Als Jo heute morgen eine heisse Dusche genommen hat, musste er über die gefrorene Wiese gehen. Saukalt! Ab in den Norden in wärmere Gefilde!
Wir machen es so wie gestern. Früh raus aus den warmen Federn, hinein in die kalte Wirklichkeit am frühen Morgen. Nur mit einem heissen Kafi in den Tassen starten wir mit Eneli durch. Auch heute wird es eine Fahrt mit Höhen und Tiefen werden. Das Höhenprofil sieht wie ein Herzschlag aus. Es geht ein weiteres Stück auf dem New England Highway entlang.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, da will unser Navi, dass wir rechts abbiegen. Es soll eine Abkürzung und daher ja auch schneller sein. Das erste Stück geht ja noch, doch dann fahren wir eine Gravel Road. Hier sind wir schon merklich langsamer unterwegs. Als wir nach ein paar km wieder auf den Highway einbiegen glauben wir nicht, dass dies nun eine klasse Abkürzung war…
Etwas weiter steht ein Hinweis auf einen geschichtsträchtigen Ort mit Aussicht auf die weite Landschaft. Am Moonbi Lookout gibt es in der Tat einen weiten Überblick auf die ganze Landschaft. Vor knapp 90 Jahren wurde beschossen, genau hier an diesem Platz einen Aussichtspunkt zu errichten. Der kleine Abzweig hat sich gelohnt.
Der Curtis Park im schönen Armidale lädt uns bei Sonnenschein zu einer Rast mit Kafi und Müseli ein. Ausserdem frischen wir hier unsere Vorräte auf.
Ein weiterer Zwischenhalt wird in Glen Innes eingelegt, im Herzen des New England High Country. Hier in den Highlands wurden 1992 die Australian Standing Stones erstellt, ein keltischer Steinkreis der das keltische Erbe der frühen europäischen Siedler des Bezirks würdigt. Dieser Steinkreis ist einzigartig auf der südlichen Hemisphäre. Jeder der 38 Megalithen ist ca. 3.5 m hoch. Die Kelten erstellten solche Steinkreise als Kalender, um den Wechsel der Jahreszeiten zu markieren und um anzuzeigen, wann sie sähen und wann sie ernten sollten.
Unser heutiges Ziel, der Bald Rock Campground, liegt auf einem Hügel in einem Nationalpark. Die letzten Meter hinauf sind eine rechte Känguru-Spalier-Fahrt. Rechts und links am Strassenrand sitzen immer wieder Kängurus, die uns interessiert an- und nachschauen. Manchmal sitzen sie sich auch direkt gegenüber. Eines rechts, das andere links. Immer darauf gefasst, dass eines über die Strasse springt, kurvt Jo im Slalom durch die letzten Meter.
Zum ersten Mal erleben wir, dass ein Campground auch tatsächlich fast ausgebucht ist. 12 von 13 Stellplätzen sind belegt. Direkt an unserem Platzt steckt ein junges Känguru seine Nase in den Boden, um sich am frischen Grün gütlich zu tun.
Später zum Znacht liegt heute zum ersten Mal Kängurufleisch auf dem Grill. Nein, nein, nicht dasjenige von unserem Stellplatz…
Als alles verputzt ist und abgewaschen ist, machen JoMa sich noch auf einen Nachtspaziergang. Mit Taschenlampen bewaffnet wird nach glitzernden Augen in der Nacht gesucht. Die Ausbeute ist ein kleiner schlafender weisser Vogel im Geäst und 2 kleine grasende kleinen Kängurus. Heute sehen wir leider keines der «so süssen kleinen» Possums. Dieses Tier, welches auf Nestraub und Kleintierjagd spezialisiert ist, ist durch den Menschen eingeschleppt worden und hat sich insbesondere in Neuseeland zu einer Plage entwickelt.
Unsere Nachbarn meinen, dass die letzten Nächte knapp am Gefrierpunkt lagen. So kalt haben sich JoMa das hier in Australien nicht vorgestellt.
Auch hier sind wir eine Seltenheit: Wie auch schon in den USA und Kanada sitzen alle Nachbarn um uns herum an ihrem eigenen Lagerfeuer. Auch hier scheint das Lagerfeuer DER Inbegriff von Camping und Natur zu sein. Nur wir haben keine Lust, als «Räucherwürstchen» schlafen zu gehen…
Morgen möchten wir den Bald Rock bewandern. Später am Nami versuchen wir, im Boonoo Boonoo Nationalpark in einem Fluss beim Campground, nochmals einen Blick auf die scheuen Schnabeltiere zu erhaschen. Der Boonoo Boonoo ist gerade mal 20 min. von hier entfernt. So wird es morgen eine recht kurze Etappe werden 😉
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