Die ganze Nacht hindurch knallte es immer mal wieder. Mal von fern, mal von nah. Hier in Cobán gibt es eine Munitionsfabrik des Staates und, so wir gestern bei der Hinfahrt gesehen haben, wird hier Gestein abgebaut. Ob die Knallerei mit diesen beiden Dingen zusammenhängt?
Es regnet nicht mehr so wie gestern Nacht, trocken ist es trotzdem nicht. Es ist diesig und wolkenverhangen. Obwohl wir hier direkt vor den Toren der Stadt sind, ist es erstaunlich ruhig hier. Kein Strassenlärm, kein nerviges Gehupe oder sonstiges ist tagsüber zu hören.
Bleiben oder gehen, ist die Frage des Morgens. Ist eigentlich kein schlechter Platz, da er so ruhig ist, andererseits doch recht teuer für den wenigen Service, den er bietet. Ausser WC ohne Licht und eine noch dunklere kalte Dusche gibt es nichts, was unser Herz erwärmt. Nach dem zweiten Kafi am Vormittag reisen wir ab.
Vom Valentinstag, wie er sonst in anderen Ländern der Welt begangen wird, ist hier nicht viel zu spüren. Dafür ist der Aschermittwoch offensichtlich. Hier im Campground, der offensichtlich auch als Baumschule oder Grünamt der Stadt oder Gemeinde Cobán dient, sehen wir 2 Mitarbeiter mit einem Aschenkreuz mitten auf der Stirn.
Schon wie gestern ist auch heute die Strasse kurvenreich durch die Dörfer. Heute geht es nach Osten. Unser Ziel ist Lanquín, das mit 52 km eigentlich nicht weit entfernt ist. Die Strasse geht in Kurven und Wellen auf und ab. Je höher wir kommen, um so nebeliger wird es. Wir sind froh, herrscht nicht viel Verkehr auf der Strasse. Und Ma ist froh, ist die Strasse jetzt durchgehend asphaltiert – noch vor ein paar Jahren war dieser Ausflug zur Besichtigung der Sinterterrassen von Semuc Champey um einiges aufwändiger. Auf den letzten 5 km der Strecke geht es recht steil «s’Loch ab», wie man in der Schweiz zu sagen pflegt. Selbst auf dem Weg in die Rockies gab es keine so steile Strasse. Wir wissen, dass wir morgen, oder übermorgen denselben Weg retour nehmen müssen. Hoffentlich schafft dies unsere «Grand Dame» ohne überzukochen… Wir nicht wissen, wie diese steile Strasse vorher als unbefestigte Strasse war! Als wir in Lanquín ankommen, ist Ma mehr als nur erleichtert. Sie hatte trotz Jo’s gemütlicher Fahrweise Sorgenfalten auf der Stirn und Nöte ausgestanden, irgendwo im Graben zu landen, oder dass zu Schluss die Bremsen doch noch heiss laufen oder versagen. Nun muss nur noch der Retourweg gut über die Bühne gehen, dann war der Ausflug hierin ein voller Erfolg.
Ma dirigiert uns auf den Parkplatz des El Recreo Hotels. Hier können wir gegen kleines Geld über Nacht stehen bleiben. Ausserdem dürfen wir auch die warme (!) Duschi und das WC benutzt werden.
JoMa drehen zum Beinevertreten eine Runde durch die kleine Stadt. Der Weg zur Kirche, die von hier aus zu sehen ist, ist kurz und geht steil bergauf. Auf der Hauptstrasse und auf dem Markt herrscht geschäftiges Treiben. JoMa sehen viele Frauen in ihrer traditionellen Kleidung. Ein dunkel gemusterter, weiter und knöchellanger Faltenrock, dazu ein Träger-Shirt und darüber ein einfaches, aber immer sehr buntes, weites Shirt oder Bluse. Die kleinen motorisierten dreirädrigen Tuk-Tuks sind überall flink unterwegs. Alles, was geht, wird damit transportiert. Und wenn da was breiter als das kleine Wägeli sein sollte, ist das auch nicht schlimm.
An einer Strassenkreuzung läuft ihnen Addie über den Weg. Addie haben JoMa in Tikal auf dem Campground kennengelernt. Sie ist aus New York direkt nach Yukatan, Mexiko, geflogen und möchte noch bis zum Sommer in Mittelamerika reisen. Heute geht es ihr nicht so gut. Sie ist in 2 Etappen zu je gut 5 Std. mit dem Bus hierher gefahren. Irgendetwas scheint ihr auf dem Magen geschlagen zu haben. Sonst wäre sie gerne mit JoMa etwas essen und trinken gegangen.
JoMa finden ein kleines Kaffee mit Terrassenblick ins grüne Tal. Mit einem jungen Paar aus den Niederlanden, das auch erst vor ein paar Stunden hier im Ort angekommen ist, geraten JoMa schnell ins Plaudern. Hier auf knapp 300 m Höhe ist es wieder wesentlich wärmer als noch heute Morgen in Cobán auf knapp 1’300 m. JoMa kommen schon etwas auf dem kurzen Weg retour ins Schwitzen.
Am Abend kommen keine Gäste ins Restaurant des El Recreo Hotels. Ob es an der Saison oder am Aschermittwoch liegt, können wir nicht sagen. So gegen 17 Uhr erklingen die Kirchenglocken. Etwas später dann erschallen aus den umliegenden Kirchen die ersten Gesänge der Andacht…
JoMa sind nicht traurig darum, dass hier heute nicht so viel Betrieb herrscht. Ob es morgen anders ist? Auch auf der Strasse, die direkt nebenan verläuft, hat es kaum Verkehr. Vielleicht können JoMa ja eine ruhige Nacht verschlafen 🙂
Für morgen hat sich Ma einen Besuch der Sinterterrassen in Semuc Champey ausgedacht. Dorthin kommen JoMa nur mit einem Collectivo Pickup. Die Strasse ist zu schmal und zu steil für Martha. Es reicht schon, wenn JoMa an den Retourweg nach Cobán denken…
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