Der letzte Morgen in Mexiko vor der Weiterreise nach Belize, verwöhnt uns mit Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Schon recht früh regt sich erstes Leben in Marthas Bauch. „Wenn möglich 10 Uhr Abfahrt“, ist Ma’s Ansage. Das ist zu schaffen!
Hanu ist soweit genesen, dass er sich wieder nach draussen wagt. Die Grippe hat ihm ordentlich zu schaffen gemacht. Leider scheint es jetzt auch Lesley erwischt zu haben. Daher fehlt sie auch auf dem Ammler Abschiedsfoti in Bacalar. Gute Besserung! Wir bleiben mit Hanu in Kontakt. Schliesslich wollen sie auch noch nach Belize und Guatemala weiterreisen. Ansonsten: Wenn nicht hier auf der Reise, dann werden wir uns sicherlich diheime in Amden wieder sehen!
Bis zur Grenze ist es nicht weit. Wir sind mit Bacalar am südöstlichen Zipfel von Mexiko.
Am Grenzübergang Santa Elena ist eher Müssiggang, was den Tag bestimmt. Bei der Ausreise ist der «Beamte» ganz erstaunt, dass wir «definitiv» aus Mexiko ausreisen wollen und somit unser TIP (temporary import permit) für Martha löschen und einen Ausreisestempel wollen. «Aha, ihr wollt nicht wieder zurück? Dann fahrt mal dort links rüber, da ist der Banjercito, dort könnt ihr den TIP löschen.» meint er.
Die Beamtin im Banjercito kann sogar etwas Englisch. Sie kommt kurz mit raus, überprüft Marthas Fahrgestellnummer und Kennzeichen und löscht dann den mexikanischen TIP. Das geleistete Depot sollte innerhalb von 2 Tagen zurück auf Jo’s Kreditkarte überwiesen werden.
Danach geht’s zur Ausreise. Dummerweise können JoMa die Quittung für die bezahlte Einreisegebühr nicht mehr finden. Wer denkt denn auch daran, eine Quittung aufzubewahren, wenn die dafür erhaltenen Zettelchen immer im Pass sein müssen, bzw. ohne diese Zettelchen eine Ausreise gar nicht möglich ist?! Leider lässt die Grenzbeamtin nicht mit sich verhandeln. Wir müssen nochmals bezahlen. Ob sich da wieder mal jemand einen kleinen Obolus dazu verdient? Wirklich ärgerlich!
Danach geht es 2 min. Fahrt weiter durchs Niemandsland. Die von anderen Reisenden erwähnte Desinfizierung des Autos durch eine Besprühungsanlage hat wohl ausgedient. Allerdings versucht hier noch jemand, unwissenden Reisenden mit einem Stempel auf einem unnützen Papier etwas Geld aus der Tasche zu ziehen. Leider erfolgreich…
Zuerst die Sache mit dem TIP (temporäre Einfuhr von Martha in Belize) erledigen. Dies wird in Jo’s Reisepass eingetragen, so dass bei der Ausreise ersichtlich ist, dass Martha auch dabei sein muss.
Danach erfolgt die Einreise bzw. das Visum wird beantragt. Jo’s Schrift auf dem auszufüllenden Formular sieht – wie so oft – aus, als wäre ein Huhn über das Blatt Papier gelaufen; jedenfalls meint das die Grenzbeamtin… Sie nimmt dann Ma’s Zettel und kann endlich alles entziffern.
Dann meinen JoMa, endlich allen Papierkram erledigt zu haben. Doch schon kommt wieder ein «Beamter» auf sie zu und meint, sie müssten nochmals etwas bezahlen für die Ausreise. Oder ist es Einreise? Oder Durchreise? Oder einfach eine Parkplatzgebühr? Da mittlerweile alle mexikanischen Pesos weg sind und noch kein ATM in Sicht ist, um Belize Dollars zu bekommen, fragt Ma, ob die Gebühr mit der Kreditkarte bezahlt werden kann. «Kein Problem», meint der Herr und führt uns auf verschlungenen Pfaden durch das Gebäude zu einem Schalter, wo dies dann auch problemlos und korrekt erfolgt. Es ist meist einfach nicht ersichtlich, was wofür bezahlt werden muss, weshalb und in welcher Reihenfolge…
Drei Meter weiter ist dann der Grenzübergang nach Belize. 4-5 Männer hängen gelangweilt herum und starren in ihre Handys. Dann kommt langsam etwas Leben in die Bude. Martha wird begutachtet. Ein Blick in die Papiere und einmal kurz die Türen öffnen. Wie schon bei anderen Grenzübertritten, erregt Martha das Interesse der Grenzer. Wie alt, wieviel Hubraum und Zylinder und die Bemerkung, dass JoMa einen «fancy car» hätten. Das Ganze dauert um die 3 Minuten, dann setzen sich alle wieder in ihre Stühlchen und starren in ihre Smartphones. Auf unseren fragenden Blicke gibt es einen kleinen Wink mit dem kleinen Finger. Wir dürfen die Grenze passieren. Der ganze Grenzübertritt hat letztlich keine Stunde gedauert.
Es ist wohltunend, nach 2 Monaten Mexiko und Spanisch, nun wieder Englisch zu sprechen! Englisch ist in Belize die Landesspreche. Das liegt an der kolonialen Vergangenheit bis 1981. Bis dahin hiess Belize British Honduras. Trotz der Eigenständigkeit ist Belize immer noch ein Teil vom Commonwealth.
Direkt hinter dem Grenzübergang ist schon das Gebäude der Fahrzeugversicherungsgesellschaft zu sehen. Die PW-Versicherung ist obligatorisch und muss auf jeden Fall abgeschlossen werden. Für alle ersichtlich – insbesondere Polizeikontrollen (die erste erwartet uns 1-2 km nach der Grenze) – muss in die Versicherungsvignette vorne in Marthas Frontscheibe geklebt werden. Hier steht mit Uhrzeitangabe genauestens verzeichnet, wann die Versicherung beginnt und wann sie wieder abläuft. Die meisten Overlander bereisen Belize nur als Transitland für Guatemala und bleiben entsprechend maximal 3 Tage im Land. Wir haben uns für die maximal Lösung von 30 Tagen entschieden. Wobei das preislich keinen grossen Unterschied ausmacht.
Im knapp 5 km entfernten Corozal, der ersten etwas grösseren Stadt hier in Belize, kümmern wir uns um den Mobilfunk: SMART heisst unser Anbieter. Wir lösen einen 40-tägigen Prepaid-Vertrag, um die doppelte Datenmenge zum 30-tägigen zu haben. Die Landeswährung ist der Belizedollar und entspricht 50 % des US Dollars. Was uns nach dem günstigen Mexiko viel erscheint. Auch der erste notdürftige Einkauf bestätigt dies. Ma merkt plötzlich, dass es wieder eine Zeitverschiebung gibt. Wieder zurück zu den gewohnten 7 Stunden Zeitunterschied mit zu Hause.
Das, was wir im Vorbeifahren von Belize sehen, erscheint uns nicht gerade wohlhabend zu sein. Da stellen wir uns die Frage, wie dies zusammenpasst. Auch Corozal macht auf uns grundsätzlich diesen Eindruck. Die Geschäfte, die Häuser und Strassen haben schon bessere Zeiten gesehen. Es ist immer noch regnerisch und auch das Meer scheint gerade Flut zu haben.
Was uns allerdings auch auffällt ist, dass hier in Belize wesentlich weniger Abfall zu sehen ist. Auch in Corozal war dies schon so. Keine Müllhaufen an Hausecken oder Eingängen. Jetzt nicht ganz ohne, aber nur etwas mehr als in der Schweiz! Was für ein Unterschied zu Mexiko!
Auch die Bevölkerung ist anderen Ursprungs. Im Gegensatz zu Mexiko ist der überwiegende Teil der Bevölkerung afrikanischen Ursprungs. Was im Aussehen und Hautfarbe ersichtlich ist.
Ma hat uns bei Nerie im Jacana Inn in Crooked Tree angemeldet. Was etwas hochtrabend klingt, aber ganz normal erscheint. Hier können wir mit Martha im Garten campieren und doch Sanitäranlagen eines Hotelzimmers und eine Abwaschküche mitbenutzen.
Das Jacana Inn liegt direkt an der Nothern Langoon, was sprichwörtlich gemeint ist. Die Einfahrt zum Grundstück liegt gerade mal 4 m vom Ufer entfernt. Im Vergleich zum relativ teuren Einkauf erscheint JoMa der Übernachtungspreis mit 20 BZD recht günstig.
Bei den letzten 100 m bis zu Einfahrt fragen sich JoMa, ob dies mit Martha überhaupt zu machen ist. Sie parken erst Mal und fragen nach. Beim Nachbargrundstück, das fälschlicherweise erst als das richtige gehalten wurde, ist eine Zufahrt auf keinen Fall möglich – Martha würde schon nach ein paar Metern im Sumpf stecken bleiben. «Auch wenn es nur 20 m sind, machen wir das auf keinen Fall, auch nicht mit Anlauf», sagen sich JoMa.
Der nette Nachbar weist uns den Weg: «Einfach weiter der Lagune entlang.». «Wo bitte soll das sein?» denkt sich Ma. «Da hat es keinen Weg, nur ein paar tiefe Spuren im Sumpf.» Nerie ist aber zuversichtlich, dass Martha das packt. Ihr eigener PW hat auch nur Vorderradantrieb und sie schafft es auch. Somit werden wir es wohl auch schaffen. Was dann der Super-Duper-Chauffeur Jo auch bravourös meistert.
Als wir uns schön in der Sonne platziert haben, erzählt uns Nerie, dass ein früherer Gast nach einem Regenschauer gut 4 Std. brauchte, um sein Auto aus dem Schlamm heraus zu bugsieren. Mit Freischaufeln, Unterlegen und einigem mehr hat er es dann geschafft. Das ist nichts für Ma’s empfindliches Gemüt. Sie hofft sehr, dass nicht noch mehr Regen kommt und der Wasserspiegel der Lagune nicht noch mehr steigt. Sonst ist uns der Rückweg abgeschnitten…
Hier im Dorf hat es 2 Grocery Stores, in denen es das Nötigste für den Tagesbedarf gibt. Beide sind gut zu Fuss erreichbar. Ein etwas kleinerer, direkt am Friedhof und der grössere «Chinas Store» weiter hinten nach dem Antennenmast. «Dort gibt es alles» meint Nerie.
Wir merken, dass wir hier anders denken müssen. Store ist nicht gleich Store. Store heisst hier eine kleinere unscheinbare Türöffnung mit dahinter vielleicht 2 m2 Fläche. Der nähergelegene Store hat schon geschlossen. Gehen wir also weiter.
Vor dem chinesischen Store herrscht reges Kommen und Gehen. Während JoMa in der Schlange warten, bis sie drankommen, plaudert Jo mit einem anderen wartenden Kunden. Ausser dem offiziellen Englisch sprechen sie auch noch eine „Kurzversion“ davon. Da sie auch grundsätzlich sehr schnell und abgehackt sprechen, kommt diese Version einem wie eine eigene Sprache vor und kann kaum als Englisch entziffert werden.
In den Läden hier gibt es keine Selbstbedienung. Daher können die Läden auch nicht betreten werden. Eine etwas jüngere Chinesin, mit einem schreienden, kleinen Kind im Arm, oder in die Hüfte gestemmt, oder ihr durch den Weg krabbelnd, schiebt das Gewünschte durch die kleine Öffnung durch ein Gitter hindurch. In JoMas Fall klemmt sie sich auch noch ihr mobiles Telefon zwischen Ohr und Schulter. Kein Wunder, ist sie etwas überfordert, als der kleine Bub auch noch mit dem Kopf auf den Boden fällt. JoMa wollen die Verkäuferin nicht auch noch weiter fordern und lassen es mit Milch und Joghurt bewenden.
Abends um 20 Uhr kommen Neries Kinder aus der Schule, um an anderen Morgen um 5:30 Uhr schon wieder das Haus zu verlassen. Sie gehen in Belize City zur Schule. Die Busfahrt dauert etwas mehr als 1½ Stunden. Was haben die Kinder doch für lange Tage!
Morgen ist noch ungewiss, was auf dem Programm stehen könnte. Wir sind im Vogelparadies. Wenn es das Wetter zulässt, gibt es einen Vogelbeobachtungsspaziergang.
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