Wir sind gut in der Zeit, als wir am Morgen aufstehen. Ein lascher Aufbrüh-Kafi lässt unsere etwas müden Lebensgeister auch schneller wach werden. Unser junger Uber-Chauffeur ist pünktlich auf die Minute.
War der Flughafen gestern, am Sonntagnachmittag, angenehm entspannt, so herrscht hier heute am frühen Montagmorgen ein reges und geschäftiges Treiben. Der Weg zum (Auslands-)Abflug ist etwas abseits und für uns nicht so einfach zu finden. Endlich stehen wir in der Schlange zur Passkontrolle und Gepäckdurchleuchtung. Die Passkontrolle wird immer automatisierter. Schnell sind wir durch. Das Gepäck läuft ja nebenher.
Komisch, wenn ein Rucksack bei der Kontrolle des Handgepäcks ausgeschleust wird, ist es immer Jo’s. So auch diesmal. «Ich habe doch alles draussen. Kein Messer, auch nicht ein klitzekleines im Rucksack.» Aber der Kontrolleur meint: «You have two scissors in your bag!» Zwei kleine Nagelscheren sind der Stein des Anstosses bei der Kontrolle von Jo’s Handgepäck. «Here in Australia not allowed.» Dabei reisen wir doch aus und nicht ein. Und die beiden kleinen Nagelscherchen waren schon bei allen Reisen in Jo’s Necessaire im Handgepäck. Selbst im strengen China wurden diese nicht beanstandet. Und wenn Jo es sich recht überlegt, auch nicht bei der australischen Einreise über Melbourne. Wie auch immer, möge die Macht beim Kontrolleur sein. So verschwinden die beiden Steinchen des Anstosses leider auf nimmer Wiedersehen in einem grossen schwarzen Müllbeutel. Jetzt sind alle Kontrollen geschafft und Jo etwas «erleichtert».
Um zum Gate zu gelangen, werden wir in Schlaufen durch den grossen Duty-Free Bereich geführt. Ortskundige könnten dies mit Sicherheit abkürzen (ganz wie bei IKEA). Die letzten AUD geben wir für Sandwiches und Kafi aus.
Der Flieger ist vollbesetzt. Viele Thai-Familien mit kleinen Kindern fliegen zurück in die Heimat. Und doch gehen die knapp 9 Stunden angenehm kurzweilig vorbei. Filmangebote und Essensverteilungen lassen keine Langeweile aufkommen.
Jo nutzt die Möglichkeit, die Landung in Bangkok live mit einer der Bordkameras verfolgen zu können.
Kaum haben sich die Türen in Thailand geöffnet überkommt uns eine schlagartige Hitzewallung: 32 Grad Celsius in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit ist eine schweisstreibende Angelegenheit.
Schnell finden wir den Weg zur Immigration, zur Einreise. Eine schiere Masse an Reisenden müssen hier abgefertigt werden. Schnell geht es voran, bis es auf einmal nicht mehr weiter geht. Ein Touristenpaar lässt uns alle in unserer Schlange laaaaaange warten. Es kommen einige leisen Fragen auf, warum das so lange dauert, doch niemand wird laut und ungeduldig.
Noch bevor Jo ein Selfie machen kann, kommt ein Officer und weist ihn sehr streng zurecht. Fotografieren ist in diesem Bereich verboten! Er muss Handy und Reisepass vorzeigen.
In unserer Schlange dauert es immer noch an. Dann darf Jo zum Schalter gehen. Er wird gefragt, wie lange er hier in Thailand bleiben und was er in Thailand machen möchte. Jo sagt, dass sie ein paar Wochen bleiben möchten und in Kuhn Han auf eine Hochzeit eingeladen sind. Für die Officer-Beamtin ist dies täglich Brot. Ruckzuck gib es den Stempel in den Pass. Wir dürfen 60 Tage in Thailand bleiben. Dies ist die Zeitspanne, für die Schweizer kein Visum benötigen.
Jetzt hurtig zum Gepäckband. Unsere beiden Reisetaschen stehen verwaist vor dem leeren Band. Eine Flughafenangestellte will sich gerade darum bemühen. Keine Minute später und wir hätten unser Gepäck für verloren gehalten. Jetzt noch schnell 2 SIM-Karten fürs Telefon kaufen. Jo hat während der Warterei zur Einreise einen Tip auf seine Frage zu einer guten SIM-Karte von jemandem hinter ihm in der Schlange bekommen: AIS hat einen Stand hier im Flughafen und die Damen sind sehr kompetent.
Am Ticketautomaten zur Taxibestellung bekommen wir unerwartete Hilfe. Uns wird ein Ticketausdruck in die Hand gedrückt und uns ein Fahrer zugewiesen. Dieser ältere Fahrer kann kein Englisch und auch sonst nur schwer lesen. Ma hat vom Hostel zum Glück Anweisungen in Thai für Taxifahrer bekommen. Als er das liest, strahlt er plötzlich – er weiss genau, wo wir hin möchten «Close Khaosan Road», meint er. Ohne Navi kommt er hier in der 14 Millionen Metropole bestens zurecht. Er kennt sich aus, wie in seiner Westentasche. Er weiss auch genau, dass es bis zum Hostel ein schmaler (Privat-)Fussweg ist und lässt uns deshalb an der Hauptstrasse genau vor diesem kleinen unscheinbaren Weg raus.
Lustig, im gesamten Innenbereich des Hostels ist es strengstens untersagt, mit Schuhen oder Schlappem rumzulaufen. Barfuss oder auf Socken ist angesagt.
Wir haben ein sehr helles Eckzimmer im 4. Stock (mit Lift!) mit vielen Fenstern nach zwei Seiten. Ma hat bei der Reservierung mal wieder ein gutes Näschen gehabt.
Schon bald dürstet es uns nach einem kühlen Bier und einen kleinen Happen zu essen. Wir ziehen los. Gleich links der Hauptstrasse entlang und nochmal links rum gibt es alles, was das Herz begehrt. Hier in der belebten Khaosan Road kommen in Ma Erinnerungen vergangener Thailandreisen (vor 38 Jahren!) auf. Die Khaosan Road war schon vor vielen Jahren das Backpacker-Zentrum von Bangkok. Doch wie bei allem, ist auch sie einem Wandel unterlegen. Was früher ruhiger, verträumter und authentisch war, kommt nun gross, laut und touristisch daher. Doch das scheint genau den Nerv der neuen Touristen zu treffen…
Wir biegen ab in eine kleinere Marketstreet. Hier bieten kleine Garküchen ihr Essen feil. Restaurants laden Gäste zum Verweilen ein. Gegen unseren Hunger und Durst finden hier beides.
Jo wird hier auch auf Muay Thai aufmerksam, das typische Thai Boxen. Ganz hier in der Nähe in Bangkok steht die weltweit einzige Thai Boxarena.
Nach dem Essen schlendern wir noch etwas umher und lassen das Flair der Stadt auf uns wirken. In einer Sportsbar, in der gerade ein Muay Thai Turnier läuft, genehmigen wir uns noch ein Bier zum Abschluss des Tages. Muay Thai scheint eine sehr populäre Sportart geworden zu sein. Interessiert wird dieses Turnier am Grossbildschirm von vielen Gästen verfolgt.
Jo schaut interessiert auf die Karte, die an der Bar ausliegt. Doch zur Verblüffung von Jo preist diese nicht etwa Drinks, sondern ausschliesslich «Pre-Rolled» Produkte mit reinem Cannabis an – wie bei den Happy Hour Drinks: «Buy 2, get 1 free». Cannabis darf überall in Thailand straffrei konsumiert werden.
Drogenpolitik in Thailand Thailand war jahrelang für seine strenge Drogenpolitik bekannt. Bei Besitz drohten lange Haftstrafen in den berüchtigten und überfüllten Gefängnissen, bei grossen Mengen auch hier die Todesstrafe. Dann kam im Juni 2022 die radikale Wende zumindest für Cannabis. Besitz, Kauf, Anbau und Verkauf wurden legalisiert. Seitdem ist Thailand zum Paradies für die Kiffer-Szene geworden. Buchstäblich über Nacht schossen Verkaufsstellen wie Pilze aus dem Boden. Dies hat zu einem Umdenken in der Drogenpolitik des Landes geführt: Im April 2025 sollen alle Cannabisshops in Thailand geschlossen werden! Es gibt eine Neuklassifizierung von Cannabis: Cannabis wird per Ende 2024 als Betäubungsmittel eingestuft. Damit wird das Gesetz aus dem Jahr 2022 aufgehoben, das die Polizei von Strafverfahren im Zusammenhang mit Marihuana ausgenommen hatte. |
Gemütlich schlendern wir an unserem ersten Abend hier in Thailand zum Hostel zurück. Morgen machen wir unsere ersten Schritte, um die Grossstadt ein wenig zu erkunden. Ma hat schon ein kleines Programm in ihrem Kopf zusammengestellt 😉
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