Früh geht über der weiten Ebene um uns herum schon die Sonne auf. Jo testet für Ma die Duschi aus. Was auch einwandfrei funktioniert – schön warm und genügend Wasser(druck), um lange Haare zu waschen…
Jetzt, wo es gutes Internet hat, können die To-Do-Listen gut abgearbeitet werden. Immer mehr fällt den beiden ein, was auch noch zu erledigen ist, welche Termine zu Hause bereits gebucht werden sollten u.s.w. Ma zieht es zum Arbeiten nach dem Vormittags-Zmorge unter ein kleines Sonnensegel, Jo macht sich in der abgedunkelten Martha etwas Schatten.
Wir sind gute 1’000 m tiefer als noch am North Rim des Grand Canyons. Dies macht sich auch in der Temperatur bemerkbar. Zusätzlich zum heissen Sonnentag gibt es hier keinen Martha Schattenplatz. Wenn wir morgen im Zion Nationalpark sind, wird es sich schon wieder ändern…
Nachdem wir bis am Mittag das Wichtigste erledigt haben, machen wir uns nochmals auf den Weg zu den Best Friends. Auf ihrem Gelände gibt es einen Weg, der zu einem «hidden Lake», zu einem versteckten See, führt. Gut, dass wir gestern ein Plänli mitgenommen haben. Wir suchen uns einen schattigen Platz für Martha, packen unsere Sachen und schreiten mutig voran.
Laut Plan sollte der «Trailhead» des «Hidden Trails» zum «Hidden Lake» hier ganz in der Nähe sein. «Da ist die Kurve eingezeichnet, hier stehen wir mit Martha, und da muss es losgehen», meint Ma. Wir gehen ein bisschen die Strasse zurück. Weiter, und noch etwas weiter. Ausser einer staubigen Schotterstrasse sehen wir keinen Start zu einer Wanderung. Hm… Der handgezeichnete Plan scheint ETWAS ungenau zu sein.
Ok, dann gehen wir mal in die andere Richtung, die kleine Anhöhe wieder hoch. Etwas weiter gibt es eine Art Pferdekoppel. Auch wenn hier steht, dass dieser Bereich nur für Angestellte vorbehalten ist, sollte gemäss Ma’s App MapOut hier ein Weg los gehen. «Gehen wir mal rein, dann sehn mer scho», sagt sich Jo. Ma ist es nicht so recht. Sie fühlt sich etwas unwohl bei dem Gedanken, dass plötzlich eine Herde Pferde vor ihr stehen könnte. «Gäll, du rettest mich dann, mein (Super-)Mann?» «Ja, natürlich, mein Engelherz. Geh du nur voran. Ich komme dann schon hinterher 😉 », meint Jo.
Tatsächlich sehen JoMa auch so etwas wie einen Pfad. Doch nach ein paar Minuten stehen wir vor einem Gatter, hinter dem es nicht weiter geht. Kein Weg weit und breit – oder dann total überwuchert. Also wieder ein Stück zurück. Da ist noch ein Trampelpfad ersichtlich, der auch in die richtige Richtung zu gehen scheint. Hier stehen JoMa dann vor einem Zaun ohne Durchlass. Mit merklich gesunkener Wanderlaune, was auch der Hitze geschuldet ist, stiefeln sie wieder zurück.
Ok. Letzter Versuch. Wir gehen nochmals zurück zu dieser komischen staubigen Strasse. Nach etwas mehr als einer Stunde scheinen JoMa nun endlich auf dem richtigen Weg, bzw. auf der richtigen Strasse zu sein. Staubig, sandig und heiss ist der Weg. «Not so nice», denken sich die beiden. Nach ein paar Minuten werden sie von einem Jeep überholt, der ihnen ebenso wenig später wieder entgegenkommt. Nachdem auf dieser staubigen Strasse es auf und ab gegangen ist, kommen sie dem Ziel näher. Und tatsächlich ist er plötzlich auch da, der „hidden Lake“. Wobei es kein richtiger See ist, sondern eine niedrige Höhle, in der Wasser steht. Hier drin ist es nicht nur angenehm kühl, sondern richtig kalt.
Während JoMa ihre Rast machen kommt noch eine amerikanische Familie. So schnell wie sie angekommen sind, sind sie auch wieder weg. Naturdenkmal im «Schnellstdurchlauf». Es scheint ja fast wie bei einer dieser grossen asiatischen Reisegruppen zu sein, bei denen alles im Minutentakt durchorganisiert ist. Ganz nach dem Motto: «been there, done that» und abgehakt.
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JoMa geniessen diesen kühlen und magischen Ort, bevor sie sich wieder auf den eher langweiligen Retourweg machen. Ein kleiner Schlenker führt sie noch zu ein paar 3rd Nation Ruinen mit einer Petroglyphe. Es erstaunt immer wieder, wie viele solche Relikte zu finden sind und wie wenig die amerikanischen Geschichtsbücher darüber schreiben…
Bevor wir nach Kanab zurück fahren, machen wir noch einen Stop bei den Sand Caves. Diese Sandstein-Höhlen sind hoch oben in der Canyonwand zum Kanab Creek entlang des HW89 gelegen. Von wo man auch die Sand Caves erblicken kann. Dies ist ein wichtiger Aspekt! Diese wenigen, kurzen bauchigen Höhlen mit ihren runden Öffnungen und inneren Verzweigungen sind nicht natürlichen Ursprungs. Es sind Reste aus der sehr kurzen Zeit, als rund um Kanab im 18 Jahrhundert Bergbau betrieben wurde und hier Sand aus den Höhlen über die Strasse abtransportiert wurden. Daher auch zum HW89.
Die Sand Caves sind ein beliebter HotSpot, der immer einige Touristen wie Einheimische anzieht. Zu den Höhlen führt ein kleiner Wanderweg durch den Canyon Wash und anschliessend eine kleine Kraxelei, die Sandsteinfelsen hoch. Im weichen Gestein der Höhlen sind nicht nur Spuren aus der Urzeit ersichtlich, sondern auch die „Petroglyphen“ vieler neuzeitlicher Besucher, die sich hier verewigt haben. Wir merken, dass es doch wichtig erscheint, eine zeichnerische Hinterlassenschaft für nachfolgende Menschen zu präsentieren. Auch wenn hier der kulturelle und künstlerische Aspekt nicht (immer) vorhanden ist.
In Kanab gibt’s als Entschädigung für den langen Tag noch zwei Becher Glacé im Supermarkt und ein gebratenes Poulet zum Znacht. Das wird noch mit einem Ma Spezialsalat verfeinert. Statt wie erst gedacht zum Dessert, wird das Glacé schon zum Apéro weggeputzt. War halt doch zu fein, um es aufzuheben 😉
Ma darf sich noch etwas wünschen, als sie eine Sternschnuppe am Himmelszelt erblickt.
Morgen machen wir uns dann auf, zum Zion Nationalpark. Dort soll es teilweise wie am Hauptbahnhof um 17 Uhr abends zu gehen. Wir werden es sehen.
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