Cairns

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In der Nacht gab es noch so machen heftigen Schauer, der auf unser Dach herniederprasselte.

Statt des gewohnten opulenten Zmorge mit Müesli und Co. setzen wir uns nur mit einem Kafi bewaffnet an den Strand. Von uns aus sind es nur wenige Schritte. Das Meer schimmert mal in einem matten grau, mal hat es einen sonnenbeschienenen Silberstreif am Horizont. Die Wellen fallen sanft auf den Strand und laden zum Verweilen ein.

  • Mit dem Zmorge Kafi an der Beach vom Bramston Beach Campground
    Mit dem Zmorge Kafi an der Beach vom Bramston Beach Campground

Unsere easy-peasy Nachbarsfamilie mit ihren drei kleinen Kindern nehmen auch die Abwasserentsorgung aus ihrem Wohnwagen easy-peasy. Was uns nicht so ganz erfreut.

Gemächlich starten wir so gegen 11 Uhr. Bis Cairns sind es nur knappe 40 min. Auch heute fahren wir wieder an Zuckerrohrplantagen vorbei.

Arbeitskräfte für den Zuckerrohranbau

Etwa 64’000 südpazifische Insulaner kamen zwischen 1863 und 1906 durch das System der «indentured labour» als Arbeitsverpflichtete zur Kontraktarbeit nach Australien, zumeist nach Queensland. Insgesamt wurden Arbeitskräfte von über 80 Inseln rekrutiert. 95 Prozent waren Männer und Jungen im Alter von neun bis 30 Jahren, Frauen und Mädchen kamen nur in geringerem Masse. Die Arbeiter wurden in der australischen Umgangssprache als Kanakas bezeichnet, nach dem hawaiischen Wort für Mann.
Etwa 10–15 Prozent der hierher rekrutierten Pazifischen Insulaner waren blackbirded und gerieten so oftmals durch Täuschung und Gewalt unfreiwillig in der Sklaverei ähnelnde Verhältnisse. Die Australian Human Rights Commission nimmt an, dass ein Drittel gekidnappt oder durch Betrügerei nach Australien gelockt wurde. In diesem System, das in seiner Gänze ausbeuterisch motiviert war, lebten die Betroffenen unter sklavenähnlichen und rassenverachtenden Bedingungen. Die von den Arbeitgebern ausgegebene Nahrung war von niedriger Qualität, wie auch die Kleidung und die Decken zum Schutz gegen Temperaturen um den Gefrierpunkt, die im australischen Winter nicht ungewöhnlich sind. So verstarben etwa 30 Prozent der Arbeitsverpflichteten auch wegen mangelnder Immunität gegen gewöhnliche Krankheiten schon vor Vertragsende. Die Entlohnung der Kontraktarbeiter lag bei £6 pro Jahr, was 2014 etwa 685 Euro entsprochen hätte.

Die weissaustralische Bevölkerung nahm die südpazifischen Insulaner als unerwünschte Konkurrenz und als eine Bedrohung für die eigene Beschäftigung auf dem Markt für ungelernte Arbeitskräfte wahr und stigmatisierte sie zunehmend. Es war Kontraktarbeitern aus der Südsee verboten, sich zu ihrer Vertretung als Gruppe zu organisieren. Sie besassen kein Streikrecht und es war ihnen untersagt, ihre Arbeitsstelle zu verlassen. Arbeitern, die ihren Arbeitsplatz ohne Genehmigung verliessen oder gar aus dem Arbeitsverhältnis flüchteten, drohte eine Haftstrafe von drei Monaten.Die südpazifischen Insulaner sind die einzige Bevölkerungsgruppe in der Geschichte Australiens, die Massendeportationen ausgesetzt war. Ihre verbleibenden Angehörigen hatten im 20. Jahrhundert nach wie vor unter Rassendiskriminierung zu leiden und lebten oft am Rande der Gesellschaft. Vielfach wurde ihnen die Staatsbürgerschaft vorenthalten und der Erwerb von Alkohol untersagt. Manchmal wechselten Zuckerrohranbau und Bananenplantagen auf gegenüberliegenden Strassenseiten einander ab. Queensland ist das grösste Anbaugebiet Australiens. Speziell um Tully herum, wo auch die einzige Zuckerfabrik im weiten Umkreis steht.

Bananenproduktion

Fast gleichzeitig mit dem verstärkten Zuckerrohranbau entstanden im 18 Jahrhundert die ersten Bananenplantagen in Australien. Wegen der klimatischen Bedingungen ist auch der Bananenanbau rund um Tully angesiedelt. Auch diese Arbeit in den Plantagen wurden oftmals unfreie Landarbeiter eingesetzt.
Die weltweit verbreitete Cavendish Banane verdankt ihren Namen dem Engländer William Spencer Cavendish, der 6 Duke of Devonshire.
Der Anbau der Bananen ist extrem arbeitsintensiv. Eine Bananenstaude besteht aus vielen, dicht aneinander gepressten, grossen Blättern, in deren Mitte eine Art Nabelschnur heranwächst. Die Bananenpflanze ist demnach weder ein Baum noch eine Palme, sondern eine Staude. Haben die Bananen die gewünschte Grösse erreicht, wird die Blüte abgeschnitten und die Bananen mit einem Plastiksack geschützt. Die Temperatur bleibt dadurch konstanter, die noch sehr heikle Schale wird bei Windstössen nicht verletzt und das Plastik ist ein guter Regenschutz.

Wenn der Nahrungsvorrat für Bananen erschöpft ist und die Blüte abgeschnitten wurde, kann an dieser Staude keine weitere Banane mehr wachsen. Deshalb wird dieser Blätterstamm „Grossmutter“ genannt. Neben ihr wachsen jedoch junge Triebe nach. Zu sehen sind deshalb immer gleichzeitig mehrere Generationen einer Pflanze, die ein Alter von 10 Jahren erreichen kann.

Wöchentlich wird jede einzelne Bananenstaude von verschiedenen Arbeitern kontrolliert. Da geht es einerseits um die Gesundheit der Pflanze, um mögliche Schädlinge, um das Wachstum der Bananen und deren Reife. Auch wird entschieden, welche „Kinder“ gefördert werden und welche zu schwach sind für eine gute Qualität der Bananen. 7 Mal kann eine Staude Bananen produzieren, danach ist sie erschöpft. Die welken Blätter der „Grossmütter“  bleiben jeweils am Boden liegen, damit die Feuchtigkeit im Boden bleibt. Nach 10 Jahren muss jedoch das ganze Feld geräumt werden.

Die durchschnittlich 28 kg schweren Bananenstauden werden auf dem Feld äusserst sorgfältig abgeschnitten und zur Verpackungsanlage transportiert, wo sie aufgehängt werden, damit die kleinen Blätter an jeder Banane entfernen können. Die Arbeiter essen kaum von diesen Bananen, weil sie grün geerntet und sofort gekühlt werden, damit der Reifungsprozess nicht weitergeht. Die Bananen schmecken noch nicht süss. Später werden die Bananen in einer Lauge desinfiziert und je nach Grösse und Qualität verpackt. Sofort werden die Bananenschachteln gekühlt und zum Händler gebracht, der den Preis von Stunde zu Stunde ändern kann. Je nach Angebot und Nachfrage…

In Cairns angekommen, möchten wir etwas traditionelle Kunst der Aborigines in der gut bewerteten Doongal Aboriginal Arts Gallery anschauen. Hier gibt es eher Bilder, als ursprünglich traditionelle Aboriginal Kunst zu sehen.
Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zur Curt House Gallery. Beide Galerien sind nicht allzu sehr überladen. Sie lassen dem Besucher noch Freiraum für eigene Gedanken und Vorstellungen.
Anscheinend ist hier das Kunstviertel der Stadt, in dem noch mehrere Galerien und Museen zu finden sind. Nachdem der Hunger nach Kunst gestillt ist, muss der Hunger für den Leib und Seele in einem Café gestillt werden.

Gestärkt machen wir uns auf die Suche nach einer wasserdichten Hülle für Jo’s Telefon. Schliesslich steht bald der nächste Schnorchelgang an und hier möchte er ein paar Unterwasseraufnahmen machen. Zum Schluss des kurzen Abstechers in die Stadt wird noch ein Besuch in einem kleinen trendigen Cafés empfohlen. Die Häuserzeilen in der näheren Umgebung sehen teilweise eher nach dauerhaft geschlossen als geöffnet aus. Wir haben Glück, das Café existiert noch und hat geöffnet. Jo’s Cold Brew Coffee ist eher ein normaler Kaffee mit Eiswürfeln, als ein wirklicher Cold Brew Coffee. Dafür sind die Stücklis nicht so schlecht.

15 Minuten ausserhalb von Cairns klopfen wir spontan beim Lake Placid Retreat an, ob noch ein Plätzchen für uns frei ist. Ja, kein Problem! Zur Happy Hour sitzen wir in der Lounge und lassen uns zwei kalte Bier die Kehlen verwöhnen. Ein gar aufdringlicher Brush Turkey läuft zwischen den Tischen umher. Wir, die nur ein Bier trinken, stört er nicht so sehr. Andere Gäste, die sich zum Essen setzen stört er um so mehr.

Am lauen Abend stören weder March Flies noch irgendwelche Moskitos oder ähnliches.

Morgen haben wir ein volleres Programm als wir es heute hatten. Was, wird noch nicht verraten…

 

 

 

 

 

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