Jo, die gute Helferseele, hat sich breitschlagen lassen, für die deutschen Velo-Nachbarn Sandra & Christian ihr DHL-Paket in die Heimat aufzugeben. Denn sie wollen heute doch wieder los. Das Drama mit ihrer defekten Luftmatratze scheint ja kein Ende zu nehmen. Dieses DHL-Paket wurde anscheinend wieder zurück an den Absender geschickt… So fahren sie heute – entnervt zwar – aber endlich ab. Sie sind schon viel zu lange hier und wollen ja schliesslich was erleben und Velofahren.
Gott sei Dank hat Ma wegen des Pakets noch rechtzeitig interveniert! Wir wollen heute auf den Monta Alban, die Ruinen der Zapoteken besuchen. Als wir aufbrechen, kommt Christian auf uns zu und fragt Jo, wie dies jetzt sei mit dem Paket. Ob sie es hier lassen können und wir es morgen aufgeben? Ma spielt die Unwissende. Was? Euer Paket aufgeben? Kommt nicht in Frage. Wisst ihr überhaupt, dass ihr da alles ganz genau deklarieren müsst? Diese Verantwortung werden wir nicht übernehmen. Basta.
Zu Fuss geht’s los. Nach knappen 20 min. kommen wir im nächsten kleinen Städtchen Santa Maria del Tule an. Von hier nehmen wir ein «Taxi Colectivo» bis nach Oaxaca rein. Ein Colectivo ist eine Art Sammeltaxi und fährt auch nur auf seiner eigenen ganz bestimmten Route. Es hält auf Verlangen, an keinen bestimmten Halteplätzen, sondern dort, wo gerade neue Fahrgäste ein- oder aussteigen möchten. Vollbesetzt ist das Colectivo erst mit mindestens 6 Personen, eher 7 Personen, vorne auf dem Beifahrersitz rutscht man auf einem kleinen Kissen noch etwas weiter nach links zum Fahrer hin. So hat es auf den Beifahrersitz noch einen etwas beengten Platz für einen zweiten Beifahrer… Das ist Jo heute Morgen passiert. Jo steigt vorne ein, da hinten mit Ma schon drei Personen sitzen. Der Wagen hält erneut. Ein junger Mann schaut Jo völlig verständnislos an. Genauso verständnislos schaut Jo ihn an. Mit Gesten wird Jo klar gemacht, dass er noch etwas Platz auf dem Beifahrersitz machen soll. So ganz nach dem Motto: «Jetzt aber hopp zur Seite rücken. Ich komme auch noch mit!» Aber das ist hier Gang und Gäb.
Das Colectivo kostet etwas mehr als ein Bus, aber wesentlich weniger als ein privates Taxi.
Nach weiteren 20 min. kommen wir an der Buszentrale zum Monte Alban an. Hier bezahlen wir direkt für Hin- und Retourfahrt mit Uhrzeit. Keine 10 Minuten später geht’s auch schon los. Es geht nochmals 500 m aufwärts auf knapp 2’000 m.ü.M.
Anmerkung der Redaktion:
Monte Albán war die Hauptstadt der Zapoteken und liegt zehn Kilometer entfernt von der Stadt Oaxaca de Juárez im gleichnamigen Bundesstaat Oaxaca. Monte Albán liegt auf 2000 m über dem Meeresspiegel auf einer künstlich abgeflachten Bergkuppe und war das religiöse Zentrum der Zapoteken, später der Mixteken. Seine Blütezeit liegt zwischen 300 und 900 n. Chr. Die Anfänge der Besiedlung von Monte Albán lagen nach bisherigen Erkenntnissen im 8. Jahrhundert v. Chr. Erhalten sind umfangreiche Reste von Wohn- und Kultbauten, ein Observatorium, Grabkammern mit Skulpturen und Wandmalereien.
Angekommen herrscht auch schon eine gewisse Betriebsamkeit. Die Anlage ist sehr weitläufig und vom Stil schon etwas ähnlich zu den Mayastätten, die wir bereits besucht haben.
Wir sind froh, ist es so weitläufig. So zerstreuen sich die Besucher auch ein wenig über die ganze Anlage. Selbst uns als Laien fällt auf, dass die Zapoteken um einige Jahrhunderte vor den Maya diese Stätte errichtet haben. Es fehlen die ausladenden Tempelbauten mit ihren typischen Symbolen. Und gerade das macht es so interessant. Und doch gibt es auch einige Gemeinsamkeiten mit der Mayakultur.
Nach drei Stunden Kulturerlebnis geht’s wieder zurück nach Oaxaca, wo das Leben tobt. Wir schlendern erst noch etwas durch die Strassen und über den grossen Zocaló. Hier herrscht grosse Betriebsamkeit. Die Stadt scheint sehr offen und LGBTIQ+ freundlich. Es ist spannend anzusehen, wie viele unterschiedliche und Menschen sich hier tummeln.
Ein «Hüngerli» treibt uns ins nächste Restaurant. Im ersten Restaurant scheinen wir jedoch nicht willkommen zu sein, dann gehen wir eben ins nächste – hat ja hier genug davon. Das Mittagsmenu macht uns pappsatt. Bevor wir noch satt und zufrieden einschlafen, beschliessen wir, dem bunten Treiben «Adios» zu sagen.
Wir fahren wieder mit einem Taxi Colectivo retour. Jo hat gelernt und steigt direkt hinten ein. So muss er nicht dem Fahrer auf die Pelle rücken 😉
Zurück im OaxacaView Campground sehen JoMa mit Schrecken, dass das Zelt von Sandra & Christian immer noch dasteht und sie anscheinend nicht weg gekommen sind. Die Paketaufgabe hat sich als wesentlich schwieriger herausgestellt als angenommen. Sie mussten ihr Paket nochmals öffnen, für einige Teile Originalquittungen vorweisen, anderes durfte nicht verschickt werden, und so weiter und so fort… Waren sie erst noch maulheldig und besserwisserisch, sind sie auf einmal recht kurz angebunden, was das Paket betrifft…
Die beiden Miesepeter können uns gestohlen bleiben. Die Stimmung im OaxacaView ist gelöst, insbesondere durch die neuen Mitcamper.
Den Sonnenuntergang geniessen wir mit unseren neuen Schweizer Nachbarn Mathilde & Christian aus Davos. Die beiden sind in ihrem kleinen Land Rover seit 2 Jahren unterwegs. Kurzweilige Abenteuergeschichten und Interessantes über die bereisten Länder lassen die Stunden dahinschmelzen…
Morgen nehmen wir noch es Kafi zäme bevor es für uns Abschied nehmen heisst.
Jo tauscht auch noch die Kontaktdaten mit Nicole & Jung Hawn aus, die zur Zeit in Seoul in Südkorea leben. Sie ist in Australien aufgewachsen, ihr Vater war Maori aus Neuseeland. Ihr Mann, Jung Hawn, wie der Name schon vermuten lässt, kommt gebürtig aus Korea. Und ihre kleine Tochter Moana ist ein Sonnenschein der Menschen und Tiere liebt. Wenn wir unsere Reise durch Neuseeland und Australien machen, müssen wir ihre Familien besuchen kommen!!
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