Unser Nachbar ist schon früh zu seiner letzten Abreise hier, mit seinem riesigen Oldtimer-Tütschi, aufgebrochen. Durch die Heckscheibe sehen wir die Sonne hinter den Bergen auf der anderen Flussseite aufgehen. Jo macht in der Sonne den Zmorge parat. Eigentlich würden wir noch gerne einen weiteren Tag hier bleiben. Es ist so ruhig und entschleunigt hier.
JoMa sind ja immer mal wieder auf der Suche nach einem kleinen Klappstuhl, damit beide auch in Martha ohne grossen Aufwand sitzen und essen können. Jetzt ist es immer etwas aufwendig. Einer sitzt im umgedrehten Beifahrersitz, einer im grossen Campingstuhl im Durchgang. Ma hat einen alten, kaputten Klappstuhl gefunden, der vielleicht etwas modifiziert und hergerichtet werden kann. Jo macht sich ans Modifizieren. Ma später mal ans Herrichten…
Bevor wir uns auf die lange Etappe machen, wird mal in der Wetterbericht geschaut. Komisch, einer sagt Regen mit Sturm und kühlen Temperaturen voraus, ein anderer heiter bis wolkig mit sommerlichen Temperaturen. Warten wir’s ab, wir können es ja eh nicht ändern! Also auf zu den Craters oft he Moon.
Beim zurück fahren via Huntington auf die Interstate 84 begegnet uns einer dieser laaangen Güterzüge in den USA:
Schon nach einer knappen halben Stunde kommt die erste Herausforderung für Martha. Es hat einen steilen und relativ kurzen Anstieg um 500 m. Oben, am Aussichtspunkt, hat es einen wunderbaren Ausblick über die ganze Hochebene.
Wie schon gestern den halben Tag, geht’s auch heute weiter auf dem HW 84, erstmal nach Ontario. Hier verlassen wir Oregon und fahren nach Idaho rein. Idaho, da war doch was… Richtig, 1 Std. Zeitverschiebung nach hinten. So sind wir plötzlich eine Stunde älter geworden.. 😉
Weiter geht’s über New Plymouth und den 3 dicht an dicht gelegenen Städten Nampa, Meridian und Boise. Hier sind die Strassen wieder sehr «busy». Die Städte sind über eine riesige Fläche gebaut und es scheinen viele Menschen hier zu leben – aussenrum ist es leer…
Der geplante Tankstopp von Mountain Home wird vorverlegt. Hier macht Jo den Tank mal so richtig voll, dass es sogar etwas überschwappt. Als er von der Zapfsäule zum Parken 10 m weiterfährt, kommt ein anderer Kunde ganz aufgeregt zu uns. «You have a leak in the gas tank!» meint er, weil es so raustropft. Und tatsächlich tropft es unten am Tank etwas raus. Warten wir mal ab. Wahrscheinlich einfach zum ersten Mal so richtig voller Tank und etwas überfüllt, da schief an der Tanke gestanden.
Nur kurz später geht’s mal wieder zu einem Walmart Superstore. Diese grossen hässlichen und unübersichtlichen Läden sind einfach meeega gross, meeega unübersichtlich und meeega unsympatisch. Hier in diesem Wirrwarr gibt’s dann irgendwo alles, was zum Auffüllen des Kühlschranks auf der «Martha Poschtilistä» steht. Walmart macht unter anderem etwas spezielles emotionales Marketing: Als ein typisch amerikanisches Unternehmen, zeigt es in ihren Filialen eine grosse Wall of Honor mit Fotos gefallener Soldaten. Daneben die eigene Walmart Initiative über vermisste Kinder.
Nach dem Einkauf sehen die beiden immer noch eine kleine Pfütze Benzin unter Martha. Nichts Schlimmes, aber als Jo mal unter Martha schaut, was es denn sein könnte, fällt ihm auf, dass der hintere rechte Stossdämpfer nicht mehr eingegängt ist. Das gefällt den beiden gar nicht! Nicht schon wieder… Aber da hilft kein Ignorieren. Also, schnell in Dr. Google direkt hier in Mountain Home eine Autowerkstatt ausfindig gemacht! Steve’s Auto Repair. Wahrscheinlich wieder so ein Startpunkt, der uns dann irgendwann hoffentlich zu einer Garage führt, die 1. offen ist, 2. ein Mechaniker Zeit hat, 3. so alte Autos repariert, 4. so schwere Autos hochheben kann, 5. Ersatzteile beschaffen kann…
Also dahin und direkt vor einem offenen Werkstatttor geparkt. Es ist noch so eine Werkstatt vom alten Schlag. Nicht so geleckt mit Empfang und alles klinisch sauber, wie in einem OP Saal. Steve ist gerade mit einem 71er Buick beschäftigt, kommt aber sofort nach draussen, sich Marthas Notfall anzuschauen. Jo erklärt kurz was auf dem Herzen liegt. Woher sie kommen und wohin es noch überall gehen soll…
“Ok, shock absorber, it’s not a problem.” Uff! Bevor JoMa überhaupt denken können, bzw. fragen können, ob bzw. wann eine Reparatur gemacht werden könnte, holt Steve schon einen Wagenheber und sein Rollbrett zum sich drauflegen. Martha kurz von Hand hochgepumpt («she’s quite heavy, isn’t she?»). «Yep, three tons.» Nach unglaublichen 5 Min. ist alles schon wieder repariert!!! JoMa bedanken sich von ganzem Herzen bei Steve. Er meint nur, wenn wir uns gegenseitig nicht helfen, wer hilft uns dann? Anschliessend erzählen wir noch es Bitz. Hier sei ja sowieso der schönste Teil von Idaho, meint Steve. «This big, wide open sky!» Diese Weite und Stille hier oben, ausserhalb der Stadt. «One moment please. I have something for you», sagt er und holt etwas aus seinem Auto. Er schenkt JoMa ein selbstgemachtes Idaho mit Mountain Home als Stern eingezeichnet. Er sei viel in USA herumgekommen, hätte an mehreren Orten gelebt, aber «Hometown is allways the best you can have. Home is home!» Es wäre ihm eine Freude uns helfen zu dürfen, und er wünsche uns eine wundervolle Reise. Was für eine einmalige Überraschung. Steve ist so ein positiver und hilfsbereiter Mensch. Voller Freude nehmen JoMa nun ihr eigenes Idaho mit auf die noch lange Reise. So wurde dank Steve aus dem anfänglichen Kopfweh doch tatsächlich der Aufsteller des Tages!!
Der Tank tropft auch nicht mehr und so kann es unbeschwert weiter gehen. Direkt nach Mountain Home geht’s geradewegs auf den HW 20 ab in die Hügel. Das fängt an mit einem Martha nochmals alles fordernden Anstieg auf knapp 1690 m.
Der höchste Punkt ist erreicht. Von einem Aussichtspunkt hat man einen herrlichen Weitblick bis zu den schneebedeckten Bergen in der Ferne. Dieser HW ist ein kleiner HW im Gegensatz zum HW101, den wir an der Oregon Küste befahren haben. Mittlerweile sehen wir rechts in der Ferne das in dem einen Wetterbericht angekündigte Gewitter mit Regenfällen.
Noch fahren wir auf der Sonnenseite, die jedoch immer windiger wird. Es geht immer etwas rauf und runter, aber 46 Meilen an Stück schnurstracks gerade aus. Was für eine Landschaft, diese Weite und Einsamkeit. Alle 15-20 Meilen ein kleines Nest mit nur ein paar Einwohnern. Mittlerweile ist die Gewitterfront immer näher an uns herangerückt. Es kommen ein paar Schauer herab, aber das meiste spielt sich eindeutig weiter entfernt ab.
Glücklich, nach diesem wieder abwechslungsreichen und teilweise spannenden Tag, kommen wir am späten Nachmittag in Picabo auf unserem Campground an. Gemäss der Online-Reservation sollte dieser ja eigentlich rappelvoll sein. Eigentlich… Es hat noch genügend freie Plätze, so dass wir uns einen schöneren als eigentlich reserviert aussuchen. Vielleicht sind ja ein paar Gäste wegen des schlechten Wetters doch nicht gekommen. Mittlerweile schüttet und stürmt es recht ordentlich. Heute zaubert Ma red snapper mit Spargel, etwas Feta und Perl Couscous zum Znacht. Nach dem Znacht hört der Regen auf und es zeigt sich ein überwältigendes Abendrot…
Morgen schauen wir uns die Craters of the Moon an. Es wäre schön, wenn wir dort ein paar Tage bleiben könnten…
Renate Hauser
Liebe Madeleine und lieber Jost
Heute 29.5 ist Hausi im Spital St.Gallen verstorben! Ich habe Hausi 3 Tage zuvor zufälli in seinem Haus neben dem Bett am Boden gefunden! Er war ansprechbar aber konnte sich nicht bewegen, lag mit starken Schmerzen bereits über 24 Stunden.
Wir haben die Ambulanz organisiert welche Ihn nach Uznach brachte und am Sonntagabend wurde er nach St.Gallen verlegt! Hat alles nichts mehr genutzt! Es war seine Zeit, Sahra har mich heute morgen informiert. Wir sind traurig unsere gute Seele vom Gadmen nicht meht mit uns zu haben! Er wird uns fehlen…. unser Hausi😢💫💫
Liebe Grüsse Reni und Bruno
Mo
Liebe Reni, lieber Bruno,
Was für ein Schock! Es schmerzt immer, wenn ein so lieber Mensch wie unserer Nachbar, die gute Seele im Gadmen, von uns gegangen ist. Es schmerzt, weil wir alle noch so viel mit ihm erzählen wollten, weil er ein interessierter und stets offener Geist war, der uns viel aus seinem Erfahrungsschatz erzählen konnte. Und doch all des Schmerzes seien wir froh, dass wir Hausi kennen, schätzen und lieben durften, so wie er war. Mit jeder Blume, jedem Kraut und jedem Gemüse, das in seinem Garten blüht und gedeiht, wollen wir an diesen lieben Menschen denken.
Wir sind sehr traurig, Hausi verloren zu haben!
Schön dass ihr an uns gedacht habt.
Herzliche Grüsse
Jost & Madeleine
Peter
ein toller Bericht, so viele Erinnerungen, wir haben viele Eurer Erfahrungen auch gemacht, in umgekehrter Richtung.
GLG Peter