Laredo (11)

Auch wenn wir uns hier in Laredo bei Roland und Lety sehr wohl fühlen, merken wir, dass es uns langsam weiterzieht. Die Tage hier sind von gleichmässiger Ruhe und Entspanntheit geprägt. Das gemeinsame Zmorge, die Stunden in denen JoMa ihre Spanisch Lektionen lernen, die Vorbereitungen zum Zmittag bevor es am Nami vielleicht ein paar Aktivitäten gibt, um schliesslich nicht allzu spät das Znacht zu geniessen. Selbst die vergangenen Regentage zu Anfang unseres Besuches hier waren ohne grosse Aufregung. Einzig Jo’s vergebliche Versuche Martha «trocken zu legen». Irgendwo hat der Regen immer noch ein kleines Loch gefunden, um in Martha hineinzukommen… Martha ist halt ein kleiner Emmentalerkäse, mit einigen Löchern, die Regentropfen und Mäuse nicht daran hindern, einzudringen.

Jo liegt am Nami mit etwas Kopfweh darnieder, so dass Ma und Roland allein die Wochenendeinkäufe erledigen.

Roland und Lety führen uns heute zum Rio Grande nach Süd-Laredo zum Hundespaziergang mit Loki aus. Süd-Laredo ist die eigentliche «Altstadt» von Laredo. Wobei man jetzt bitte nicht an eine Altstadt im traditionellen Sinne denken sollte. Hier in den USA gibt es keine Städte, die älter als etwas mehr als 250 Jahre alt sind. Was gerade mal etwas mehr als 8 Generationen sind… Hier im Süden von Laredo stehen die kleineren Häuser dicht gedrängt aneinander. Keine Spur von Reichtum oder aufstrebendem Wohlstand. Einzig rund um die Kirche und den Kirchplatz spielt sich das Leben so ab, wie wir es kennen. Dies zeugt eindeutig vom mexikanischen Einfluss. Sonst ist Laredo mit seinen breiten, schachbrettartigen Strassen und Häuserblocks eine Stadt wie viele andere in den USA. Wie bei allen wachsenden Städten sehen wir auch hier Shopping Malls, die sich aneinanderreihen und sich immer weiter in die Vorstädte ausbreiten. Kleine Geschäfte in Downtown werden verdrängt oder durch Billig-Läden ersetzt. Oft stehen die Häuser leer und verfallen zusehends.

Zurück zum Ausflug an den Fluss: Statt direkt am Flussufer entlang, geht es heute in einem Park einem kleinen Radweg entlang. Lange Zeit sehen wir nichts vom Rio Grande. Erst zum Schluss sehen wir zuerst den schmalen Chacon Creek als Zulauf und dann den Rio Grande. Hier treffen wir auf zwei Angler die ihr Anglerglück versuchen. Petri Heil wünschen wir ihnen. Noch vor Sonnenuntergang, so gegen halb sieben, sind wir wieder auf dem Rückweg. Loki ist nur dann angeleint, wenn wir in die Nähe der Sportstätten kommen. Hier herrscht an diesem lauen Samstagnachmittag eine ausgelassene Stimmung. Schulklassen spielen Baseball gegeneinander oder man wirft sich sonst den Ball fröhlich zu.

Obwohl es schon etwas später als sonst zum Znacht ist, gibt es noch ein exzellentes Mahl. Lachs mit Süsskartoffeln und Ofengemüse. Ein farbenfrohes Essen.

Lety verwandelt das traditionelle Thanksgiving-Essen in den USA in unser persönliches «Friendsgiving»-Essen um. Dieses Jahr ist Thanksgivings am 23. November. Dieser Brauch entspricht unserem oftmals vergessenen Erntedankfest und ist – nach Aussage von Amerikanern – für Familien-Treffen noch wichtiger noch als Weihnachten.

Anmerkung der Redaktion:
Der Rio Grande (wie er in den USA heisst) beziehungsweise der Río Bravo (wie er in Mexiko heisst), ist ein Strom in diesen beiden Staaten Nordamerikas. Beide Bezeichnungen sind spanischen Ursprungs: Río Grande bedeutet „Grosser Fluss“, Río Bravo bedeutet „Wütender Fluss “.
Allerdings ist bis dahin vom „wilden Fluss“ nicht mehr viel übrig, denn er wird in großem Masse zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen angezapft.
Mit einer Länge von 3034 km ist der Rio Grande nach dem Missouri-Mississippi und dem Yukon River der drittlängste Fluss der USA. Von seiner Gesamtstrecke entfallen knapp 300 km auf Colorado, rund 750 km auf New Mexico und etwas mehr als 2000 km auf Texas.