Wanderung in den Grand Canyon

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Uahhh! Obwohl JoMa noch vor dem Wecker-Klingeln um fünf von selber wach werden, kann von richtig wach nicht die Rede sein…

Vielleicht hilft ja der Wachmach-Kafi?! Naja, etwas jedenfalls. Nur noch den Rest in den Rucksack packen und los geht’s. Wir erwischen gerade noch den letzten Parkplatz beim Trailhead. Und das noch vor 6 Uhr am frühen Morgen.

Wir wollen uns heute in den Canyon hinunter vorwagen. Ma erinnert sich noch, als sie das letzte Mal hier war (so vor 30 Jahren…): Überall standen Warnschilder! Unterwegs hätte es kein Trinkwasser. Und es würde sehr heiss und trocken werden, weiter unten. Der Weg zurück hoch wäre schon einigen zum Verhängnis geworden. Trinkwasser müsse also dringend selber mitgenommen werden, so eine Gallone pro Person (fast 4 l). Wer macht das schon?
Nun, heutzutage gibt es eine Wasserleitung runter in den Canyon des Bright Angel Creeks, der schliesslich nach der Phantom Ranch in den Colorado River mündet. So gibt es mehrere Stellen, an denen eine leere Wasserflasche wieder aufgefüllt werden kann. Die Wanderung bis zur Phantom Ranch ist fast 22 km lang, mit einer Höhendifferenz von rund 1750 m – eine lange Wanderung für einen Tag. Da es fast ausgeschlossen ist, dass man dort je mal einen Schlafplatz reservieren kann, muss man früh genug umdrehen, damit man den Rückweg auf dem Rim und den Aufstieg in der Nachmittagshitze wieder schafft. Wir nehmen uns vor, entweder beim «Tunnel» oder dann spätestens irgendwo nach der «Brücke» umzudrehen.

Als wir am frühen Morgen aufbrechen, bläst noch ein eisiger Wind vom Canyon hoch. Ma ist in Daunenjacke, Jo als ganzer Kerl nur mit T-Shirt und kurzer Hose unterwegs. Es geht alles nur bergab, bzw. Canyonab. Zwar nicht sehr steil, aber stetig. Die erste Stunde des Wegs ist es eher langweilig. Es gibt wenig Aussicht und der Weg ist durch die Millionen von Schritten und Tritten der Besucher staubig wie in der Wüste. Nach 230 Höhenmeter abwärts kommen JoMa an den ersten Aussichtspunkt, den Coconino Overlook. Mit kalten Fingern knipst Jo für andere Wanderer deren «Selfies». Der zweite Rastplatz, kurz vor einem kurzen Tunnel, scheint ein beliebter Punkt zu sein, umzudrehen und hier wieder den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Dank der Wasserleitung in den Canyon gibt es hier sogar Trinkwasser und ausserdem ein Plumpsklo.
Wie wir später sehen, ist hier auch das Ende für die Maultiertouren, die denselben Weg in den Canyon benutzen. Wer will kann sich in einen Sattel schwingen und sich den Weg von oben bis hier herab von einem Maultier tragen lassen. Da der Weg holprig und voller Stufen ist, ist es eher eine Schaukelei als ein angenehmer Ritt.

  • Wanderweg in den Canyon des Bright Angel Creeks im Grand Canyon, Blick vom Coconino Overlook am frühen Morgen
    Wanderweg in den Canyon des Bright Angel Creeks im Grand Canyon, Blick vom Coconino Overlook am frühen Morgen

Nur wenige Schritte nach dem kurzen Durchbruch des «Tunnels» sehen wir noch weiter unten «the Bridge», unser heutiges Ziel. Ab jetzt wird der Weg etwas interessanter und da hier keine Maultiere mehr gehen, auch mehr ein Bergweg. Nun kann man die Sicht auf die Schlucht des Bright Angel Creeks geniessen. Jedenfalls beim Hinunterlaufen. Auf dem Weg wird es nun zusehends voller. Immer mehr Begeisterte, die sich in die Schlucht wagen, kreuzen JoMa’s Weg oder überholen die Vielfotografierer. Hinzu kommen Bergläufer, ausgerüstet mit nur gerade einem Wassersack als Rucksack. Dave, JoMa’s Campground Nachbar nimmt es gemütlich. Für ihn ist diese Wanderung schon eine rechte Herausforderung.

Von unten aus dem Canyon weht ein immer wärmerer Wind empor, obwohl diese Seite des Weges und des Canyons immer noch im Schatten liegen. Zur Bridge sind es noch gut 200 Höhenmeter hinunter. Wenn JoMa dort ankommen wird sie gerade in der Sonne sein.

Kurz nach der Bridge gibt es keinen schönen Rastplatz. Es ist gerade mal 8 Uhr und die Sonne brätscht schon recht ordentlich herab. Im Hochsommer ist es einfach zu heiss für die beiden. Nach einer ½ Std. Rast machen sie sich auf den Retourweg. Die erste Zeit verläuft der auch noch im angenehmen Schatten. Jo denkt sich, runter zwei Stunden, rauf bestimmt 3 ½ Stunden. Heute geht es gut 700 m runter und nun wieder rauf. Ma hatte bei der Wanderung im Bryce Canyon mit 460 m am Schluss recht Mühe – aber da sind sie wegen des aufkommenden Gewitters auch hinauf «gerannt». Heute lassen sie es, auch wegen der aufkommenden Hitze, ruhig angehen.

Nach dem Tunnel sehen sie 2 Gruppen von Maultierreitern, die hier eine Rast machen. Der ganze Platz ist mit Maultieren und deren Reitern voll. Vorsichtig, um keinen Huftritt abzubekommen, wandern JoMa hinter den Mulis vorbei. Ab jetzt ist der staubige Weg auch noch mit beissend stinkenden Maultierhinterlassenschaften übersät, dass es einem fast den Atem nimmt.

 

Nach ein paar Minuten hören JoMa dann auch die Maultiergruppen hinter sich den Weg hochkommen. Als diese beiden Gruppen vorbei sind wird der Weg nochmals etwas besch…
JoMa sind froh, schon auf de Rückweg zu sein, wo ihnen doch immer noch Wanderer entgegenkommen. Die Armen müssen nun in der Hitze leiden.

  • Jo macht sich auf den Rückweg und Aufstieg auf den North Rim des Grand Canyons
    Jo macht sich auf den Rückweg und Aufstieg auf den North Rim des Grand Canyons

Ohne sich verausgabt zu haben, kommen JoMa schon nach etwa mehr als 2 Stunden wieder am Parkplatz an. Von hier aus geht es zu den ersehnten Duschis. Wobei Ma das Pech hat, kein Warmwasser zu haben 🙁

Im Grocery Store gibt es nur das aller Notwendigste an Lebensmitteln, frisches Obst und Gemüse ist nicht. Chips, Bier und Süssgetränke gibt es dafür zuhauf. Der Bedarf ist anscheinend da…

Am Mittag, im Campground zurück, sehen JoMa ihren Nachbarn Dave etwas desolat auf seiner Matte liegen. Ihn hat es ordentlich mit Krämpfen und all der gleichen erwischt. Das angedachte gemeinsame Bier streicht er sich zur weiteren Regeneration lieber. Dave ist insgesamt mehr als 5 Wochen allein auf seiner Harley Davidson unterwegs. Das ist schon um einiges anstrengender als im Auto unterwegs zu sein.

JoMa machen teils in der Sonne, teils im Schatten von Martha und der Bäume ihre täglichen Hausaufgaben.

Heute Abend werden wir bestimmt «nicht alt werden». Wenn auch nicht nudelfertig, reicht es mit dem wenigen Schlaf in der letzten Nacht doch, um recht früh ins Heihabettchen zu krabbeln.

Morgen kommen wir auf dem Weg zum Zion Nationalpark wieder an Kanab vorbei. Hier dürfen wir jetzt innerhalb von 5 Tagen nochmals einen weiteren Reifenservice machen lassen. Ob es wieder so gut ausgeht wie beim letzten Mal, wird sich morgen zeigen…

 

 

 

 

 

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