Die Nacht war recht kühl und ziemlich arg verregnet. Aber Martha hält dicht! Bzw. Jo hat einen super Job gemacht mit dem Abdichten.
Wir sagen Tschüss zu Cliff und Marthas kleinem Bruder und brechen früh, mit nur einem Kafi zum Zmorge in den kalten, regnerischen und stürmischen Tag auf. Kaum meinen wir, eine Wolkenlücke in all dem Regengrau entdeckt zu haben, ist sie auch schon stürmisch zugeschoben.
Der stürmische Regen prasselt in kurzen Intervallen auf uns hernieder. «War nicht besseres Wetter angesagt?», denken wir uns, während die Scheibenwischer manches mal Mühe mit dem Regen haben.
In dem knapp 100 Einwohner zählenden kleinen Beaver Creek machen wir nach dem Tanken eine Rast in Ida’s Motel Cafe Lounge. Ausser einem Kaffee geniessen wir hier ein Frühstück, bestehend aus «Eggs, sunny side up, with bacon, hash browns and french toast». JoMa fühlen sich etwas verloren in dem Speisesaal. Ausser zwei einsamen Töfffahrern, die auch schon bald aufbrechen, sind wir die einzigen Gäste. Erstaunlicherweise haben wir hier Netzempfang, um etwas an unseren Hausaufgaben machen zu können.
Kurz nach diesem kleinen Ort kommen wir auch schon zur kanadischen Grenze. Bei der Ausreise wird grundsätzlich nicht kontrolliert. Bis zur Grenze nach Alaska fahren wir ca. 30 km durch Niemandsland.
An der Grenzstation zu USA/Alaska bemerkt die Grenzbeamtin, ausser den schon üblichen Fragen, dass unser Visum für die USA am 25. September abläuft. Auf Ma’s Nachfrage stellt sie jedoch keine Verlängerung aus – leider haben wir ihr schon erklärt, dass wir nur 2-3 Wochen in Alaska zu bleiben planen. Die Verlängerung sollen wir beantragen, wenn wir ein weiteres Mal von Kanada in die USA einreisen. Wie schon verschiedene andere Travellers erwähnt haben, meint auch sie, dass dies auf dem Landweg eigentlich problemlos möglich wäre. Was uns erstaunt ist die Tatsache, dass unsere Zeit in Kanada anscheinend unserem US-Visa mit angerechnet wird… Wie das Ganze sich jetzt steuertechnisch auswirken soll, ist uns ein Rätsel. Dort zählt eigentlich nur der physische Aufenthalt in USA, nicht aber in Kanada!
Mehr ist der Grenzbeamtin nicht zu entlocken. «Naja, dass kann ja noch was werden, wenn wir Ende September wieder bei Ted & Lisa in Edgewood zur Pilzsaison dabei sein wollen». «Aber machen wir uns nicht verrückt, es wird schon gut kommen!» Was anderes bleibt uns auch gar nicht übrig. Schliesslich müssen wir Martha physisch wieder irgendwie in bzw. durch die USA fahren, was jeweils auch die Kanadischen Zollbeamten voraussetzen…
Der Alaska Highway führt durch ein riesiges Gebiet mit zig Tausenden von kleinen Tümpeln, Seen und Feuchtgebieten. Wir stellen uns vor, dass es in Finnland ähnlich aussieht. Die Nadelbäume werden immer kleiner bzw. dünner, so dass sie bald wie kleine Besenstiele aussehen.
Im Tetlin National Wildlife Refuge hat es eine Karte, die uns unsere Annahme mit den zig Tausend kleinen Seen bestätigt. Hier erfahren wir Nützliches über Flora & Fauna dieses riesigen Gebietes.
Schon bald nach der Weiterfahrt lernen wir heute den Alaska Highway von einer anderen Seite kennen. Die Strasse hat Verwerfungen, plötzliche Senken, Schlaglöcher, Spurrillen und Bodenwellen. Immer öfter werden lange Teilstücke mit Schotterbelag angezeigt. Kommt es ganz schlimm, hat es das Schild «Rough Road» oder gar «Road Damage».
An einer Baustelle, die mehrere Meilen lang ist, kommen wir an ein schlammiges, rutschiges Stück. Die grösseren Gespanne mit Truck und Trailer kommen nur mit Mühe hindurch. Auch Martha und ihr Driver Jo sind recht gefordert. Sollten wir steckenbleiben, hat es zum Glück genügend schwere Baustellenfahrzeuge, die uns aus dem Schlamm ziehen könnten. Nach mehr als 1 ½ Std. hat der äusserst mühevolle und aufreibende Teil des Alaska Highways sein Ende gefunden.
Am malerischen kleinen Lakeview Campground gönnen wir uns zur Entspannung eine Rast.
Über den kleinen blauen See sehen wir ein paar weisse Schwäne (Trompeter Swan) im Tiefflug hinwegziehen. Bei der Ausfahrt sehen wir, dass in diesem kleinen Schmuckstück auch noch gratis campiert werden darf!
Jetzt wo der HW wieder entspannt befahren werden kann, gleiten wir unserem nächsten geplanten Stopp zum Einkaufen und Tanken in Tok entgegen. JoMa verschlägt es fast die Sprache, als sie die Preise für ganz normales, in Petflaschen abgefülltes Trinkwasser sehen. Man könnte dazu glatt ein kurzes (Tic) Toc 😉 Video drehen. Wer bitte schön zahlt denn 3.29 USD für einen Liter stinknormales Trinkwasser?? Da ist ja sogar das Sprudelwasser mit 2.99 USD noch günstiger… Was auch nicht akzeptabel ist!
Tok ist auch einer dieser typischen Knotenpunkte hier in diesen weiten Gegenden. Ein paar Häuser, Tankstellen, oftmals ein Lebensmittelladen und ein oder zwei Übernachtungsmöglichkeiten. In der Ortsmitte liegt die wichtige Strassenkreuzung. Entweder Anchorage, Fairbanks oder Dawson City in Kanada sind die Richtungen in die es geht. Was anderes gibt es nicht. Wir fahren noch ca. 30 min schnurgerade in Richtung Anchorage weiter. Unser Übernachtungsziel ist die Eagle Trail State Recreation Site. Dieser kleine Campground ist fast wie ausgestorben. Die letzten Sonnenstrahlen geniessen JoMa am Fluss der direkt hinter unserem Stellplatz vorbeifliesst.
Morgen geht es weiter in Richtung Valdez. Von hier aus sind es min. 5 ½ Std. Fahrzeit. In der Hälfte der Strecke hat es mit Glennallen eine Ortschaft, in der wir sicherlich eine Pause einlegen werden. Das Wetter und die Strasse sollen besser als heute sein, was bei uns nur die Stimmung heben kann…
Schreibe einen Kommentar