War der letzte Morgen eine grosse Vogelsymphonie, hören wir heute morgen eher die Rinder und Pferde vom Campdraft nebenan. Ma macht noch ein paar Hausaufgaben, bevor wir nach dem Kafi losfahren.
«Heute wird es ein langer Reisetag mit knapp 400 km», ist die Ansage. Bevor wir auf den A3 Highway kommen, geht es die erste Stunde auf kleinen Nebenstrassen los. Rechts und links sehen wir weite Flächen, auf denen das Grund-/Regenwasser grosse, sehr flache Seen hat entstehen lassen. Überhaupt sind hier in Australien die Seen sehr oft auf privatem Land. Dass wir vor einer Woche am Black Lake übernachten konnten, ist eher die Ausnahme als die Regel. Es gibt auch keine Badeseen und nur wenige (für dieses grosse Land), auf denen mit dem Segelboot umhergefahren werden kann. Solche die auf privatem Grund sind, dienen in der Regel landwirtschaftlichen Zwecken und nicht der Wasserversorgung.
Nach der kurvenreichen Stunde kommen wir endlich auf den Highway A3. Wer jetzt hier an europäische oder amerikanische Verhältnisse denkt, liegt da leider etwas falsch. Der Highway ist ausschliesslich 2-spurig. In jede Richtung in eine Spur. Oftmals ohne Mittelsteifen, und wenn, dann direkt mit doppelten Mittelstreifen, um das absolute Überholverbot anzuzeigen. Es gibt weder Randstreifen noch sonstiges. Alles «Marke einfach». So wie alles hier in Down Under ist. Gestern hiess dieser Highway noch «New England Highway», heute eben «Australia’s Country Way»…
Es rüttelt und schüttelt, es ist kurvig, oftmals geht es keine 500 m geradeaus. Nach gut 2 Stunden auf dem Rüttel-Schüttel-Country-Way kommt es aus Ma heraus: «Mensch, das schaukelt jetzt aber…»
Wir sehen hier Landstriche, so wie sich jeder eigentlich Australien vorstellt: Weite dürre Flächen auf denen vereinzelt ein paar grüne Bäume stehen. Viele sind schon vor Jahren umgestürzt und modern vor sich hin. Im RM Williams Australian Bush Learning Center in Eidsvold machen wir unsere späte Zmorge-Pause. Im Bush Learning Center gibt es kostenlosen Kaffee aus dem Beutel(!!) – der hat sogar geschmeckt -, ein paar Biskuits und einen Werbefilm von RM Williams: Wie er ausser seiner Liebe zu den Pferden eine Modemarke für Farmer gründete. Es ist also eher ein RM Williams-Werbe-Center als ein Bush Center…
Gemäss alten Zeitungsauschnitten aus den 1930er Jahren war Eidsvold ein bedeutender Rinderumschlagsplatz. Von weit her kamen die «Cattle Man», um ganze Rinderherden zu kaufen und zu verkaufen. Jetzt leben in diesem beschaulichen Ort noch ganze 458 Menschen…
Ein paar Kilometer weiter sieht Jo an einem Gatter ein Hinweisschild, dass hier 496 Acres Land zu verkaufen sind, was einer Fläche von über 2 Millionen m2, 200 Hektare oder 2 km2 entspricht. Was wiederum einem Kaufpreis von ca. 1.5 Million AUD bzw. 875’000 CHF entspricht (der Preis für Farmland ist in Australien seit den letzten hundert Jahren stetig gestiegen).
Ma schaut während der Fahrt, ob es nicht noch einen schönen Platz für uns gibt, an dem wir mehrere Tage verbringen könnten. Schliesslich ist «Arbeit» reingekommen. Diese muss erledigt werden. Ausserdem gibt es noch anderes zu tun.
Ma wird (trotz Rüttel-Schüttel-Fahrt) auf ihrem Telefon fündig: Der Silver Wattle Caravan Park sieht gut aus. Allerdings sind es nochmals gut 80 km weiter als ursprünglich für heute geplant, was 1 Std. Fahrzeit entspricht. «Wir fahren einfach hin, ohne zu reservieren. Wenn er voll ist, suchen wir uns etwas anderes in der Stadt.» Wir sind schon seit Stunden unterwegs und möchten auch gerne einfach mal ankommen.
Auf einmal gibt es mehrere kleinere Baustellen nacheinander, fast in Sichtnähe zueinander. Jede ist mit einer Ampel geschaltet und natürlich sind sie immer alle rot wenn wir kommen. Rot heisst gleich 5 min. Wartezeit. Jetzt zieht es sich nochmals in die Länge… So plötzlich wie die Baustellen gekommen sind, so plötzlich sind sie zum Glück auch wieder vorbei.
Glücklich kommen wir am Mount Morgan Silver Wattle Campground an. «No worries, we have space», sagt uns Dave, der Chief. Wir können uns aussuchen, wo wir stehen möchten. Ein schöner, ebener Platz mit Sonne und Schatten ist genau richtig. Es ist angenehm warm. Wir teilen uns das letzte kalte Bier aus dem Kühlschrank. Mit der Dämmerung überfallen uns die Moskitos. Lange Hose, Socken und Langarm-Shirt helfen gegen die Plagegeister…
Beim Bushwalk vor 2 Tagen im Bunya National Park hat sich Jo doch tatsächlich eine Zecke eingefangen. Ma, die Krankenschwester befreit Jo von diesem kleinen Blutsauger. In der Nähe, ca. 10 km von uns entfernt, soll ein Buschfeuer ausgebrochen sein. Die Strasse nach „Rocky“ (= Rockhampton, A.d.R.) soll gesperrt sein. Wir werden sehen, wie es morgen oder übermorgen aussieht und ob wir nach Rockhampton ohne 100 km Umweg kommen. Ansonsten machen wir eine Planänderung und fahren zu den „Saphiren“ 😉
Nicht ganz so spät gehen heute in Eneli die Lichter aus…
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