Schon am frühen Morgen zieht es die beiden aus Martha. Den ersten Kafi gibt’s mit dem Sonnenaufgang. Es ist kurz nach 8 Uhr am Morgen und schon wehen heisse Winde. So ähnlich kann man es sich in der Wüste vorstellen. Es sind solche Tage, die man nur im Schatten verbringen möchte. Doch wir brechen hier heute zu neuen Ufern auf: Bluebill Campground ist unser Ziel des heutigen Tages.
Der Humbug Mountain Campground liegt direkt am HW 101. Schon jetzt hat es etwas an Verkehr. Schliesslich ist es Sonntag, Muttertag und daher sind auch hier einige so früh unterwegs. Nur hat es heute keine grossen LKWs, die unterwegs sind. Wenn der Verkehr nicht wäre, könnte dieser Campground ein wirklich idyllischer Ort der Erholung sein…
Schon jetzt suchen JoMa den Schatten. Ma vor Martha, Jo in Martha drinnen, den Kühlschrank in Griffnähe 😉 Jo glaubt, dass es jetzt an der Zeit ist, sich das kleine Eisfach mit etwas feinem Glace zu füllen. Zurzeit liegen da noch die letzten Riegel Kinderschokolade (Hannah weiss, was Papa liebt!) und die andere Schoki, die JoMa als Geschenke für nette Menschen hier mitgebracht haben. Brigitte und Markus in Mountain View durften sich schon etwas aussuchen. Toblerone, what else? Jetzt wird es so langsam Zeit für den zweiten Kafi. Das Müesli wartet entspannt, das kleine Soundchischtli spielt ein paar Stücke, die zu diesem Tag passen…
Auf dem Weg zum Bluebill Campground muss der Kühlschrank noch etwas aufgefüllt werden. JoMa haben sich schon völlig daran gewöhnt, dass es hier fast 24/7 heisst. Es gibt nur sehr, sehr wenige Geschäfte, die am Sonntag geschlossen haben. In der Regel haben sie sonntags von 7-22 Uhr geöffnet. In der Woche eine Stunde länger. Daher haben die beiden aber auch etwas das Gefühl für die Wochentage verloren. Da ja jeder Tag gleich erscheint. Wir merken die Wochenenden nur daher, dass die Campgrounds plötzlich voll werden. Da müssen sich die beiden in good old Switzerland erst wieder umgewöhnen müssen….
Martha fährt uns den HW 101 weiter nordwärts. Zum ersten Mal wird die Kimaanlage auf max. cold gestellt. Plötzlich «explodiert» am Strassenrand die Farbe gelb: Überall wuchern und blühen eine Ginsterart, eine hier invasive Species.
Und weiter geht es dann immer schön der Küste entlang. Vor Bandon lässt uns Ma links auf den Beach Scenic Loop abbiegen. Bandon ist ein kleines aber auch feines Küstenstädtchen, das sich sehen lassen kann.
Da wir alle nun Küste schon gesehen haben, halten wir auch nicht mehr an jedem Viewpoint an, um die Aussicht auf das Meer zu geniessen. Zumal auch draussen die Sonne abebrätscht, was sie nur mag. JoMa geniessen lieber die angenehme Kühle in Martha. Die örtliche Verizon Niederlassung hat heute geschlossen. JoMa haben ja immer noch das ungelöste Problem mit ihren Emails, die nicht abgerufen, bzw. nicht verschickt werden können… Aber der Kühlschrank wird gut gefüllt. Weiter gehts nach Coos Bay zum nächsten Kaffeeladen. JoMa wollen sehen, wo und wie das so ist. Schliesslich hat Ma morgen früh eine wichtige Videokonferenz. Da wollen die beiden gut vorbereitet sein. Der erste Starbucks stellte sich nämlich als kleine Verkaufstheke in einem Einkaufscenter heraus – das funktioniert leider nicht als Hub für ein Online-Meeting.
Aber bei zweiten angesteuerten Starbucks ist alles gut, und es ist weder eiskalt noch laut wie in einem Zappelzelt, wie auch schon. Während die beiden an einem Fensterplatz ein paar Internet-Arbeiten erledigen, sieht Jo den ersten Amerikaner, der sichtbar und öffentlich eine Pistole trägt. Jo hat ein ungutes Gefühl. Schlagartig kommen ihm die Statistiken über Schiessereien und Todesopfer durch Schussverletzungen in den Sinn. 647 so genannte „Mass Shootings“ hat das Gun Violence Archive im vergangenen Jahr in den USA gezählt – damit kommt es zu täglich fast zwei (1,8) Vorfällen mit mindestens vier Verletzten und/oder Toten pro Tag. Starben – Suizide nicht eingerechnet -in den Jahren vor 2020 jährlich maximal 16’000 US-Amerikaner:innen durch Schusswaffen waren es im vergangenen Jahr rund 22’200. So sterben durchschnittlich 60 Menschen pro Tag durch Schusswaffen. Dies ist auch Amerika…
Der Campground, den Ma für die nächsten 4 Nächte gebucht hat, ist der Bluebill Campground. Es ist ein kleiner ruhiger Campground mit ohne Nixx. So wie schon im Joshua Tree Nationalpark, nur mit Wasser. Zum einen Wasser aus dem Hahn, und zum anderen liegt unser Stellplatz nur 5 Schritte vom Bluebill Lake entfernt. Entsprechend hat es hier auch diese kleinen, fliegenden, blutsaugenden Plagegeister…
Die Sonne noch ausnutzend, gingen JoMa noch eine Runde auf Entdeckungstour bis ans Meer. Nach knapp 15 min. waren sie dann beim Horsefall Beach Campground direkt an den Dünen. Hier ist auch der Startplatz für alle, die gerne mit ihren OHV (off highway Vehicles, sprich Quads und ähnlichem) durch die Dünen und über den Strand brettern. Von weitem sieht man nur die kleinen, vorschriftsmässigen Fähnchen zackelig durch die Dünen wehen. Die Brandung des Meeres ist so laut, dass JoMa meinen, direkt an einer vielbefahrenen Autobahn zu stehen.
Bald geht es zurück, da die Mägen der beiden kräftig anfangen zu knurren… Nach einem kurzen Apéro-Snack schwingt Ma die Kochlöffel, um SpaghBolo in die Speisekarte einzuschreiben.
Als Gast haben wir heute Darren eingeladen. Wir haben ihn auf dem Rückweg vom Strand getroffen und «aufgegabelt». Zu Fuss wandert er den Oregon Coastal Trail entlang und hat sein Zelt neben unserem Standplatz aufgeschlagen. Seinen Beruf als Koch liebt er sehr und macht dies schon seit 11 Jahren. Seit nunmehr 6 Jahren ist er nun schon der Küchenchef in einem Touristen-Restaurant in Jackson (Wyoming), bei den Grand Teton. Schon bald beginnt die nächste Hochsaison für ihn. Er schwärmt so von seinem Arbeits- und Lebensort, von den Bergen, dem Tal, dem Skifahren und Hiken, dass wir uns überlegen ihn dort zu besuchen!
Millionen gieriger Moskitos treiben uns in Marthas Bauch. Morgen, nach Ma’s Videocall, überlegen wir weiter…
Isabelle
Ganz toll dieses Brückenvideo, ein bisschen wie meine Bilder, einfach bewegt. Überhaupt einfach immer sehr schöne Fotografien Und Videos. Gruss