Von den schroffen Rockies in die flache Prärie

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In der nicht mehr ganz so kalten Nacht schnappt es gleich 2x zu. Kaum sind JoMa im Heihabettchen, klappert es zum ersten Mal, etwas später dann nochmals. Hatten wir jetzt 2 Plagegeister auf einmal zu Besuch?!

Die Erkältung hat Ma leider ganz in ihren Griff bekommen. Das Medi, welches schon Jo auf so wundersame Weise geholfen hat, scheint auch bei ihr gute Dienste zu tun. Es ist soo schön wieder in wärmeren Gefilden zu sein. Morgens nicht mehr den Atem in Martha zu sehen, bei der Zmorge-Zubereitung sich nicht der die Finger abzufrieren und die ganze Zeit mit Winterjacke herumlaufen zu müssen. So macht das Aufstehen wieder mehr Freude. Kafi und Zmörgele draussen unter blauem Himmel mit angenehmen Temperaturen geniessen. Herrlich, wie hatten wir das vermisst!

Unser Campground liegt direkt am North Saskatchewan River und ist ein sehr beliebter Treffpunkt für Kajakfahrer. Schon gestern sahen JoMa viele dieser Sportfreunde, ihre Kajaks geschultert tragen. Heute morgen ist es nicht anders. Eifrig wird sich für die Wasserung parat gemacht. Hier hat es ein paar kleinere Stromschnellen, die die ganze Sache interessant gestalten…

Ma schleppt die Erkältung noch wie einen schweren Rucksack mit sich herum. Wir lassen es heute langsam angehen. Der Tag ist freundlich zu uns, sind wir freundlich zu ihm.

Wir verlassen nun auch die Ausläufer der Rocky Mountains gänzlich, um in die weiten Ebenen von Alberta zu kommen. Strassenkreuzungen und Abzweigungen kommen in kürzeren Abständen. Der Verkehr nimmt ständig weiter zu. Wir spüren, dass wir im weiteren Einzugsgebiet von Calgary sind. Die Stadt Red Deer, mit ihren mehr als 100’000 Einwohnern, ist ein grösserer Knotenpunkt, auf den die Strassen wie auf einem Schachbrett zulaufen. Die Berge sind Hügeln gewichen, die Hügel sind den Ebenen gewichen auf denen riesige Nutzflächen zu sehen sind. Entweder sind es schon abgeerntete Getreidefelder auf denen grosse, runde Strohballen zur Abholung bereitliegen. Andere Felder werden gerade mit Erntemaschinen abgeerntet. Wieder andere Felder stehen noch hoch im Korn. Fast im Wechsel dazu weiden Rinder auf ebenso grossen Weideflächen.

Erst denken JoMa, dass noch Rauchschwaden der vergangenen Waldbrände in der Luft liegen und die Luft eintrüben. Bei Google gibt es eine Funktion bzw. Ebene, bei der man Waldbrände und die Rauchwolken anzeigen lassen kann:

Somit sind wir zum 2. Mal in der leichten Rauchwolke. Doch es sind hier vermutlich noch mehr die Staubwolken der Erntemaschinen, die die Luft eintrüben. Die Grenzen zwischen diesen Feldern bilden natürliche Baumreihen. Keine Zäune, wie man vermuten würde.

Nach Red Deer wird alles wieder ruhiger. Unsere Route heute gleicht von Nord-West kommend wie ein paar Treppenstufen Süd-Ostwärts. Marthas Windschutzscheibe ist heute ein Meer an Insekten. JoMa ist es nicht mehr möglich ordentliche Fotos während der Fahrt zu machen. Aus diesem Grund wird heute mehr geschrieben als fotografiert.

Kurz bevor wir bei unserem heutigen Campground ankommen, gibt es eine Überraschung. Plötzlich geht die Strasse steil runter in einen Canyon, obwohl es oben ausgesehen hat, als ob die Strasse endlos weiterführen würde. Willkommen in den Badlands!

Der Campground ist fast menschenleer. Nur wenige Camper hat hier an diesen friedlichen Ort verschlagen. Würde der Red Deer River nicht sanft dahinfliessen, könnten wir die Wellen rauschen hören. So nah sind wir am Ufer, wenn auch ca. 10 m oberhalb. Die weiten Ebenen mit ihren Feldern noch vor Augen hätten wir es nicht für möglich gehalten dass es hier einen Fluss gibt, der einen breiten Canyon aus der Landschaft gefressen hat.

  • Freie Platzwahl am Starland Campground
    Freie Platzwahl am Starland Campground

Unser fachkundiger Camp Nachbar erklärt uns, auf Jo’s Frage nach den Pumpen in den Getreidefeldern, dass diese Ölpumpen seien und nicht etwa Wasserpumpen. Hier werde nicht nur konventionell senkrecht nach unten gebohrt, sondern auch waagerecht unter der Erde. Das Erdöl ist in einer Sandschicht eingebunden und wird samt diesem an die Raffinerien weitergeleitet.
In den tieferen Schichten sind Erdgas und Erdöl in der Schicht über dem Muttergestein eingelagert. Dies wird dann oft auch mittels Frackings gewonnen. Bei dieser Art der Gewinnung werden mittels Hochdrucks künstliche Spalten und Fliesswege erzeugt, um die Durchlässigkeit zum besseren Abbau zu ermöglichen. Diese Art der Ölgewinnung ist zum einen sehr wasser- und kostenintensiv und zum anderen kommt es durch die Auflockerung der Gesteinsschichten immer wieder zu Erdbeben. Daher ist diese Art der Gewinnung sehr umstritten.

Selbst als die Sonne hinter den Rändern des Flussbettes verschwunden ist hat es noch angenehme Temperaturen. So könnte es doch immer sein, denken sich alle.

Das Royal Tyrell Museum ist leider montags geschlossen, so muss der angedachte Besuch auf Dienstag verschoben werden. Wie im Museum of the Rockys in Bozemann können hier Prähistorische Funde aus der Dinosaurierzeit bestaunt werden. Auch wenn es keinen «Big Mike» zu bestaunen gibt. Was wir stattdessen nach dem MoZo machen müssen wir noch sehen…

 

 

 

 

 

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