Auch wenn wir gestern nur den kleinen Walk über etwas mehr als 3 km machten, waren wir recht müde. Wir hatten trotz der warmen Nacht eine gute und angenehme Nachtruhe. So sind auch die letzten kleine trüben Wolkenreste am JoMa-Himmel wieder verzogen.
Die Gegend um Moab ist absolut dem Sommer und dem Outdoor verschrieben. Wir fühlen uns etwas an Queenstown in Neuseeland und Fairbanks in Alaska erinnert. An jeder Strassenecke wartet ein Adventure-Touren Anbieter auf Kundschaft. Zu Land, zu Wasser, zu Luft werden aufregende Dinge angeboten. Im Gegensatz zu den Schweizer Skigebieten für den Winter wird dort auch etwas für den Sommer angeboten. Hier scheint sich alles nur auf den Sommer zu konzentrieren. Es mag im Winter auch Schnee geben, aber es hat keine Skigebiete oder Winterangebote…
Mit nur dem Zmorgekafi machen wir uns heute auf dem Weg. Jo spült wie gestern die Kaffeekanne im Colorado River aus. Hierbei merkt er, dass wo er noch gestern trockenen Fusses auf einem Stein stehen konnte, dieser heute unter der Wasseroberfläche verschwunden ist. Der Fluss muss um min. 20 cm angestiegen sein. Auch hat seine Strömung um einiges zugenommen.
Für das Datenabo bis zum T-Mobile Shop nach Ephraim sind es mehr als 260 Meilen. Was ein seeeehr langer Fahrtag werden wird. Es ist Samstag, ein ganz normaler amerikanischer Arbeitstag. Trotzdem ist relativ wenig Verkehr auf den Strassen unterwegs. Wir schlängeln uns in Kurven und Wellen von 1’200 m bis auf 1’900 m hinauf. Die Landschaft ist immer noch wüstenartig, weit, leer und trocken. Um gut und schnell vorwärtszukommen, nehmen wir statt einer schönen Scenic Route heute die Interstate 70. Auch diese Schnellstrasse kann als Scenic Route bezeichnet werden! Auch hier auf der Interstate ist es angenehm ruhig. Die Landschaft wechselt vom wüstenhaften Charakter zu einer abwechslungsreicheren. Immer wieder sind grüne Flecken zu erkennen.
Wir beschliessen, in Salina eine Tank- und Kafi Pause einzulegen. Von hier aus sind es nochmals knapp 70 Meilen bis nach Ephraim. Die wir auch wieder retour müssen. Zu blöd, dass es hier für uns nicht die Möglichkeit zum Online-Verlängern und Bezahlen mit Kreditkarte gibt (online werden keine ausländischen Kreditkarten akzeptiert).
Während Ma den Kafi bestellt, fasst sich Jo ein Herz und spricht eine junge Familie mit 2 kleinen Kindern an. «Wir sind Jost & Madeleine, Reisende aus der Schweiz, und haben einen T-Mobile Prepaid Hotspot. Aber leider nicht mehr genügend Datenvolumen zur Verfügung. Ob sie uns vielleicht helfen könnten? Der nächste T-Mobile Shop ist in Ephraim und noch 1 Std. Fahrzeit entfernt. Wir geben euch das Geld in bar und ihr überweist es von eurer Kreditkarte auf unseren T-Mobile Account.“ Für Jakob und Emma ist das überhaupt kein Problem. Sie helfen uns sehr gerne. Jakob zückt auch schon sein Smartphone. Ruckzuck ist die T-Mobile Website aufgerufen, mit Ma’s Hilfe in den Account eingeloggt und das richtige Datenvolumen ausgewählt.
Als Dank machen wir den Deal 50 USD online gegen 60 USD cash. Jakob schaut in sein Portemonnaie, das gerade leer ist. So kommt es ihm dieser Handel sehr gelegen 😉
So kommen wir ins Gespräch. Woher denn aus der Schweiz? Und die Schweiz sei ja zum Glück nicht in der EU… Wir würden ja in einem Traumhaus leben, meint Jakob, als ihm Jo ein paar Buen-Fotos zeigt. So schön wie es ist, aber das sei nichts für Amerikaner. Die fahren mit dem Auto bis vor die Haustür und wollen nicht zu Fuss gehen…
Interessiert fragt er auch nach Martha. Ihm gefällt die alte Form und Grösse dieser Bauart.
Emma, seine Frau, kommt ursprünglich aus England. Sie war dort letztes Jahr auf Familienbesuch. Auf jeden Fall schon mal in Europa! Er, Jakob hat niederländische Wurzeln und sie beide wohnen in Blanding, dass wir ja auch kennen.
Stolz erzählt er, dass sie Mormonen seien und im Norden Utahs viele Gemeinschaften der Mormonen zu Hause sind. Für Männer ist es Pflicht für 2 Jahre, für Frauen 1 ½ Jahre auf Mission zu gehen. Einer seiner Grossnichten ist gerade von ihrer Mission aus Suriname zurückgekommen. Sie macht in der Gemeinde einen Vortrag darüber und sie tauschen sich in der Gemeinschaft über ihre Erlebnisse dort aus.
Als ihm Jo den Link zum Reiseblog gibt, schaut er auch sofort interessiert dort nach. Mit dem Google Translator ist das alles ja kein Problem meint Jakob erstaunt.
Nigel, der 2-jährige Sohn, der den Namen seines Ur-Grossvaters aus England trägt, ist sofort an Jo’s Clownshose aus Guatemala interessiert. So eine bunte Hose scheint er bisher noch nicht gesehen zu haben.
Zum Abschied bedanken sich JoMa nochmals bei Jakob & Emma und wünschen ihnen eine gute Zeit. JoMa sind über Jakobs Hilfe sehr froh und glücklich. Sie müssen weder bis nach Ephraim und retour fahren noch sich mit einem dortigen Angestellten, der ja nicht helfen darf, herumärgern. Ausserdem haben wir so bestimmt 2 Std. Fahrzeit eingespart.
Beschwingt ob der guten Hilfe kann es von hier aus direkt zu unserem heutigen Ziel dem Fish Lake gehen. Um dort anzukommen, müssen wir allerdings erst noch die Höhe von 2’700 m erklimmen. Es sind nochmals um die 1’200 m zu bewältigen.
Als wir von der Interstate 70 auf den kleinen HW 213 abbiegen, ändert sich auch die Landschaft nochmals. Aus dem eher wenig Grün wird ein durchaus sattes und grossflächiges Grün. Felder werden bewässert. Ein kleiner Stausee, der einen niedrigen Damm, statt einer hohen Staumauer zur Begrenzung besitzt, lässt nicht nur dort Wasserflächen erscheinen. Immer wieder sehen wir in Feuchtgebieten hohes Schilfrohr wachsen und sich ausbreiten. Hier auf diesem HW ist noch weniger los. Wir können uns ruhig Zeit lassen und Rücksicht auf unsere Grande Dame Martha nehmen, ohne den Verkehr zu beeinträchtigen.
Die Campgrounds hier oben am Fish Lake haben erst seit drei Tagen, seit 15. Mai, geöffnet. Das Seewasser ist noch eisig kalt. Vor ein paar Wochen noch konnte man auf dem Fish Lake noch Eisangeln, meint Bill, unser Camp Host zu uns.
Bills Familie kommt aus dem Norden von Schottland. Sein Ur-Grossvater ist noch vor dem 1. Weltkrieg von Schottland in die USA ausgewandert. Bei seiner Familiennachforschung hat Bill bemerkt, dass für ihn schottisch zu einer Fremdsprache geworden ist, die er leider nicht beherrscht.
Bevor er den Job als Camp Host angenommen hat, war er «Firefighter», ja sogar «Smoke Jumper». Sofort fällt JoMa Dave wieder ein. Ihn hatten wir letztes Jahr im September an unserem letzten Tag in Kanada kennengelernt. Dave war ja auch so ein Verrückter wie Bill einst einer war. Bill meint zu uns, dass seine Familie zu ihm sagte, dass er entweder verrückt, lebensmüde sei. Bill meint selber: Schliesslich sterben die meisten Smoke Jumper bei der Landung. Entweder durch Genickbruch oder Verletzungen wenn sie in den Bäumen hängen bleiben, oder durch sonstige Unfälle. Aber es ist ein herausfordernder und sinnstiftender Beruf, der zudem auch noch sehr gut bezahlt wird.
Bevor der von Bill angekündigte Regen fällt, unternehmen JoMa noch eine 3 km Wanderung dem See entlang. Hierbei sehen sie einen stolzen weissen Pelikan auf dem See herumschwimmen und am Ufer zeugen einige durchgenagte Baumstämme eindeutig von Biberspuren. In der Boat Launch und kleinen Marina ist das Café leider noch bis am Wochenende geschlossen. Aber das Glacé ist nicht schlecht, wie uns bescheinigt wird. Während Jo sich ein Glacé gönnt, bestaunt Ma die an den Wänden hängenden Fisch-Trophäen, die riesige gefangene Seeforellen zeigen. Die Kassierin scheint eine Fachfrau zu sein: Sie erklärt Ma, dass es sich dabei um eine Mackinaw handelt und erzählt ihr auch sonst noch einiges zur Fischwelt des Fish Lakes.
Trocken kommen JoMa wieder am Campground an. Später fängt es doch noch recht an zu winden und zu regnen. Beides lässt allerdings nach nicht allzu langer Zeit wieder nach. Trotzdem ist es mit gerade mal 7 Grad nicht gerade üppig warm draussen (im Vergleich zu gestern, als wir noch in kurzer Hose und T-Shirt bis weit in die Nacht hinein draussen sitzen konnten und es tagsüber bis über 30 Grad heiss war).
Wir merken an der Länge des Tageslichts, dass es Mitte Mai ist. Abends um fast 9 Uhr ist es noch hell genug, um ohne Stirnlampe draussen spülen zu können.
Hoffen wir, dass es in der Nacht so windstill bleibt, wie es jetzt gerade ist und nicht auch noch die letzte Wärme aus Martha vertrieben wird. Diese Nacht ist wieder warmes Schlafzeugs und zweite dicke Decke angesagt.
Morgen ist es bis zum nächsten, schon reservierten, Campground nicht mehr ganz so weit. Wenn es nicht regnet, können JoMa noch eine Wanderung wagen…
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