Während der Nacht haben JoMa dann doch nicht so gut geschlafen. Zum einen schien Jo die ganze Nacht die Strassenlaterne ins Gesicht, zum anderen meinte ein Hund immer wieder etwas lautstark zum Besten geben zu müssen.
Mit so wenig Schlaf ist es nicht verwunderlich, dass die Nerven etwas blank liegen: Am Morgen kommt es zwischen JoMa zu einer Meinungsverschiedenheit, die darin endet, dass Ma sich nach dem Zmorge allein zu den Sinterterrassen aufmacht. Auch wenn diese hier eine Besonderheit und eine der wenigen Höhepunkte in Guatemala sind, verzichtet Jo auf den Besuch… «Trotzkopf» meint Ma. «Ja, genau», meint Jo. Nun denn.
Ma geht keine zehn Schritte und schon wird sie von einem Pickup «aufgegabelt» nach Semuc Champey. Sie bekommt den «Luxusplatz» auf dem Beifahrersitz, während die Indiofrauen mit ihren Kindern auf dem Hintersitz Platz nehmen und die Männer mit einem Stehplatz auf der Ladebrücke vorliebnehmen müssen. Der Preis ist fix (25 Quetzales = 2.80 CHF). In Lanquín werden noch weitere Fahrgäste eingeladen, bis der Fahrer meint, dass sich die Fahrt jetzt lohnt. Es ist unglaublich viel Betrieb im Städtchen – der Markt wuselt und der Verkehr mit den Tuk-Tuks, Töffs und Collectivos verstopft die Strasse.
Für Ma unerwartet ist der grösste Teil der Strasse nach Semuc Champey neu asphaltiert. Steil geht es über einen kleinen Pass ins nächste Tal. Für Ma unvorstellbar, wie dies früher noch war mit einer Schotterstrasse… Die letzten 500 m sind dann auch vermutlich so, wie sie früher waren: Mehr Bachbett als Weg, eng, steil und total ausgewaschen… Aber das stört hier keinen.
Semuc Champey hält, was es verspricht: Türkisblaue Sinterterrassen, ein schöner, wenn auch anstrengender Rundweg zu einer Aussichtsterrasse, dampfender Dschungel in einem wilden Flusstal. Ma kommt ganz schön ins Schwitzen bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit. Umso schöner ist das Bad in den klaren, kühlen Fluten!
Der Weg zurück geht so unkompliziert, wie der Hinweg. Einzig vor der Baustelle gibt es etwas Wartezeit. Dafür auch Musse, den Betrieb in einer Gassenküche zu beobachten:
Während Ma ihren Tag bei den Terrassen verbringt, nimmt sich Jo Zeit ein Buch zu lesen. JoMa haben gestern auf dem Spaziergang durch Lanquín einen Barber Shop gesehen. Jo denkt sich, diesem heute einen Besuch abzustatten. Da Jo’s Spanisch so ungefähr aus drei Worten besteht, zeigt er ein Foti, wie er es gerne hätte. Scheinbar sind da die Vorstellungen des Haareschneidemeisters und Jo’s etwas auseinander gegangen. Als der Meister beschwingt die Haarschneidemaschine ansetzt, kommt sich Jo wie bei einem Schafscherer vor, der das Winterfell abschert. Galant zieht er einen Streifen durch die Haarpracht und hinterlässt nur noch einen 5 mm kurzen Streifen. Anscheinend sind hier die Popper-Haarschnitte aus den 80ern modern. An den Seiten und hinten kurz, so dass nur noch eine Elvis-Tolle stehenbleibt. So hatte sich Jo das nicht vorgestellt. Auf die Elvis-Tolle kann er gut und gerne verzichten. So gestikuliert er mit dem jungen Mann mit dem Schneideapparat, dass er den Rest auf dieselbe Länge kürzen kann. Was diesem doch etwas ungewöhnlich erscheint. Jo tröstet sich damit, dass der Haarschopf bis zum Sommer wohl wieder auf ansehnliche Länge nachgewachsen ist.
Am späteren Nachmittag gesellen sich noch weitere Schweizer aus Bern neben uns. So sind wir nicht mehr ganz allein.
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