Welcome in Texas

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Bei -8 °C in der Nacht ist unserer Nachbarin hier im Turquoise Trail and RV Campground ihre Wasserzuleitung eingefroren. Da hat sie keine Freude dran, insbesondere da sie eine «permanent resident» zu sein scheint. Wieder warten wir, bis uns die Sonne und die Heizung (hier hat es Stromanschluss) etwas aufwärmt.

Ma warnt schon jetzt davor, dass es eine lange Etappe werden kann. Die Campgrounds sind etwas weit an der Strecke verstreut. Die ersten wenigen Meilen machen wir auf den grossen und vielbefahrenen Interstate 40. Nach 10 Min. biegen wir auf die historische und bei vielen Nostalgikern beliebte auf die «Route 66» ab (die Route 66 ist eine Verbindungsstrasse, die von Nordost nach Südwest über 8 Bundesstaaten mit einer Gesamtlänge von 2’278 Meilen/ 3’665 km führt). Im Gegensatz zum fast schnurgeraden und teilweise 8-spurigen Interstate, ist die in die Jahre gekommene Route 66 nur 2-spurig ausgebaut. Auf diesem «American way of life» ist der Verkehr noch langsamer und gemütlicher. Sie führt nicht nur an Ortschaften vorbei, sondern mitten durch. Es hat Ampeln, Kreuzungen und Abzweigungen. Diese Seele fehlt den grossen schnellen und immer unter Strom stehenden Fernstrassen der USA. Leider mündet die Route 66 nach einer knappen Stunde wieder in den Interstate 40 Highway.

  • Vorbei an Route 66 bei uns Auf dem Weg zum letzten Campground hier in den USA: Brownwood Campground
    Vorbei an Route 66 bei uns Auf dem Weg zum letzten Campground hier in den USA: Brownwood Campground

Zum Zmittag treffen wir an einem Rastplatz am Interstate 40 auf Steven aus Las Vegas. Er kennt die Schweiz. Am besten die Gegend um Lenk im Simmertal; sein Grossvater wurde dort geboren. Auf seinen vielen Reisen hat er schon jeden Kontinent der Welt (mit Ausnahme der Antarktis) bereist. Er ist gerade auf dem Weg nach Houston. Er hat aber auch eine Liegenschaft in Kalifornien als Zweitwohnsitz. Auch er, als gebürtiger Amerikaner, achtet peinlichst darauf, nicht länger als 180 Tage im Jahr dort zu sein, da er sonst auch in Kalifornien Steuern zahlen müsste. Kalifornien ist riesig und braucht immer Geld. Er meint, dass die meisten über das Telefon oder die Kreditkartenabrechnungen getrackt werden. Er liebt sein Land, ist aber auch kritisch was manche Dinge betrifft.

Bei ungefähr der Hälfte der heutigen Strecke biegen wir wieder von der Interstate 40 auf die alte Route 66 ab und sehen ein Hinweisschild, dem Jo folgen möchte. Nach 5 Minuten stehen wir vor einem recht unscheinbaren Grabstein – auch wenn alles durch einen Metallkäfig umfasst ist. Recht schlicht und einfach anzusehen, stehen wir vor dem Grab des jungen «Gunman» namens Henry McCarty, auch William H. Bonney, Henry Antrim oder auch Kid Antrim, besser bekannt als Billy the Kid. Um diesen legendären Revolverhelden spinnen sich viele Geschichten. Manche sehen in ihm einen skrupellosen Mörder und unberechenbaren Revolverhelden, andere sehen ihn als Opfer der damaligen Umstände. Die Legenden gehen von 9-21 Morden aus, die auf sein Konto gehen sollen, als gesichert sind 4 anzusehen. Nach seiner Festnahme durch den berühmten Sheriff Pat Garrett, seinem nach 14 Tagen später darauf erfolgten Gefängnisausbruch, wurde er im Alter von 22 Jahren durch denselben Sheriff Pat Garrett erschossen und hier in Fort Sumner einen Tag später beerdigt.
Wie auf der Hinweistafel neben dem Grab zu lesen ist, wurde der Grabstein in den Jahren 1951 für 26 Jahre und 1981 für 4 Tage geraubt. Auf Grund dessen wurde der Grabstein und das Grab mit einem Metallkäfig geschützt.

  • Auch ein (unrühmlicher) Teil der amerikanischen Geschichte: Billy the Kid
    Auch ein (unrühmlicher) Teil der amerikanischen Geschichte: Billy the Kid

Nachdem wir die Grenze zu Texas überschritten haben, merken wir, dass es plötzlich wieder eine Stunde später ist. Diese ewigen und vielen Zeitverschiebungen machen es uns wirklich nicht leicht.

Die Landschaft ändert in Texas frappant: In New Mexiko sahen wir weite Steppen und Prärielandschaften, in denen sich nur vereinzelte kleine Rinderherden tummelten. Obst, Gemüse und Getreideanbau war eher von niederer Bedeutung. Kaum haben wir Texanischen Boden unter den Rädern, ändert sich das Landschaftsbild radikal. Statt leerer und wilder Weideflächen, sehen wir jetzt Ackerbau und riesige Baumwollfelder. Plötzlich steigt uns ein unangenehmer Duft in die Nase, wie aus einer Jauchegrube. Jetzt sehen wir riesige Rinderherden mit mehreren tausend Tieren. Diese stehen dicht and dicht und werden durch Kraftfutter ernährt, was den Gestank der gewaltigen Misthaufen erklärt. Teilweise gigantische Futtersilos sorgen für die entsprechende Nahrung. Hier kann sicherlich nicht von glücklichen Rindern gesprochen werden!

Unser heutiger Campground ist eher der Luxusklasse zuzuordnen. KOA Campgrounds haben eine gehobene Ausstattung, was sich auf normalerweise auf den Preis niederschlägt. Trotz des bedachten und beheizten Swimmingpools und noch anderer Annehmlichkeiten, kommt der Lubbock KOA Journey Campground eher günstig daher.

Ma’s Indien Curry zum Znacht ist wieder ein kulinarischer Höhepunkt.

Endlich hat es eine Nacht in der keine Minustemperaturen mehr auf dem Thermometer abzulesen sind.

Morgen Vormittag haben wir erst ein wichtiges Zoom mit der Schweiz, danach heisst es wieder Meilen machen…

Ausserdem müssen wir für Jo’s Superbowl-Müesli glutenfreie Haferflocken und veganes Joghurt einkaufen. Stephanie und Don in Austin sollen schliesslich auch diesem Frühstücks-Hochgenuss probieren dürfen 😉

 

 

 

 

 

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