Ma’s Vorschlag, das Zmörgele am See zu machen, wird sofort in die Tat umgesetzt. Nach 3 min. stehen wir in der Morgensonne an vorderster Front am See.
JoMa kommen mit Martin aus CSR ins Gespräch. Er ist hier in Kanada mit einem 1-jährigen Work and Travel Visa. Ursprünglich kommt er aus der Tschechoslowakei. Seinen dort erlernten Beruf als CNC-Dreher und CNC-Programmierer hat ihm schon nach kurzer Zeit keine innere Befriedigung mehr gegeben. So hat er umgesattelt und pflanzt jetzt Bäume. Nun sei er ein «Tree Planter» mit viel Erfahrung aus Neuseeland und seiner Heimat Tschechoslowakei. (Wer ein paar Hintergrund-Infos und schöne Bilder zu diesem Job in Kanada sehen möchte, klickt auf diesen Link: https://www.theglobeandmail.com/opinion/article-heroes-of-the-north-rebuilding-canadas-forests-one-tree-at-a-time)
Er wird mit seinen (hier mehrheitlich Kanadischen) KollegInnen des Arbeitscamps hunderte von Kilometern jenseits der Zivilisation abgesetzt, um dort Bäume zu pflanzen. An normalen Tagen setzt er um die 1’000 Stück. Wenn es ein guter Tag ist und der Boden richtig weich ist kommt er auch mal auf bis zu 3’000 Bäume/Tag. So verdient er am Tag zwischen 300 und 600 CAD, jeweils 3 Tage arbeiten, 2 Tage frei, bis die Arbeit erledigt ist. So zieht er seit Monaten hier durch Kanada. Im Winter hat er vor, nach Vancouver Island zum Tauchen und Schnorcheln zu gehen. Er liebt es schon seit Jahren zu fischen. So fängt er sich sein Essen oft selber. Mittlerweile weiss er Fisch auf die unterschiedlichsten Arten zuzubereiten. Er hat auch schon in England, Norwegen und Italien in Fischfabriken gearbeitet. Dort hatte er fast ausschliesslich mit polnischen oder anderen osteuropäischen Teams gearbeitet. Hier in Kanada arbeitet er zum ersten Mal mit Einheimischen.
Vor ein paar Jahren, als er in Auckland (Hauptstadt von Neuseeland) Geld für eine Autoreparatur brauchte, dachte er sich, dass dies am schnellsten auf einem Fischkutter ginge. Zwar hatte er keine Erfahrung, aber eine Ankertätowierung am Arm. So hatte der maorische Kapitän eines Fischtrawlers keine Bedenken und heuerte ihn als guten Seemann an. Auf seiner ersten und einzigen Ausfahrt waren dann Kapitän, Steuermann und Fischmeister etwas «stoned», so dass sie den Anker in einer Untiefe auswarfen und nicht mehr gehoben bekamen. Der Kapitän versuchte es dann doch. Es kam dazu, dass die Maschine überlastet war, der Öltank leckte und die Crew das Öl aus dem Reservetank mit einer Handpumpe umpumpen musste. Das Ganze dann auch noch auf hoher See. Als das behoben war und sie den Anker einen Tag später lichten konnten, fuhren sie mit dem Dingi an Land, um einen Onkel mit einem Ingenieur zur Maschinenreparatur an Bord zu holen. Während der Überfahrt ging der Motor des Dingis kaputt, so dass sie ein gutes Stück rudern mussten. Der dickste und schwerste der Mannschaft blieb an Land, um für den Onkel und den Ingenieur Platz zu machen und bekam etwas Geld, um ein paar Lebensmittel, Bier und Zigaretten zu kaufen. Um in die nächste Stadt zu gelangen, konnte er den neuen Jeep des Onkels benutzen. Er hatte für sich direkt auch ein paar Bier gekauft, die er sofort in sich hineinschüttete. Auf der Rückfahrt zum vereinbarten Treffpunkt fuhr er zu nah am Wasser, so dass er in eine tiefe Welle kam und den 100’000 Dollar Truck vom Onkel zu Schrott fuhr. Nach der Reparatur war dann Martins Job an Bord auch zu Ende. Er bekam weniger Lohn als vereinbart. So kam es, dass seine Seemannskarriere für den Rest seines Lebens abgeschlossen ist…
Er findet seine Arbeit als Tree Planter befriedigender als alles andere. Es ist zwar ein richtig harter Job aber er tut etwas für die Umwelt.
Unsere Wege trennen sich und wir fahren weiter in Richtung Haines. Heute geht es noch nicht über die Grenze, das wäre mit der langen Anfahrt und den ganzen Formalitäten einfach zu langwierig.
Ein paar Kilometer weiter im Kluane National Park machen JoMa eine nicht so anstrengende und schöne Wanderung zum Saint Elias Lake. Dieser liegt am Ende des Weges zwischen hohen Bergen in einem kleinen Tal. Der Weg zum See ist schier von Pilzen gesäumt, so dass JoMa den Eindruck haben als wäre es ein Pilger Pilz oder ein Pilz Pilger Weg. Während der sonnigen Rast können JoMa mit ihren Ferngläsern weit oben im Berg einen herumstreunenden Grizzlybären mit golden glänzendem Fell bestaunen.
Jo sieht an einem Baum bis weit oben Spuren, die ein Bär hinterlassen hat, beim Klettern auf den Baumwipfel.
Anmerkung der Redaktion: JoMa hatten vor einigen Wochen von Lena (ihr erinnert euch, wir hatten sie und Jack im Mike Harris Campground ende Mai getroffen) ein Video geschickt bekommen in dem zu sehen ist, wie sie einen Schwarzbären filmen konnte, wie er schnell und beschwingt einen Baum rückwärts runter kletterte.
Wir fahren 10 km bis zum Dezadeash Lake Campground zurück. An der kleinen Landzunge am sehr windigen See finden wir einen Stellplatzt direkt am Ufer. Auf der anderen Seite der Landzunge, wo es etwas windstiller ist, springen JoMa für ein Bad in die kalten Fluten. Danach sind sie sauber und erfrischt.
Bevor JoMa das Essen vom Teller geblasen wird, geniessen sie ihr Znacht diesmal lieber in Marthas Bauch. Wir kommen uns vor wie am Meer. Das ständige Rauschen der Wellen lässt uns meinen, wir wären am Meer. Da Martha GsD winddicht, ist scheint es doch eine geruhsame Nacht zu werden.
Valentin
ihr wart fleissig beim schreiben danke