Noch vor unserer Lava Tube Tour am Mittag machen wir uns auf eine bzw. eine Kombination von zwei Wanderungen auf. Schliesslich wollen wir auch etwas von der Landschaft sehen und nicht nur den ganzen Tag vor Eneli im Schatten rumgammeln!
Wir entscheiden, dass wir erst Bushwalk zu Atkinson’s Lookout mit knapp 4 km Länge gehen und anschliessend noch einen Rundweg zum Bluff machen. Insgesamt sind es 5.5 km Länge. Wir rechnen so mit 2 Stunden. Wie von der Camp-Leitung gewünscht tragen wir uns zur Sicherheit in die Liste der Wanderer ein: Wer, wann gestartet, wohin, Stellplatznummer. Bei Ankunft nach der Wanderung darf das Austragen nicht vergessen werden!
Das Gelände ist eher flach bis sehr flach. Beide Wanderungen als easy Walk klassifiziert. Es ist kurz vor 9 Uhr, und doch brennt die Sonne schon recht ordentlich vom Himmel. Immer wieder sehen wir durch uns erschreckte Vögel auf und davon fliegen. Was wir auch sehen, aber sich nicht vom Fleck rührt sind, unzählige Termitenhügel.
Termiten in Australien Die Termiten sind eng mit den Schaben verwandt, werden aber oft mit den Ameisen verwechselt. Wenn man im tropischen Norden Australiens unterwegs ist, dann fallen vor allem die im Verhältnis zur Körpergrösse riesigen Bauten auf, die überall herumstehen. Es gibt je nach Lage und Termitenart sehr unterschiedliche Formen und Farben. Spitze Türme, flache Fladen, ein Wald aus steilen, nadelförmigen Bauten oder auch welche, die aussehen wie Reihenweckchen. Je nach Lage und Bodenbeschaffenheit sind sie hellbeige bis dunkelrot und können in tropischen Regionen weit über 5 Meter hoch sein, ein Hochhaus für die kleinen Bewohner und ein gigantisches Naturschauspiel. In einigen Regionen Australiens stehen sie sehr dicht, an anderen Orten finden sich riesige Bauten weit voneinander entfernt. Termiten leben aber nicht immer in Hügeln, in den zeitweilig überschwemmten Gebieten wie zum Beispiel im tropischen Norden Australiens, gibt es auch viele baumbewohnende Arten. Ebenfalls eine australische Besonderheit sind die blinden Kompasstermiten im Norden Australiens, die alle Hügel exakt nach dem irdischen Magnetfeld auf den Sonnenstand ausrichten, um die richtige Temperatur im Inneren der Bauten zu garantieren. Termiten haben eine Vorliebe für Holz und weil sie wie ein „Terminator“ dem Holz ein Ende bereiten, wurden sie von den Römern „Termes“ genannt. Sie ernähren sich von der Zellulose und vom Lignin heruntergefallener Blätter, Äste und den Überresten toter Bäume. Als Verdauungshilfe haben sie Geisseltierchen in ihrem Enddarm, die dort das unverdauliche Pflanzenmaterial in wertvolle Nahrung verwandeln. Termiten leisten gute Arbeit, sie sind die wichtigsten Verwerter von totem Holz und Laub und tragen entscheidend zur Humusbildung bei. In Australien verwerten die kleinen, fleissigen Tiere alleine 20 % des anfallenden toten Holzes. Sie bauen je nach Gegend und Untergrund ihre Nester aus Erde, Lehm oder Sand. Für die Wand- und Bodenkonstruktionen verwenden die Tiere dünnen Karton, den sie aus zerkautem Holz und Speichel produzieren. Der Innenraum ist durch Zwischenböden in mehrere Stockwerke unterteilt, die kunstvoll durch Rampen und kleine Wendelgänge miteinander verbunden sind. Ein Netzwerk von feinen Poren in den Aussenwänden sorgen neben einem System von Luftkanälen für eine hervorragende Klimatisierung und Belüftung. Die dicken Aussenmauern sind hart wie Zement. An Futterquellen ausserhalb des Hügels gelangen sie durch ein oftmals gigantisches System von abgedeckten Laufgängen. Der Stoffwechsel der Termiten und ihrer Pilze (Termitomyces spp.), die sie im Inneren des Baus züchten, produziert viel Wärme und Feuchtigkeit und schafft so im Nest ein den Termiten behagliches Klima von 30 °C mit 96-99 % Luftfeuchtigkeit. Wo die eigene Feuchtigkeit nicht ausreicht, holen sich die Tiere zusätzliches Wasser aus dem Untergrund. In Wüstengebieten machen sich die Insekten Wasserquellen zu Nutze, die andere Tiere oder Menschen kaum erreichen können. Unter Termitenbauten wurden schon bis zu 40 Meter tiefe Schächte gefunden, in denen das Wasser Tropfen für Tropfen nach oben getragen wurde. |
Der Atkinson’s Lookout liegt auf einer leichten Anhöhe und lässt unseren Blick auf das weite, ebene Land frei. Alles sieht gleichförmig aus. Wenn es keine Wegbezeichnungen gäbe, würde man sich mit Sicherheit verlaufen. Später, als wir auf der Rundwanderung zum Bluff sind, hören wir sie schon von weitem: Eine ganze Schar schwarzer Kakadus sitzen krächzend in einer Baumkrone. Es sind Männchen und Weibchen gemischt, was daran zu erkennen ist, dass nur die Männchen neben den schwarzen auch leuchtend rote Schwanzfedern haben. Diese sind nur im Flug ersichtlich.
Oben vom Bluff aus sehen wir auf den Campground mit all seinen Gebäuden und der weiterten Umgebung. Dort wo normalerweise das «Bush Breakfast» angeboten wird, steht eine Dankestafel an all die Menschen, die hier jemals lebten und arbeiteten. Der Bogen geht über die Ewamian People die als first nation die ursprüngliche Landbesitzer sind, über die ersten Pioniere, Telegrafenarbeiter bis zu allen Unterstützern dieser Region.
In den 1860ern liess die britische Regierung über Java kommend eine Telegrafenleitung durch Australien legen. In nur 2 Jahren wurde die über 3’000 km lange Leitung installiert. In den kommenden Jahren wurden mehrere Leitungen von Ost nach West und quert durch das Landesinnere gezogen. Nach wenigen Jahren war Australien (endlich) auch am internationalen Telegrafennetzwerk angeschlossen.
Unser Zmorge gibt es heute am Mittag vor der Lava Tube Tour um 14 Uhr. Maigread ist unsere überaus lustige und kompetente Busfahrerin, Tour Managerin und Geo-, Fauna- und Flora-Guide in einem. Schon während der Busfahrt zu den Lava Tubes hält sie immer wieder an, um uns allen besondere Pflanzen zu erklären oder auf neugierige Kängurus aufmerksam zu machen.
Die beiden Lava Tubes, die Ewamian Cave und die Stephenson Cave, die wir hier mit ihr besichtigen, sind einzigartig für Australien und die Welt. Die zweite, die Stephenson Cave, ist mit 21 m Höhe und 43 m Breite weltweit der Grösste ihrer Art.
Doch von vorne an: Am Eingang des Archeways, des Bogenganges steht eine Informationstafel, anhand der Maigread uns einen kurzen Überblick zur zeitlichen Abfolge und den geologischen Gegebenheiten erklärt. Hier in diesem Gebiet gibt es insgesamt 69 begehbare Lava-Röhren. Als wir durch den Archeway hinuntersteigen, wird uns die schiere Grösse des Durchgangs bewusst, durch den vor 190’000 Jahren flüssige Lava geflossen ist. Ausserdem wird es angenehm kühl.
Undara Nationalpark Im Undara Nationalpark befindet sich neben einer Lavaröhre von etwa 100 Kilometern Länge, die teilweise eingestürzt ist, ein ausgeprägtes Lavaröhrensystem, das bei einem Ausbruch des Hauptvulkans der McBride-Provinz vor rund 190’000 Jahren entstanden ist. Besonders bemerkenswert ist der grosse Durchmesser der Lavaröhren im Nationalpark von teilweise knapp über 20 Metern und einer maximalen Höhe von 13,5 Metern. Zahlreiche Röhren sind eingestürzt; eine der Einbruchstellen ist 900 Meter lang. Die Decke der Undararöhren ist etwa 5 bis 10 Meter dick. Zum Teil sind an den Röhrenwänden Höhenmarken einzelner Lavaflüsse deutlich ablesbar. Der Lavafluss erreichte eine durchschnittliche Dicke von 5 bis 20 Metern und an der Wallsektion den höchsten Wert mit 40 Metern. Die längste begehbare Röhre ist etwa einen Kilometer lang. Zahlreiche Fledermäuse und weitere seltene Tiere nutzen die Röhren als Lebensraum. Damit sich Lavaröhren ausbilden, sind mehrere Voraussetzungen wesentlich: eine relativ geringe Neigung des Kraterrandes (Schildvulkan) und des anschliessenden Geländeprofils und grosse Mengen von Lava, ferner eine hohe Temperatur von 1175 bis 1220 °C. Die Lava erstarrt beim Erkalten zu einem Basaltgestein. |
Als wir in die Stephenson Cave hinabsteigen, macht Maigread ein Feuerzeug an. Anhand der Farbe der Flamme kann sie sehen, ob sich tödliches Methangas in der geschlossenen Höhle angesammelt hat. In der Stephenson Cave stand die flüssige Lava bis zu 6 m hoch. Die Lava hatte nicht diese hohe Temperatur, um alles Gestein zum Schmelzen zu bringen. Aus diesem Grund sehen wir am Ende der Höhle eine breite massive Gesteinswand. Die Lava staute sich und fand einen abzweigenden Ausgang. Wie schon erwähnt ist diese Cave mit ihrer Grösse einzigartig auf dieser Welt. Maigread kommt ins Schwärmen, als sie uns anschaulich und leicht verständlich diese ganzen Zusammenhänge erklärt. Die Höhlenbildnisse, die die Natur hinterlassen hat, rufen bei jedem Betrachter andere Bilder hervor.
Auf der Rückfahrt sehen wir ein kleines Wallaby-Weibchen mit seinem kleinen «Joey» im Beutel. Joey ist die übliche Bezeichnung für die Jungtiere im Beutel ihrer Mutter.
Nach der Tour kann Ma nur noch sagen: «Das war eine tolle Tour!»
Leider können wir wegen dem mangelhaftem Internetempfang heute nicht am Zoom teilnehmen. So kann Ma wenigstens noch im Hellen kochen und auch Jo im Hellen abwaschen 😉
Später, als wir draussen im Dunkeln vor Eneli sitzend in die Tasten hauen, entfährt es plötzlich Ma. «Ihhh, es hat an meinem Bein geschnüpperlet!» Das lustige kleine Betong von gestern streift auch diesen Abend wie ein kleiner tapsiger Bär umher. Mit seiner kalten Schnauze hat es anscheinend Ma’s liebreizendes Bein inspiziert. Weder licht- noch menschenscheu wackelt es umher.
Als sich die Aufregung wieder legt, kommt später noch ein kleines lustiges nachtaktives Beuteltierchen angehüpft. Dies ist auf seinen kleinen Gummibeinchen ziemlich schnell unterwegs.
Der sehr böige Wind, der sich schon den ganzen Tag immer wieder bemerkbar gemacht hat, nimmt am Abend noch zu. Langsam wird es für uns ungemütlich. Wir ziehen in Enelis kleinen Bauch um.
Morgen wird es ein längerer Reise Tag. Wir verlassen das Discovery Resort Undara in Richtung Süden, immer dem «Great Inland Way» entlang, mitten durch leeres Outback.
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