Mit nur dem Zmorge-Kafi als Wachmacher brechen wir auf. Beim Rausfahren aus dem Undara Nationalpark möchten wir noch einen Stopp machen für eine Wanderung auf dem Kalkani Crater Rim; sprich eine Wanderung oben auf dem Kraterrand. Als wir auf die Zufahrtstrasse zum Kalkani Crater einbiegen sehen wir, dass die nächsten 6 km Gravelroad, also Schotterstrasse sind. Nun, es gibt Gravelroads und Gravelroads. Diese hier wurde schon lange nicht mehr «graded». Es gibt immer wieder Teilstücke, die das reinste Wellblech sind. Diese Stücke fahren wir im Schritttempo. Alles in uns und Eneli wird durcheinandergeschüttelt. Gerade so, als könnten wir Schlagsahne – oder Butter – schlagen. Irgendwann mittendrin haut es Ma vor lauter Schüttelei fast den Nuggi raus. «Komm lass uns umdrehen», meint sie entnervt. «Später sind wir froh dass wir die Wanderung gemacht haben», meint Jo dazu. Immerhin sind wir die einzigen weit und breit und können uns soviel Zeit nehmen, wie wir wollen.
Als wir am Trailhead unten am Krater des schon lange erloschenen, kleinen Vulkans ankommen, pfeift der Wind in Böen um uns herum. Jacke und Shirt werden angezogen, bzw. im Rucksack verstaut. In einer Schneckenumdrehung führt der Weg stetig ansteigend bergauf. Für uns als geübte Bergwanderer fällt es anscheinend leichter als für den durchschnitts Australier; jedenfalls kommen wir besser und schneller voran an angeschlagen. Bis zum Kraterrand sind es vielleicht 200 Höhenmeter.
Oben auf dem Kraterrand ist es ein fast ebener Weg, der durch das Lavagestein führt. Die Aussicht ist jetzt nicht so «excellent» wie angegeben, aber «ganz OK». Seit der letzten Eruption vor ca. 20’000 Jahren ist natürlich der Krater und die Umgebung darum herum wieder natürlich bewaldet. Wir sehen nicht in einen Lava-Kraterschlund, sondern in einen mit Bäumen, Sträuchern und Gräsern bewachsenen Krater. Wäre er wasserundurchlässig und hätte es mehr Niederschläge, gäbe es hier vielleicht sogar eine Maar.
Auf die andere Kraterseite gibt es einen ungetrübten Blick. Von hier oben können wir bis zum Undara-Krater mit seinen Lavaröhren sehen. Diese zeichnen sich etwas als dunkelgrüne Streifen in der hellgrünen Landschaft ab.
Als wir nach der Wanderung aufbrechen wollen, sehen wir leere Zikadenhüllen wie kleine Monster an einem Holzpfahl hängen. Aufgebrochene Rücken kennzeichnen die Stelle, aus denen die frischen und fertige Zikaden ihrer Hülle entschlüpft sind. Zwei der frisch geschlüpften harren daneben noch etwas aus. Deutlich sind die durchsichtigen Flügel ersichtlich.
Die 6 km Gravelroad retour sind nicht mehr ganz so schreckhaft.
Ab jetzt geht’s auf dem Great Inland Way weiter in Richtung Charters Towers.
Ob es daran liegt, dass heute Sonntag ist? Andere Autos kreuzen wir nur im Halbstundentakt. Die nächsten 2 Stunden kommen uns ca. 3 der grossen Road Trains entgegen. Das sind die bis zu 50 m langen Sattelzüge. Sonst ereignet sich nicht viel. Die Landschaft verändert sich nicht.
Bei der einzigen Tankstelle, an einem sogenannten Road House, nach über 200 km machen wir unser Zmittag. Entsprechend nach Angebot und Nachfrage ist der Benzinpreis gut 20 % teurer als in der Stadt… Um ihr einen Namen zu geben hat man einfach ein Schild mit ihren Koordinaten aufgestellt: 19°S / 145°E, 474M / 1564FT. Mehr braucht es nicht.
Weiter geht es nochmals mit 200 km Eintönigkeit durchs australische Outback. Heute sehen wir unser erstes Emu und unseren ersten Dingo im Buschwerk neben der Strasse.
Eine knappe ½ Std. vor Charters Towers steuern wir den ausgesuchten Campground am Fletcher Creek an. Das tönt nach mehr als es ist. Einfach ein staubiger Platz an der Strasse, der auf uns keinen einladenden Eindruck macht. Unser Tagesdomizil finden wir schliesslich im Dalrymple Tourist Van Park in Charters Towers. Für uns findet es sich ein Plätzchen. Das ist dann so gross, dass wir nicht wissen, wo genau es anfängt und aufhört. Vielleicht liegt morgen nochmals so eine etwas längere Etappe an. So beschliessen wir, noch heute Sonntag einkaufen zu gehen. Der Weg zum Supermarkt bietet ein etwas trostloses Bild von Charters Towers. Irgendwie nicht sehr einladend. Wenn es zeitlich klappt, machen wir hier im Reifencenter einen Boxenstopp.
Der Wetterbericht sagt vielleicht Regen voraus. Der Himmel sieht jedenfalls ganz danach aus. Der Mond, der die letzten Tage an einem blauen Firmament zu sehen war, liegt unter einer grauen Wolkendecke verborgen.
Jahreszeiten in Australien Wir befinden uns immer noch im nördlichen Teil Australiens. Australien selber befindet sich auf der südlichen Welthalbkugel. Die Jahreszeiten sind entsprechend der nördlichen Hemisphäre genau andersherum. In Europa ist es jetzt Herbst, hier sollte es Frühling sein. Sollte… Im Norden von Australien gibt es nur 2 Jahreszeiten. Wet und Dry Season. Also Regen- und Trockenzeit. Wir kommen in den Sommer, der hier als Regenzeit bezeichnet wird. Und diese geht von Ende Oktober bis April/Mai. Also gute 6 Monate. Danach kommt die Trockenzeit. Weitere unterschiedliche Jahreszeiten gibt es hier nicht. Anders sieht es im Süden Australiens aus. Hier gibt es wieder die bekannten 4 Jahreszeiten. Nur einfach anders rum 😉 |
Schreibe einen Kommentar