Wir sind schon früh auf den Beinen und machen das Frühstück mit Müesli und Kaffee am Thechàl Dhâl Visitor Center am Kluane Lake, von wo wir auch mit unserer Wanderung starten.
Es ist ein windiger und sonniger Morgen. Im Gegensatz zu gestern, wo es keine weissen kringelhörnigen Bergschafe zu sehen gab, sehen wir am frühen Morgen schon 6 von diesen hier lebenden Bergtieren in einer Linie in luftiger Höhe ein Felsband queren.
Am Trailhead, der doch noch 4 km entfernt ist, sehen wir mit Freude, dass die Wanderung kürzer ist als angenommen. Insgesamt nur 10 km und um die 500 Höhenmeter. Derart erleichtert geht es zügig den staubigen Weg hinauf. Kurz vor der Hälfte der Wegstrecke hat es den eindeutig schönsten Aussichtspunkt des ganzen Weges über das breite Flussbett, das Tal und die angrenzenden Bergketten.
Am Ende des Tals sehen JoMa wie der Wind den Sand zu kleinen Sandstürmen vor sich hertreibt. Ein weiteres Mal werden JoMa von der Schönheit, der Weite und der Leere der Landschaft im Yukon mehr als überwältigt.
Kurz nach dem Aussichtspunkt finden JoMa ein totes Hermelin am Wegesrand. Es ist nicht verletzt, daher muss es an einer Krankheit gestorben sein. Nach der Wanderung wird dies den Park-Rangern im Visitor Center zur Vorsicht gemeldet.
Schneller und früher als angenommen ist das Ende des Weges erreicht. Hier bläst JoMa ein schneidiger kalter Wind um die Ohren. Wir bewundern und verfolgen einige Minuten, wie ein Falkenpaar im Wind spielt:
Uns ist es etwas zu kalt, daher wird die Mittagsrast weiter unten gemacht. Genau dort wo es die schöne Aussicht hat. Es ist zwar noch mehr als die Hälfte des Weges zurück, aber es lohnt sich!
Die Park-Ranger sind sehr an der Nachricht über das tote Hermelin interessiert. Fotos und die GPS-Daten werden ausgetauscht. Da noch früh am Tag ist, fahren wir heute noch ein Stück weiter. Je mehr wir heute noch schaffen um so kürzer ist es für morgen bis zur Grenze.
Anmerkung der Redaktion: Die Verantwortlichen vom BLM (Bureau of Land Management) sollten sich mal bei den Verantwortlichen für die Schweizer Wanderwege ein paar Tipps geben lassen. Der Wanderweg hier führt „fadegrad“ stur bergauf, oft sehr steil und ohne Stufen. Warum nicht mal die eine oder andere Kehre einbauen, so dass der Weg nicht ganz so steil wird? Das ist uns schon bei einigen Wanderungen aufgefallen. Anscheinend geht es hier nach dem Motto: «In der Kürze liegt die Würze». JoMa sind damit noch gut zurechtgekommen; andere die ihnen auf dem Retourweg entgegenkommen sind, hatten eindeutig mehr Mühe…
Am frühen Nachmittag fahren wir vor dem Talbot Arm Motel vor. Hier hat es alles was das Camper-/Traveller-Herz begehrt: eine Tankstelle, ein Restaurant, eine Wäscherei und eine wunderbare, warme, zeitlich unlimitierte Dusche in einem eigenen Badezimmer – und das Tüpfchen auf dem i: Sogar frische Duschhandtücher werden zur Verfügung gestellt. Dies ist ja schon Hotelservice!
Im Restaurant bestellt Jo die «Soup of the day», während Ma sich einen Kaffee und Himbeerwaffel mit Vanilleeis gönnt. Ganz nebenbei werden noch ein paar Hausaufgaben gemacht.
Der Tag ist noch nicht so alt und die Sonne lacht noch immer. Wir fahren weiter gen Alaska. Doch jetzt nicht ab in den Süden, sondern so wie man es sich vorstellt: Nordwärts. Nach einer Stunde ist es dann allerdings vorbei mit dem sonnig warmen Wetter und wir fahren in eine grosse und dunkle Gewitterfront hinein. Doch wie es schon mal so sein kann mit dem Regen und den Gewittern: Als die dunklen Wolken, aus denen es auch ab und an ein Blitz mit Donnerhall herniederfährt, genau über uns sind, ist es mit dem ganzen Spuk schon fast vorbei.
Der von Ma angedachte Campground für diese Nacht ist in einem Wald gelegen. Nach all den schönen Stellplätzen lechzt es uns nicht gerade nach einem dunklen bewaldeten Stellplatz. Wir suchen uns etwas am Strassenrand, bzw. neben dem Highway. An einem Rastplatz unter freiem Himmel schlagen wir für heute unser Lager auf. Mittlerweile hat der Sturm nachgelassen und es hat aufgeklart. Auch wenn es recht kühl ist, entschädigt uns ein leichtes Abendrot wieder etwas…
Ausser uns sind noch andere Reisende auf diese Idee gekommen hier zu rasten: Wir treffen auf Cliff, ein Lehrer aus North Carolina. Er ist mit dem kleinen, 17 Fuss langen «Bruder» von Martha (19 Fuss lang) unterwegs von Alaska nach Hause.
Das Problem mit dem Spiel im Lenkgetriebe kennt er auch zu genüge. Im Unterschied zu JoMa hat er es reparieren lassen und seitdem ist es schlimmer als vorher…. Er bewundert JoMa, dass sie sich trauen, mit einer so alten Dame wie Martha quer durch das Land und noch weiter zu fahren. Sein Fahrzeug ist ein Conversion Van, was heisst, dass er zum Personentransport mit mehreren Sitzreihen gebaut wurde. Cliff hat die Sitzreihen ausgebaut und hat so seinen Schlafplatz mit Mättli und Schlafsack auf dem Boden. Im Gegensatz zu uns hat er allerdings schon mehr als 360’000 Meilen auf dem Tacho. Das ist fast doppelt soviel wie wir. Immer wenn er an einem Schrottplatz vorbeikommt, denkt er drüber nach, was er wohl in naher Zukunft gebrauchen könnte. So hat er schon mal ein paar Blinker und Scheinwerfer gekauft die er dann auch später ersetzen musste…
Es ist eine lustige und fröhliche Unterhaltung am späten Abend in der Kälte hier auf diesem einsamen Parkplatz.
Cliff hat unser CH-Schild hinten an Martha gesehen und frug Jo in Deutsch, ob wir aus der Schweiz sind. Er hatte vor einigen Jahren bei einer Sprachschule in der Schweiz als Lehrer gearbeitet. Er sei Lehrer geworden, weil er dann im Sommer 8 Wochen Ferien am Stück habe. Im Gegensatz zu den «normalen» Arbeitern oder Angestellten in den USA, die mit 5 Tagen Ferien im Jahr anfangen um dann nach einigen Jahren in derselben Firma vielleicht 10 Tage Ferien zu bekommen. Es wird noch später und noch etwas kälter. Jo mit seiner ¾ Hose zittert sich den warmen Martha Bauch entgegen.
Wenn wir morgen früh weiterfahren, ist es dann nicht mehr ganz so weit bis zur Grenze. Wir haben vom letzten Grenzübertritt nach USA gelernt. Jo schnibbelt morgens alle Früchte, die es noch in Martha hat, fein in das Zmüesli rein. So müssen wir den «armen» Grenzbeamten nicht schon wieder eine Spende machen. Vielleicht gibt es ja eine extra Tafel, die Grenzbeamte mit gespendeten Lebensmitteln versorgen?
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