Dig your own Sapphires!

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Pünktlich um 8.30 stehen wir bei Bobby Dazzler zum «Saphire Diggin’», zum Saphir-Schürfen vor der Türe. Natürlich sind wir nicht die einzigen, die ihr Glück versuchen.Jeder von uns kann sich einen Eimer mit Sand, Staub und Steinen schnappen und sein Glück als Edelsteinschürfer suchen. Wir bekommen eine kurze Einführung, wie es geht und dürfen auch schon loslegen.
Vom Eimer schüttet man etwas auf das Sieb und siebt es schon mal grob über einer Schubkarre aus. Die grossen Steine können schon vorweg entsorgt werden – wenn sie denn nicht in allen Regenbogenfarben schimmern. Der Rest auf dem Sieb wird nun nach alter Goldschürfermanier im Wasser hin und her geschwenkt. Wer mag, kann es auch in einen Tauchrahmen legen und es so etwas komfortabler zu haben. Das Sieb passt in einen Ring, der mittels eines Hebels in das Wasser heruntergedrückt wird. Das Ganze ist mit Federzug ausgestattet, so dass es recht einfach geht. Jetzt wippt man das ganze etwas an der Wasseroberfläche. Ziel ist es, dass immer kleine Luftblasen erscheinen. So sortiert sich das Kies im Sieb nach Gewicht – die schweren Teile wandern gegen innen und unten.
Jetzt kommt das Schwierigste des eigentlichen Schürfens: Das Sieb mit Schwung herumstürzen, ohne dass die Steine wie vom Sturm geblasen durch die Luft fliegen. Tip der Schürferin: Gegen sich drehen, so verliert man am wenigsten (wertvolle) Steine.
Jetzt braucht es ein gutes Auge, um die kleinen Edelsteinsplitter im Sonnenlicht zu erkennen. Sie schimmern von dunkelblau bis bernsteinfarben. Oftmals sind die Edelsteinsplitter nur wenige Millimeter gross. Wer Glück hat, erwischt einen grossen, mit dem Auge gut sichtbaren Edelstein.

Bei uns und unseren Schürfkollegen sind es eher die kleineren Splitter. Diesen Vorgang machen wir 2-3 Mal mit ein- und derselben Siebfüllung. Wenn wir meinen uns die Augen aus dem Kopf geschaut zu haben, kommt der Rest auf «Halde» und es geht von vorne los. Das ganze Spieli dauert um die 15-20 Minuten. Pro Eimer gibt es um die 4-5 Waschungen was ein bis eineinhalb Stunden Beschäftigung bedeutet…

Wir unterbrechen unsere Suche nach den Edelsteinen, um mit Pete unter Tage «einzufahren». Mit einem Helm ausgestattet geht’s auch schon los. Von hier oben bis unter Tage sind es nur wenige Schritte und Treppenstufen. Nach noch nicht einmal 2 Minuten sind wir auch schon auf der letzten und einzigen Sole angekommen. Der äusserst fachkundige Pete, heute unser Grubenleiter, erklärt uns, worauf die Mineure achten müssen: Nicht nur auf die Edelsteine beim Heraushauen aus dem Felsen ist zu achten, sondern auch, dass ihnen nicht die Kerze vor lauter Kohlenmonoxid auszugehen droht. Dann ist es höchste Eisenbahn wieder aufzutauchen. Pete erklärt uns wie ein studierter Geologe, welche Fliessrichtungen und Sprünge die Gesteinsschichten machen und wie dies alles zustande kam. Die Familien-Claims sind kleine Stollen, nur ein paar wenige Meter lang und tief. Nicht so wie der Steinkohlebergbau, wo es bis 1’000 m in die Tiefe geht und wo riesige Kohlehobel und Bohrmaschinen die Kohle fördern, welche auf Kilometer lange Förderbänder transportiert wird. Hier ist dies alles wie in Miniatur im Vergleich dazu. Man ist vielleicht 10 m in der Tiefe, bei einer Grösse von 100 x 100 Metern.

Alles, was an einem Tage gefördert wurde, wurde tags drauf gewaschen. Nur bei schrägstehender Sonne glitzern die Edelsteine im Sonnenlicht. Sprich morgens so gegen 8 und nachmittags so gegen 16 Uhr. Dann wird gewaschen, sonst geschürft oder die Grube abgestützt etc.

Heute gibt es in dem Saphir-Gebiet nur noch ganz wenige familliengeführte Betriebe. Der fast winzige Bereich von nur wenigen Quadratkilometern mit den kleinen Städtchen Rubyvale, Sapphire Central und Anakie, mit ca. insgesamt 2’500 Einwohnern, bildet das Zentrum der Edelsteinvorkommen in Australien. Hier ist auch die landesweite grösste Mine, die Coolamon Mining, mit ihren riesigen Gerätschaften tätig.

Nach der Führung waschen wir unsere Eimer leer und lassen uns von fachkundigen Augen unsere Schätze begutachten. Ma bringt 73,2 ct, Jo bringt 51,7 ct in vielen kleinen Edelsteinsplittern auf die Waage. Nicht nur Ma freut sich über diesen Erfolg.

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Nach dem kurzen Zmittag geht es weiter. Kaum sind wir angerollt machen sich ein paar wilde Dromedare am Strassenrand parat für ein JoMa-Foto- & Videoshooting. Dem können wir natürlich nicht widerstehen.

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Jetzt aber müssen wir müssen uns sputen. Es sind noch über 4 Std. zu fahren. In der Minenstadt Emerald wird nur das Nötigste eingekauft und getankt. Fast im F1 Tempo geht es heute über den holprigen Great Inland Way weiter. Hätten wir Flügel, wären wir bestimmt abgehoben. Wenn auch nicht übermässig, so sind doch heute mehrere von den grossen Road Trains unterwegs.

Als wir auf den letzten 40 km auf die Zufahrtsstrasse zur Carnarvon Gorge im Carnarvon Nationalpark einbiegen, meint Ma: «Das Stück müssen wir morgen auch wieder zurück.»

Immer wieder kreuzen Rinderherden die Strasse oder grasen friedlich am Strassrand. Es geht teilweise in engen Kurven, über einige Rindergatter und durch mehrere Flüsse, die im Moment zum Glück alle trocken sind, dem lang ersehnten Ziel entgegen. Wobei Ma bisher keinen Campground hier finden konnte, der noch offen hat. Es ist allerdings eine schöne und interessante Landschaft, in der wir uns jetzt befinden. Daher haben sich unsere Pläne ja auch entsprechend geändert. «Zur Not stellen wir uns einfach an den Strassenrand», meinen die beiden. Der erste Campground ist geschlossen aber der zweite ist geöffnet! Wir wähnten uns auf der 40 km Zufahrt fast alleine hier in dieser Gegend. Weit gefehlt. Nicht gerade picke-packe voll, aber rund um die Duschen und die Camp-Küche ist es eng. Auch wir mit unserer kleinen Eneli fühlen uns etwas an den Rand gequetscht.

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Nach einem Feierabendbier drehen wir noch eine kleine Runde zum Carnarvon Creek runter. Platypus gibt es heute leider keine zu sehen. Dafür viele Kängurus!

 

Während des Znacht ziehen grosse Schwärme von Flughunden über uns hinweg. Sie zeichnen sich am Himmel ab wie das Batman-Logo, das wir vom Film her kennen. Doch für Fledermäuse sind sie zu gross und fliegen auch nicht in dem typisch unruhigen zickel-zackel Flug durch den Abend.

Ein heftiger kurzer Regenschauer treibt uns zum Arbeiten in Enelis Bauch. Müde werden die Hausaufgaben noch erledigt. Als es schon längst ruhig um uns herum ist, machen auch wir die Augen zu.

 

 

 

 

 

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