Heute ist es ein sehr langer Fahrtag. Schon früh morgens, kurz nach sieben, sind wir wieder auf der Strasse. Wenn es geht, möchten wir heute bis Oaxaca kommen. Das sind mehr als 450 km die zurückzulegen sind.
Bei der Tanke vergessen wir schon fast den Tankdeckel. Nur Dank des beherzten Rufens des Tankwarts merken wir das. Der Tag ist wie die letzten: Sonnig und heiss. Und entlang der Carretera Federal 200 nutzen die Migranten die Kühle des Morgens. Der Strom von Menschen entlang dieses Highways scheint nie abzureissen.
Wir passieren über den ganzen Tag mehr als 20 Kontrollstellen. Nur an einer werden wir nach unseren Pässen gefragt. Entweder werden wir einfach durchgewunken oder – was grössten Teils so ist – die Polizisten oder Soldaten sitzen in ihr Telefon starrend unter einem Sonnenschutz und nehmen kaum Notiz davon, wer da gerade passiert…
Bei der zweiten Tankpause gönnen wir uns einen Kaffee to go. Später machen wir noch ein richtiges Zmittag. Ein Drittel haben wir geschafft und liegen gut in der Zeit. Jetzt biegen wir von Flachland ab, um auf die Hochebene nach Oaxaca zu fahren. Jetzt kommen lange Steigungen auf uns zu. Hier gibt es keine dritte Spur, auf der wir gemütlich langzockeln können. Zwei Spuren maximal, normalerweise nur eine. Und auf dieser normalen Überlandstrasse heisst es wieder auf die Schlaglöcher achten. Manchmal wird es zu einer Slalomstrecke.
Nach der ersten grossen Steigung gönnen wir uns in El Camarón eine Pause. Wir essen etwas, Martha steht überdacht im Schatten neben uns und kann sich etwas abkühlen. Ab hier geht es nochmals steil bergauf weiter. Lagen wir noch gut in der Zeit, liegen wir jetzt mit jedem Meter weiter aufwärts zeitlich zurück. Langsam wie eine Schnecke kriechen wir bergauf. Glücklicherweise gibt es auch immer wieder Teilstücke die eben, oder sogar abschüssig sind. So kann Marthas Kühler wieder die nötige Erholung finden. Sind wir heute auf Meereshöhe gestartet, so haben wir mit dem Peak auf 1900 m.ü.M. unserer heutigen Etappe mehr Höhenmeter gemacht, als auf jeder anderen Etappe vorher auf unserer gesamten Reise. Auf den letzten 10 km bis dort oben hin fahren wir, im Gegensatz zu allen anderen, brav hinter einem Schwertransporter her. So brauchen wir keine Angst haben, dass wir jetzt die Langsamen sind die den Verkehr aufhalten 😉 Bergab rumpelt der Schwertransport uns davon. Er kennt anscheinend den Weg.
Die letzten 20 km geht’s auf 1600 m.ü.M. runter. Wir campieren auf einen Campground ausserhalb von Oaxaca mit Blick auf die Stadt hinunter. Hier sind wir zwar etwas ab vom Schuss, aber haben unsere Ruhe. „Oaxaca View“ wird von Sabine & Stephan aus Deutschland betrieben. So klappt das mit der Verständigung auch einwandfrei. Der spätere Nachmittag ist angenehm kühl und die Nacht mit 11 Grad ungewohnt „kalt“.
Wir haben schon seit den letzten Tagen gemerkt, dass unser Kühlschrank nicht mehr richtig herunterkühlt. Die Hoffnung ist, dass dies nur vorübergehend ist und dass die 3 Wochen Sonnenschein bei Pierre etwas zu viel waren und er einfach wieder etwas braucht, um herunterzukühlen. Wenn nicht, kann es kompliziert werden. Kältemittel auffüllen, wo bekommen wir welches, oder doch den ganzen Kühlschrank auswechseln…? Wir hoffen auf Erholung!
Unsere einzigen Mitcamper, ein deutsches, fahrradfahrendes Paar, sind genervt, weil sie das Mitmachen müssen, was wir auch erleben mussten. Warten auf Godot, bzw. auf DHL. Sie warten auf eine Ersatz-Luftmatratze. Daher ist hier die Stimmung etwas gedrückt. Jo‘s Worte der Entspannung werden nicht mal wahrgenommen. Nun ja, dieses Paar scheint auch sonst etwas „kompliziert“ zu sein…
Morgen machen wir wieder einmal Grosswaschtag und holen das ZoMo von gestern nach.
Mit etwas ungutem Gefühl wärmt Ma noch ein paar Spaghetti-Reste aus dem (nicht mehr ganz kühlen) Kühlschrank auf. Spoiler: Alles gut gegangen – keine Rache Montezumas.
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