Als wir die Augen aufschlagen, sehen wir dichten Nebel in den Bäumen herumwabbern. Somit beschliessen wir, das Aufstehen heute etwas gemütlicher zu gestalten. Ma hat abgemacht, dass heute um 9 Uhr mit der Heimat, Ma’s Schwester, telefoniert wird. Während wir drinnen sitzen, weil es daetwas wärmer ist, schmachtet man zu Hause unter 30 Grad. Die hätten wir tagsüber auch gerne. Wir freuen uns, per Telefon miteinander sprechen zu können. Dem Internet sei Dank auch noch kostenlos.
Nach dem Telefonat braucht es noch eine Stärkung, die – wie geneigte LeserInnen wissen – nur Müesli heissen kann 😉
Ma macht danach Büroarbeit und Jo werkelt noch etwas an Marthas Interieur herum.
Irgendwie sind wir alle etwas müde und etwas unlustig, was die angedachte Wanderung betrifft. So am Mittag trifft Jo Wilson, unseren Campgroundbesitzer, mit dessen Vater. Wir sind seit längerem die einzigen Camper und überhaupt erst die 5ten, die seit der Eröffnung letztes Jahr hier Station machen. Die Saison hat ja erst vor ein paar Wochen so richtig angefangen. Er freut sich, dass wir eine schöne Zeit hier haben.
Er ist einer der Wenigen mit einem politischen Statement auf dem T-Shirt: TRUMP 2024 steht da mit dicken fetten Lettern drauf. Sein Vater trägt eine NRA (National Rifle Association) T-Shirt. Die NRA ist in den USA die mächtige Waffenlobby, die am 2. Zusatzartikel festhält, der jedem amerikanischen Staatsbürger den Erwerb, Besitz, Tragen, Transport, Weitergabe und legitimen Gebrauch von Waffen zur Selbsterhaltung der eigenen Person, der Familie und des eigenen Eigentums bedingungslos erlaubt. Dieser Zusatzartikel führt nach jeder Schiesserei in den USA wieder zu Diskussionen. Die traditionellen Republikaner sind, im Gegensatz zu den Demokraten, hier auf einer Linie mit der NRA. Auch wenn Washington State demokratisch regiert wird, gibt es hier im Norden immer wieder plakative Trump Wahlwerbung.
Wir beschliessen, direkt den letzten Campground anzusteuern, bevor wir die USA in Richtung Kanada verlassen. Ma hat noch etwas zu arbeiten und dort soll es WLAN haben. Heute ist es nur eine kurze Etappe. Aber schon nach 15 Minuten werden die Pläne geändert: Wir biegen zur Salt Creek Recreation Area ab.
Hier hat es 3 Lookouts zum Meer. Auf der anderen Seite des Sunds (Meerenge) liegt Kanada. Heute sehen wir unser nächstes Reiseziel für die nächsten Monate in herrlichem Sonnenlicht. Es bläst ein kalter, böiger Wind.
Nach einem Spaziergang machen sich JoMa bald wieder auf den Weg. Nur einen Katzensprung weiter liegt unser letzte Campground hier in den USA: Elwha Dam RV Park. Im warmen Sonnenlicht finden wir unseren Platz auf dem freien Feld für uns ganz alleine. Um nicht ganz zu verschmachten, muss sich Ma zum Arbeiten etwas in den Schatten setzen. Jo macht einen kleinen Powernap. Gestärkt und etwas erfrischt, macht er sich wieder an Marthas Innendeko zu schaffen. Die Vorhangschiene für die Innendusche (welche wegen des fehlenden Abflusses wahrscheinlich gar nie oder schon lange nicht mehr in Gebrauch war) wird abmontiert. Ebenso die beiden komischen IKEA bling-bling Lichterketten.
Ma meint, Jo könne doch auch mal nach dem elektrischen Fensterheber schauen. Der Schalter auf ihrer der Beifahrerseite funktioniert ja seit Anfang an nicht. Beim ersten Boxenstopp bei Brigitte und Wolfgang in Mountain View meinte Dave, der Garagen Chef, dass das nicht so einfach zu beheben sei. Aber vielleicht hat ja nur der Schalter einen Wackel? Jo schraubt ihn kurzerhand auf. Die Schalter für Fensterheber und Zentralverriegelung sehen sehr mysteriös aus. Da wurde in der Vergangenheit öfters mit Kabelbindern, Drähten und Frischhaltebeutelverschlüssen was zusammen gebastelt. Auch 19W40 kam intensiv zum Einsatz. Überall läuft die Suppe raus. Ganz so nach dem Motto: Viel hilft viel… Mühselig nähert sich Jo dem Problem. Vorsichtig, um noch das zu retten was zu retten ist, werden die Steckkontakte und Schalter unter die Lupe genommen und gesäubert. Ein erster Versuch bringt nur den halben Erfolg. Nach dem zweiten Versuch klappt es jedoch einwandfrei! Auch hier zeigt sich, dass Martha schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Das ist alles Technik von Vorvorvorgestern. Alles wieder zusammen bauen und fertig ist die Laube. Ma freut sich sehr, nun endlich auch Herrin über das eigene Seitenfenster zu sein 😉
Nach der wohlverdienten Duschi genehmigt sich Jo ein Glacé aus dem Eisfach. Herrlich!!
Ma richtet das Znacht her. Heute gibts Reste vom Spargel mit Lachs und Pearl Cous-Cous.
Der lange Tag neigt sich seinem Ende entgegen. Die Fähre morgen nach Victoria geht schon um 8.20 Uhr. Eine Stunde vorher müssen wir schon eingecheckt sein. Und noch 20 Minuten hinfahren. Vorher hier noch noch einen Abschiedskafi und en Zmorge. Daraus ergibt sich, dass uns der Wecker bereits um 5.30 Uhr wecken wird… Gute (zum Glück) alte Zeiten! Das ist nicht gerade eine Aufstehzeit, nach der wir uns alle sehen. Daher ist heute etwas früher Heihabettchen angesagt. Schlafed guet meine Freunde. Bis Morgen.
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