Die Nächte hier auf dem Parkplatz vor dem El Recreo Hotel sind nicht wirklich erholsam. Zum einen liegt es daran, dass wir direkt an der steilen Strasse nach Lanquín hinein liegen: Es quietschen die Bremsen der abwärts fahrenden Autos, oder noch schlimmer, die mega lauten Motorbremsen der LKWs oder es muss zum Bergauffahren Gas gegeben werden. Andererseits scheint auch noch eine Strassenlaterne fast taghell in Jo’s Seite hinein. Er könnte sie zwar abdecken, doch dann kommt keine frische Luft mehr rein.
Doch wir sind froh, können wir uns in Martha „betten“. Die Alternative, in einem günstigen Hotelzimmer zu schlafen, scheint uns angesichts der Zimmer hier nicht gerade erstrebenswert. Frische Luft ist Mangelware in diesen Kabäuschen.
Unser Schweizer Nachbar ist Heinz mit seinem „Roten Kamel“, einem roten Toyota Landcruiser mit dem er – mit variablen Gästen – die Welt bereist (www.redcamel.ch). Ihm hat sich ein junges kanadisches Paar aus Quebec angeschlossen, das ebenfalls mit einem Landcruiser unterwegs ist sowie eine Mitfahrerin aus Mexiko, die mit ihm bis nach Nicaragua mitreist. Wie die Kanadierin erzählt, sind sie in 6 Wochen (!!) vom hohen Norden hier runtergeprescht. Ihr Ziel ist Argentinien. In ein paar Wochen haben sie mit Freunden in Costa Rica und später mit anderen in Peru abgemacht, mit denen sie zusammen bis nach Argentinien fahren wollen.
Nachdem JoMa ein paar Hausaufgaben gemacht haben, geht es gleich zurück in Richtung Cobán. Die steile Strasse rauf, die wir vor 2 Tagen runtergefahren sind. Wenn wir angekommen sind, wissen wir mehr…
Ma ist immer noch mit ihrer Zahnbürschtli-Online-Bestellung beschäftigt. Alles nicht so einfach, wie sich herausstellt…
Der Tag heute ist sonnig und warm. Die letzten Tage war es bedeckt und drückend schwül. Die kommenden Tage, sagt die WetterApp, soll Regen herunterprasseln.
Am Vormittag verabschieden wir uns von Heinz und seinen Reisebegleitern. Vielleicht sehen wir uns hier in Guatemala nochmals wieder?
Jo ist ein wenig mulmig, wenn er an die Retourfahrt nach Cobán denkt. Vom Hotelparkplatz geht es direkt steil bergauf. Auch wenn es nicht nötig sein sollte, wird Marthas Tank aufgefüllt. Die Strecke ist mit etwas mehr als 50 km gerade 1/6 von dem, was wir mit Martha üblicherweise fahren können. Allerdings «schluckt» Martha auch fast das Doppelte, wenn es sehr steil bergauf geht.
Im Martha eigenen Schneckentempo geht’s von nun an steil bergauf. Immer wieder werden wir von PKW, Töfflis, Tuk-Tuks oder schwarz qualmenden (Mini-)Bussen überholt. Insgesamt halten wir bei 3 Parkbuchten an, um Martha ein wenig Abkühlung zu gönnen. Sie verkraftet es viel besser als gedacht! Jo hat sich bis jetzt etwas gesträubt, im ersten Gang zu fahren. Doch Ma meint, er soll es doch mal versuchen. Und siehe da, es klappt bestens. Zwar auch etwas langsamer, aber dafür kommt Martha nicht so sehr ins Schwitzen wie befürchtet. Nach der dritten Verschnaufpause geht es in Wellen auf und ab bis nach Coban.
Hier drehen wir eine grosse Runde in der Stadt mit ihren vielen engen Einbahnstrassen, bis wir endlich auf dem Parkplatz des angepeilten Einkaufsladens stehen. Draussen ist es brütend heiss, so dass JoMa regelrecht in den kühleren Laden flüchten. Im Laden werden auch Haushaltgeräte verkauft. Eine Waschmaschine, wie sie Iris in Belize hatte, kostet hier neu fast 2000 Quetzales (226 CHF bzw. 237 EUR), was wir angesichts der hiesigen Einkommen ganz beachtlich finden. Je nach Quelle liegt das monatlich Pro-Kopf-Einkommen im Durchschnitt von ganz Guatemala bei ca. 3700 Quetzales.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Orchideenparadies Orquigonia. Hier herrscht etwas Uneinigkeit bei den Angestellten darüber, wie wir uns mit Martha auf ihrem kleinen Parkplatz stellen sollen. Längs oder quer ist hier die Frage. Quer wird entschieden. Insgesamt stehen nur 5 Parkplätze, die dicht an dicht liegen, zur Verfügung.
Kaum sind wir etwas eingerichtet, kommen weitere Besucher vorbei. Interessiert mustern sie Martha und tuscheln…, gehen dann aber erst mal auf die Orchideen-Tour. Später kommen wir mit Josette & Bruno, einem lustigen und fröhlichen Paar aus Caux, was etwas oberhalb von Montreux am Genfer See liegt, ins Gespräch. Josette fragt Jo, ob er Montreux kennt. Daraufhin blättert Jo in den Fotos in seinem Telefon herum. Als er gefunden hat, was er sucht, zeigt er Josette das Foto, wo er in Montreux an der Uferpromenade neben der bronzenen Freddy Mercury Statue steht. «Oh Freddy Mercury and Queen», säuselt Josette in ihrem herrlichen Englisch mit dem betörenden französischen Akzent. «Queen kennen wir sehr gut, die haben immer bei uns im Restaurant gegessen, wenn sie in Montreux im Aufnahmestudio waren. Ganz feine und lustige Menschen sind das!»
Als Claude Nobs, der langjährige Organisator des Jazzfestivals von Montreux, älter wurde, hatte er Bruno angefragt, ob er nicht in seinem Atelier für ihn und seine Gäste am Eröffnungsabend des Jazzfestivals kochen möchte. So kam es, dass Josette & Bruno mit vielen weltbekannten Musikern schon mit klirrenden Gläsern angestossen haben. Aber nun haben sie ihr Restaurant verkauft und reisen lieber durch die Welt. Wenn JoMa im Sommer in der Schweiz sind, sollen sie auf jeden Fall (!) bei ihnen in Caux vorbeikommen. Sie hätten immer ein Gästezimmer frei! Wir tauschen noch Reisetipps aus, Fotos unserer Zuhause – beide mit atemberaubender Aussicht – und merken, dass wir ähnliche Interessen haben wie Natur und Wandern. Leider können sie ihren Fahrer nicht noch länger warten lassen, sonst hätten sie gerne noch länger mit uns geplaudert und gelacht. So ein sympathisches Paar!
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