die Tiefe stürzt.
Angedacht war eine Wanderung, die etwas auf und abwärts ging. Als Ma Google zur Rate zog stand dort, dass die Gehzeit für diese Wanderung mit Pausen gut und gerne 6 Std. dauern würde. Und das grösstenteils in der heissen Sonne. Nach der Erfahrung vom Vortag war dies dann für Ma doch zuviel.
Alternativ wurde mit Martha nochmals eine Runde durch das hintere Tal gedreht. Als Wanderziel wurde jetzt der Mirror Lake auserkoren. Es soll ja einen Weg ganz um den See herum geben. Also staksten die beiden teilweise über Stock und Stein. Plötzlich regnete es Holz, bzw. Rinde von oben herab. Ein Specht machte sich mit grossem Fleiss an einem Baum zu schaffen. Er hackte unablässig mit seinem starken Schnabel auf den Baum ein und liess sich auch nicht von Wanderern bei seiner Nahrungssuche stören.
Aus dem normalen Weg wurde zusehends ein Weg, den es anscheinend nicht mehr gab… Es ging wie im Urwald zu und Ma’s Zweifel am ganzen Vorhaben wurde immer stärker, zumal auch das Hochwasser immer mehr Raum einnahm. Doch plötzlich war der Weg wieder gut begehbar und die Zuversicht auf ein guten Ausgang war wieder da. Doch zum Schluss, als der See letztendlich umrundet werden sollte, standen die beiden vor einem ca. 400 m breiten Stück Weg, der knietief unter fliessenden Wasser stand. Jo war aus Versehen schon mal mit einem Fuss ins Wasser getreten, so dass er nun rechts immer etwas quietschend ausschritt. Dies war dann das Ende der vorgenommen Umrundung.
Auf dem Rückweg kamen den beiden andere Wanderer entgegen, die dasselbe Vorhaben hatten. Doch nachdem die beiden von ihrem gescheiterten Versuch berichteten, waren sie dankbar für diese Informationen. Zurück am Mirror Lake musste Ma ihren knurrenden Magen und ihrem Gemüt etwas zur Besänftigung geben. Wobei Jo diese Pause auch gerne mitmachte – zur Festigung des eigenen Bauchumfangs…
Auch hier direkt im Park hatte es in der Vergangenheit starke und grossflächige Waldbrände. Statt eines satten grünen und beeindruckenden Waldes sieht man vielerorts nur noch Speerspitzen gleiche Stämme aufragen und oft kahle und abgebrannte Berghänge, so weit das Auge reicht.
Anmerkung: Sequoias vermehren sich durch die Samen in ihren Zapfen. Die bis zu 20’000 Samen verbleiben teilweise zwei Jahre lang auf den Bäumen und benötigen starke Stürme oder sogar Brände, damit sie den Waldboden erreichen. Ihr häufigster Geburtshelfer ist das Douglas-Eichhörnchen, das gern die Samenkörner aus den Zapfen frisst. Dabei fallen auch einige der nur wenige Millimeter grossen Samen auf den Boden. Es werden auch hin und wieder kontrollierte Feuer entfacht, die eben dies ermöglichen sollen und einer Bereinigung des Unterholzes dienen.
Im Mariposa Grove gibt es unter anderem den 2700 Jahre alten „Grizzly Giant“. Der Baum beeindruckt mit 64 Metern Höhe und einem Umfang von 30 Metern. Sein erster Ast allein hat einen Durchmesser von fast zwei Metern. Die gewaltigen Kiefern, die um ihn herum stehen, wirken dagegen wie dünne Stöcke.
Die Angaben über das Alter der Bäume schwanken. Die ältesten Mammutbäume sollen so alt sein, wie die ägyptischen Pyramiden, also über 3000 Jahre. Eine genaue Zählung der Jahresringe ergibt allerdings „nur“ 1500 Jahre, aber selbst das ist schon äusserst erstaunlich. Die heutigen Bäume sind durchschnittlich 700-900 Jahre alt. Einzelne Exemplare sind aber nachweislich bis zu 2000 Jahre alt.
Später als gedacht kamen die beiden bei der wartenden Martha an, um sich auf den Weg zum Pine Mt. Lake Campground in Graveland zu machen. Dieser liegt jedoch nicht, wie der Name vermuten liesse, an einem Berg (Pine Mountain) oder an einem Lake.
Der Yosemite National Park ist ein Magnet mit grosser Anziehungskraft für Besucher aus aller Welt. Daher ist es schon zu normalen Zeiten fast unmöglich, kurzfristig (wir reden hier von 1 Monat im voraus) etwas in der Nähe oder gar selbst im Park zu buchen. Dieses Jahr, durch die sehr erschwerten Wetterbedingungen mit der verspäteten Öffnung und den Stornierungen durch die Parkverwaltung, ist es überhaupt ein Wunder das Ma etwas in der Nähe buchen konnte. Der Wermutstropfen ist allerdings, dass es nur für eine Nacht ging. Für mehrere Nächte wäre es nur von weiter weg möglich gewesen. Doch täglich fast 2 Std. für einen Weg ist übertrieben und ökologisch auch nicht sinnvoll. Daher beschränkten sich die beiden auf einen Tag hier im Yosemite Park.
Wenn wir im Herbst von Norden her auf dem Rückweg sind, haben wir uns einen nochmaligen Besuch in unsere Bucketlist eingetragen. Das Schöne war am heutigen Tag, dass es nicht DIESE Menschenmassen hatte, die es an normalen Sommertagen hier hat. Die Parkplätze, Parkstreifen und die Aussichtspunkte waren nur wenig ausgefüllt.
Auf der anderen Talseite entlang des El Capitans und dem Halfe Dome ging unsere Reiseroute sogar bis an die 2’000 m.ü.M. hinauf. Entsprechend musste Martha wieder etwas mehr arbeiten und die Autoschlagen hinter uns waren manchmal schon etwas länger.
An einem Aussichtspunkt ausserhalb des Nationalparks konnten wir etwas in die Weite sehen. Dort wo es einmal brannte (vor 10 Jahren, 2013), gibt es keine grosse Vegetation mehr. Jedenfalls zur heutigen Zeit. Ob sich es sich bei der zunehmenden Klimaveränderung nochmals ändern wird, ist eher fraglich. Wir sehen ganze Hügelketten, die noch maximal mit schnell wachsenden Gestrüpp und kleinen Sträuchern bewachsen sind. All diese Eindrücke stimmen uns eher nachdenklich als fröhlich. Und dies ist nur ein sehr kleiner Teil der Umweltveränderung. Im Grunde genommen wissen wir, dass auch wir durch unsere Reise einen kleinen persönlichen Teil dazu beitragen…
Anonym
Hallo ihr beiden Weltenbummler, sieht alles toll aus.
Wir wünschen euch weiterhin allzeit gute Fahrt und viel Freude bei euren Reisen.
Liebe Grüße
Gabi & Benno