Craters of the Moon

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Freitag, 26.05.2023

Der Regen hatte während der Nacht aufgehört. Statt dass das Wasser jetzt vom Himmel kommt, kommt es aus tausenden Düsen, die an riesigen Wasserschläuchen hängen. Selbst bei uns auf dem Campground wird auf Teufel komm raus der Rasen besprengt.

Schon früh nach dem Zmorge-Kafi brechen wir zu den Kratern auf. Gut, dass Ma die Idee hatte, in der Nähe zu übernachten. So war die Anfahrt heute mit 30 min. eher kurz. Den Lava Flow Campground im Craters of the Moon National Monument kann man nicht reservieren. Er ist einer nach dem schon bekannten Motto: First come, first serve. Wir sollen uns einen Stellplatz aussuchen und dann bezahlen.

Langsam fahren wir durch den Campground, um nach einem schönen Platz Ausschau zu halten. «Da wäre einer», meinte Ma zu Jo. «Schauen wir, ob noch andere gibt» war beider Meinung. Wir haben einen gefunden, der nicht so schlecht ist, eigentlich ganz gut sogar. Auf dem Weg zum Ticketautomaten schauen JoMa nochmals den erst auserkorenen Platz an. Also keine 5 Minuten später. Schon besetzt. So schnell kanns gehen! Jetzt gibts erstmal den zweiten Kafi und das feine schon zubereitete Müesli.

Nach dem Abwasch kommt Jo mit den Nachbarn ins Gespräch. Ein etwas älteres Ehepaar aus Quebec. Kanada, würden die meisten jetzt sagen. Aber nicht die Einwohner von Quebec! Sie bereisen jetzt schon zum dritten Mal hier die Gegend. Und sie waren auch schon von Argentinien aus in Patagonien. Oh, darüber müssen wir mehr erfahren!

Doch jetzt geht’s erst einmal darum, hier die Gegend zu erkunden. Ma ist schon etwas nervös ob des Wetters. Also wird Martha gestartet, am Stellplatz unser Wasserkanister und die 2 Auffahrböcke als sichtbares «schon besetzt Zeichen» zurückgelassen.

  • Ma auf dem "Inferno Cone", Craters of the Moon National Monument, Idaho
    Ma auf dem "Inferno Cone", Craters of the Moon National Monument, Idaho

Wir befahren die Parkstrasse, um am Ende hier den ersten Trail des Tages zu machen. Knapp 2 Meilen ist der Big Sink Trail. An seinen 5 Stationen erfahren wir einiges über Lava und der Entstehung dieses Gebietes. Hier an den Craters of the Moon kommen JoMa Erinnerungen an Neuseeland und den Azoren wieder in den Sinn. Auch hier gab es Vulkanismus und schwarze Lava zu sehen. Auf den Azoren wird sogar Wein im Lavagebiet angebaut und auf Neuseeland haben JoMA das Tongariro Crossing gemacht. Es ist immer wieder beeindruckend, dies alles sehen zu dürfen. Bizarre Formen, geschmolzene Lava, die wie ein gekneteter Brotteig oder Schnüre aussieht. Vor tausenden von Jahren in Stein gegossene Formen, und doch sind sie zerbrechlich und empfindlich, wie die zarten Pflanzen die emporspriessen…

  • Strasse im Craters of the Moon National Monument, Idaho
    Strasse im Craters of the Moon National Monument, Idaho

So langsam ziehen dunkle Wolken am Himmel auf. Die ersten dicken Tropfen fallen auf die noch warme Strasse und wir beschliessen, Heim zu fahren.

Doch hier auf dem Campground ist es noch trocken. JoMa wechseln ein paar Worte mit den Nachbarn, die eigentlich ja nicht aus Kanada kommen… Sie erzählen, dass sie schon einmal mit einem alten Camper 3x liegen geblieben sind, was nicht immer so geschmeidig abging. Vor ein paar Jahren sind sie nach Buenos Aires geflogen, haben sich dort einen Camper geliehen und sind 3 Wochen lang bis runter nach Patagonien gefahren. 5 lange Tage nur durch die Pampa immer geradeaus… Aber angekommen war es ein sehr eindrückliches Erlebnis. Mit einem amerikanischen Auto durch Südamerika zu fahren sei nicht so problematisch. Es hat dort viele amerikanische Autos. In Südamerika sei man sehr gut darin Autos auf die unkomplizierte bzw. kreative Art und Weise zu reparieren 😉
So langsam zieht doch das ungemütliche Gewitter mit seinen Böen um den Platz. Alle wünschen allen eine gute Reise, weil die Nachbarn morgen früh weiter westwärts aufbrechen. Eigentlich dahin, wo wir gerade erst hergekommen sind.

  • Dunkle Gewitterwolken über dem Lava Flow Campingplatz - Martha im Zentrum ;-)
    Dunkle Gewitterwolken über dem Lava Flow Campingplatz - Martha im Zentrum 😉

Mittlerweile hat sich der Campground immer mehr gefüllt. Sind wir froh einen so schönen Platz zu haben! Nach dem Znacht wird noch es bitz gearbeitet bevor auch in Martha für heute die Lichter ausgehen.

 

Samstag, 27.05.2023

Eigentlich hat unser Abenteuer genau heute vor 2 Monaten begonnen. Wie schnell doch die Zeit vergeht, und was nicht schon alles passiert ist.

Schauen wir, was wir heute so alles unternehmen können. Nicht sehr viel… Heute ist ein lazy day. Es wird länger im Bett liegen geblieben, um die Bücher zu ende zu lesen. Immer wieder ziehen kurze, mehr oder weniger heftige Regenschauer durch die Landschaft. Da bleibt die Lust draussen etwas zu unternehmen etwas auf der Strecke.

Ma macht sich an die Arbeit, die Klappstuhl-Konstruktion fertigzustellen. Als strapazierfähigen und haltbaren Stoff haben JoMa ein Tischset auserkoren. Das ist schon doppelt im Stoff und an den Rändern umgenäht – was schon mal mehr als die halbe Miete ist.

 

Nebenbei wird nochmals über die weitere Reiseroute nachgedacht und besprochen. Doch bis zu Darren in Jackson ist schon alles eingetütet. Da brauchen wir uns keine weiteren Gedanken mehr zu machen. Heute ist Samstag, da ist der Dienstag mit seinem wöchentlichen Zoom nicht mehr so weit weg. Im nächstgrösseren Ort, ca. 30 min. entfernt hat es ein Café und eine Bücherei. Vielleicht hat es im Café ein WLAN, oder dann bei der Bücherei, doch die macht erst um 10 Uhr auf. Was für das Zoom 2 Std. zu spät ist. Aber vielleicht bleibt das WLAN ja eingeschaltet und reicht bis vor die Türe. Ansonsten ist der nächste Starbucks 1 ½ Std. entfernt. Wir müssen zwar am Dienstag zum nächsten Campground aufbrechen, aber nicht schon um 6.30 Uhr… „Machen wir morgen die Probe aufs Exempel“, wird beschlossen.

Jetzt geht’s rüber zum Visitor Center. Das ist nur 5 min. zu Fuss auf der anderen Strassenseite entfernt. Ma zieht vorsichtshalber eine Regenjacke an, Jo am liebsten nur im Shirt. Die Jacke hat er in der Hand. Auf dem Weg dorthin schliesst Ma ihr Arbeitsgerät an den einzigen Steckdosen hier im Campground an. Vorsichtshalber noch in eine Kunststofftüte verpackt.
Nach ein paar Infos zu diesem Gebiet, einem kurzen Video über die Entstehung der Craters of the Moon wollen die beiden wieder zurück. Doch jetzt gerade schüttet es wie aus Kübeln. Ob das mit der Tüte hält, ob das Arbeitsgerät nicht im Wasser versäuft? Der kurze heftige Regenschauer wird abgewartet. Nicht nur weil Jo keine Regenjacke dabei hat, sondern weil Ma trotz Regenjacke nass bis auf die Knochen geworden wäre. Nach 5 min. war der Regenspuk vorbei. Jetzt nichts wie los! Ma sieht, wie ihr Laptop noch in eine weitere Tüte und einen Abfallsack eingepackt wurde. Die Dame von gegenüber hatte Ma gesehen und als der Regen kam, das Kischtli noch zusätzlich eingepackt. 1000 Dank! Ma schenkte ihr als Dankeschön eine Tafel Lindt Schoki – direkt aus der Schweiz importiert und kühl gelagert im Gefrierfach.
Martha ist zwar mit Solarpanels ausgestattet, die auch genügend Strom liefern, um Telefone, Kameras und den WLAN Router zu laden, aber für mehr reicht es nicht. Es hat noch einen ominösen Umschalter, dass auch 110 Volt gehen sollten, aber das funktioniert so nicht. JoMa sind da ratlos wie das gehen könnte und probieren mehrere Möglichkeiten vergebens aus. Da muss ein WoMo Spezialist zu Rate gezogen werden.

Ma ist die Wetterlage zu kritisch, um heute noch eine Wanderung zu unternehmen. Regen würde ja noch gehen, aber wenn es wie gestern blitzt und donnert… Gut, es wird hier geblieben.

Während Ma schon mal Gschwellti und hartgekochte Eier fürs Znacht vorbereitet, schliesst Jo Ma’s Kischtli nochmals draussen am Strom an und hockt sich daneben, um diese Zeilen hier zu schreiben. So als sofort Massnahme bei Regenfall. Doch es ist Gott sei Dank nur stürmisch und abwechselnd bewölkt.

So gegen vieri war es dann so weit. Das Kischtli ist aufgeladen. Es klart etwas auf und JoMa entschliessen sich doch noch zu einem kleinen Walk. «Aber mit Regenjacke», war Ma’s Ansage. Es ging auf den North Flow Walk. Dieser ist zwar ab hier vom Campground aus gesperrt, aber vom zweiten Parkplatz aus kann man losgehen. Also zuerst ein Stück der Strasse entlang, bevor es dann auf den Trail durch die Craters of the Moon Landschaft geht.

  • Ma bei den Craters of the Moon
    Ma bei den Craters of the Moon

Auch hier hat es diese bizarren Gesteinsformen, die wir schon gestern bestaunen durften. Diese Wanderung erinnert sogar noch mehr an das Tongariro Crossing von Neuseeland. JoMa umrunden und durchqueren Lava-Krater, in denen es wieder Leben gibt. Sträucher und Bäume wachsen und geben der schwarzen Landschaft bunte Farbtupfer. Die Wolken ziehen stürmisch über den Himmel. Sie erzeugen schnell abwechselndes Licht und Schattenspiele, die für JoMa als Fotografen ihre eigenen Reize haben. Mal ist es stürmisch, so dass die beiden Angst haben, wie der fliegende Robert gleich durch die Luft davon getragen zu werden. Dann ist es wieder windstill, so dass die Strahlen der Sonne angenehm warm zu spüren sind. Kurz bevor der North Crater erreicht ist, ziehen stürmische dunkle Wolken auf. Jetzt heisst es, sich zu sputen. Doch das Wetterglück ist ihnen diesmal hold. Aus den bedrohlich wirkenden Wolken fällt kein einziger Tropfen herab. Am Ende des Trails muss schliesslich noch über die Strasse zurück gegangen werden. Auch wenn gut und zügig ausgeschritten wird, dauert es noch eine knappe Stunde, bis die beiden wieder bei Martha vor der Türe stehen. So hat diese wirklich sehr beeindruckende Wanderung insgesamt 3 Stunden gedauert.

Jo will noch vor dem Znacht sein Kischtli am Strom anschliessen. So wie Ma es gestern versuchte, nur heute ohne Regen. Dachte sich Jo zumindest. Kaum am Strom angeschlossen und es sich wieder in Martha gemütlich gemacht, klebten die ersten Regentropfen an der Windschutzscheibe. Also wieder los, um alles einzupacken.

Nach dem Znachtabwasch versucht Jo nochmals sein Glück mit dem Strom. Es wird eine wolkenlose Nacht. Diese ist zwar kühler als die vergangene, aber vielleicht kann hier in dieser Abgeschiedenheit ein wundervoller Sternenhimmel beobachtet werden. Während Jo diese Zeilen, mit etwas kalten Fingern und auf dem neuen Klappstühlchen hockend, zum besten gibt, fliegen ein paar Fledermäuse in ihrem typischen Zickelzackelflug über ihn hinweg. So langsam wird es dunkel, der Campground kommt zur Ruhe. So geht dieser Abend in aller Beschaulichkeit zu Ende.

 

Pfingstsonntag, 28.05.2023

Es ist Pfingstsonntag. Die Sonne scheint schon wärmend in Martha herein. Wenn es sooo kuschelig warm ist, bleibt man einfach etwas länger liegen. Der Campground ist so gut wie leer. Dabei ist doch Pfingsten?! Diheime in der Schweiz ist neben Ostern die halbe Schweiz an diesen Tagen auf ins Tessin. Also hat es überfüllte Strassen und am Gotthard stundenlange Staus. Doch hier ist nichts davon zu merken, dass die Leute ein langes Wochenende haben. Morgen ist Memorial Day und somit ein Feiertag.

Heute ist der letzte ganze Tag hier bei den „Moon Craters“. Ma möchte gerne nochmals bei Sonnenschein auf den Inferno Cone, um ein paar schöne Fotos zu machen. Noch während der Kafi durchläuft, tauchen erste grosse dunkle Wolken am Himmel auf. Also heisst es schnell den Kafi austrinken und alles parat für einen Alarmstart machen. Schon 5 min. später ist Martha im Tiefflug zum Inferno Cone.

 

Noch sind wenige Besucher auf der Strasse unterwegs und so hat es noch keine Völkerwanderungen bis nach oben auf den Inferno Cone. Wieder einmal zieht diese sehr beeindruckende Landschaft JoMa in den Bann.

  • Aussicht vom Inferno Cone auf den Snow Cone und die Spatter Cones
    Aussicht vom Inferno Cone auf den Snow Cone und die Spatter Cones

«Machen wir noch einen kleinen Trail». «Nicht den lagen mit 4 Meilen, ein Weg». «Dann eben den kurzen, Three Molds Trail, mit 2 Meilen hin und 2 Meilen zurück. Da hatten sich JoMa zwar etwas mehr von versprochen – zu sehr verwöhnt vom tollen Wanderweg gestern. Aber ganz soo schlecht war er dann doch nicht.

  • Tree Molds Trail, Craters of the Moon
    Tree Molds Trail, Craters of the Moon

Jetzt zum Fish Creek Reservoir, ausserhalb des Parkes. Hier hat es einen kleinen Stausee mit einem herrlichen Panorama. Der Abzweiger vom HW ist dann eine 7 Meilen Schotterpiste. So nach ca. 2 Meilen war es uns mit der Schüttelei dann doch genug. Weil wir möchten nicht, dass Martha noch sämtliche Schrauben verliert, deshalb wird gedreht und eine Rast gemacht.

Es gibt Kafi mit Guetzli. Ma arbeitet etwas am Tagebuch, Jo versucht ein paar Bücher auf den E-Reader hochzuladen. Doch wegen mangelnden WLANs wird das nichts. Ein paar Offroader brausen mit wehenden Staubfahnen an uns vorbei.

Unweit von hier gibt’s in Carey noch es Lädeli zum go poschte. So sagt jedenfalls Dr. Google… Doch wir fahren an einer geschlossenen Baustelle vorbei. Bei der Tanke hat es noch eine Möglichkeit. Doch hier gibt es WIRKLICH nichts Gescheites. Ausser Alkohol, Softdrinks und jede Menge Süsskram oder Chips keine anderen Lebensmittel. Dabei hat es hier am Ort eine Schule und recht viele Wohnhäuser. Das kann doch eigentlich nicht sein!

Morgen an Pfingstmontag ist hier in den USA Memorial Day. Der Memorial Day wird am letzten Montag im Mai begangen, um den gefallenen Soldaten zu gedenken die während ihrer Ausübung im Dienst an den USA zu Tode gekommen sind. Hierzu zählen hauptsächlich die Kriege, die geführt wurden. Die hinterbliebenen Familien schmücken die Gräber und versammeln sich zu persönlichen Gedenkfeiern an den Gräbern. Es scheint, als wären alle eine grosse Familie. Doch selbst hier auf dem Cementry (Friedhof) geht es zu, wie an einem Drive Through. Es wird mit dem Wagen bis auf das Gräberfeld gefahren, als wäre es ein grüner Parkplatz…

Obwohl es hier ein grosses Feuchtgebiet mit hochstehendem Wasser hat, werden die angrenzenden Felder wie verrückt bewässert. Wir als Laien fragen uns, ob denn das wirklich so sein muss? Es hat viele verschiedene Vogelarten die wild durcheinander zwitschern.

  • Ma bei den Craters of the Moon
    Ma bei den Craters of the Moon

Ein paar Jungs kommen angefahren, um hier ihre Angelruten auszuwerfen, ein paar Bierchen zu zischen und am Feiertag an der Sonne rumzuhängen. Also hat es auch ein paar Fische hier im Gewässer.

Am Nachmittag sind wir alle wieder wohlbehalten am Campground angekommen. Wir geniessen den sonnigen Nami. Ein kurzer Smalltalk mit einem älteren Ehepaar, welches einen RoadTrek 190 fährt (Ma liebt dieses Modell), rundet den Nami ab. «Deutsch oder asiatisch?», ist die Frage zum Znacht. «Asiatisch» ist die Antwort; es gibt ein red Thai Curry. Aus dem Soundkischtli tönt ein entspannter Van Morrison. Die Sonne schickt ihre letzten Sonnenstrahlen, bevor sie hinter den Bergen verschwindet. Es gibt nicht viel Schöneres für uns.

 

 

 

 

 

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