Heute steht nichts Spezielles an, so bleiben wir etwas länger im Bett liegen. Ma geht zum Frühstück schon mal vor. Jo in seinem Trott fährt mit dem Lift erst ins Parterre, um sich dort zu erinnern, dass das Resti wie das Zimmer auch in der 4. Etage ist liegt. Naja, jetzt weisss er es bestimmt.
Beim Zmorge kommen wir mit einem älteren Paar aus UK, das jetzt in Spanien lebt und hier in Asien seit 4 Wochen auf Reise ist, ins Gespräch. Sie waren schon in Vietnam und können einige interessante Tipps geben.
Am Vormittag starten wir unseren «Kulturtag in Phnom Penh» mit dem Besuch im Königspalast. Das ist jedenfalls der Plan. Wir winden uns etwas durch das Strassen-, Menschen- und Marktständegewimmel. Nur ein paar Querstrassen weiter beginnt der Marktplatz. Hier wird alles zu essen angeboten, was das kambodschanische Herz begehrt. Was nicht unbedingt das gleiche ist, was unser Herz begehrt. Fleischerstände, deren Waren schon seit Stunden ohne Kühlung in der Sonne und in der Wärme liegen. Fische, die schon mehr tot als lebendig im schlammigen Wasser irgendwelcher Kunststoffschüsseln dahinsiechen, kleine Singvögel die an die 100 Stück in winzigen Vogelbauern zusammen gepfercht sind. Auch Obst und Gemüse, das von Fliegen und anderen Insekten umschwärmt wird, lässt unser Herz nicht unbedingt höher und schneller schlagen…
Am Königspalst angekommen, möchte ein Guide mit uns eine kleine Stadtrundfahrt machen. Sein schlagendes Verkaufsargument: Der Königspalast ist über Mittag bis 14 Uhr geschlossen – perfekt für seine Tour, da wären könnten wir in der Zwischenzeit etwas Sinnvolles machen; dies würde für uns doch bestens passen. Doch wir sind auf dem Weg beim Nationalmuseum vorbeigekommen. Dieses hat keine Mittagspause. So zieht es uns erst mal dahin.
Hier werden Kunstschätze, meist Buddha- und hinduistische Figuren aus den verschiedenen Tempelanlagen des Landes ausgestellt. So wie wir es schon aus dem anthroposophischen Museum aus Mexico City her kennen. Ein ganzer Raum des Museums ist den Schätzen gewidmet, die erst vor kurzen aus 15 verschiedenen Ländern der ganzen Welt (auch der Schweiz) wieder zurückgegeben wurden.
Kurz nachdem der Königspalast am Nachmittag seine Pforten wieder öffnet, sind auch wir parat für weitere Kultur. Der Palast ist nicht so weitläufig, wie die Tempelanlagen in Angkor Wat. Er gleicht sehr dem Königspalast in Bangkok, ist aber etwas kleiner, hat weniger Besucher und lebt irgendwie mehr bzw. ist weniger «nur» Museum. Vermutlich deshalb sind auch viele Gebäude geschlossen, so dass wir einzig und allein die Silberpagode betreten können. Den Hinweisschildern folgend denken wir, ob diese beiden steinernen Pagoden inmitten des grossen Platzes hier im Königspalast vielleicht gemeint sein könnten? Wir folgen einer deutschsprechenden Fremdenführerin und bekommen so ein paar Infos zum Tempel. Als alle auf eine grössere Tempelhalle zusteuern, fasst sich Jo ein Herz, um die Fremdenführerin nach der silbernen Pagode zu fragen. Dies hier sei die Silberpagode, bekommt er zur Antwort. Die Tempelanlage hat ihren Namen von dem mit Silber ausgelegten Boden, auf dem jetzt zum Schutz Teppiche ausgerollt sind. In mehreren Schauvitrinen sind silberne und goldene Buddhas und andere Heiligtümer und Pretiosen ausgestellt. Ausserdem ist in der Mitte der Halle ein auf einem hohen Thron sitzender Smaragd-Buddha zu bewundern.
Jo meint zu der Fremdenführerin, dass JoMa in Thailand schon einen Smaragd-Buddha bestaunen durften. Ja, es könne sein, dass der Smaragd-Buddha aus Thailand aus Kambodscha geraubt wurde. Vor dem Kambodscha-Krieg umfasste das kambodschanische Staatsgebiet etwas mehr als 1 Mio. km2, jetzt sind es keine 200’000 km2 mehr. Sie meint Gerüchte gehört zu haben, dass dieser Smaragd-Buddha aus Sri Lanka kam…
Auf dem Rückweg vom Königspalast gehen wir nicht an der Hauptverkehrsstrasse entlang. Doch diese Hauptstrasse, auf der wir jetzt unterwegs sind, ist um nichts besser als der andere Weg. Nach ein paar Minuten meint Ma entnervt: «Das ist wirklich überhaupt keine Stadt für Fussgänger!»
Phnom Penh, Hauptstadt Kambodschas Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas, liegt am Zusammenfluss der Flüsse Mekong, Tonle Sap und Bassac. Die Stadt hat rund 2,5 Millionen Einwohner und ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Gegründet im 15. Jahrhundert, erlebte Phnom Penh im 20. Jahrhundert eine dramatische Geschichte: Während der vierjährigen Herrschaft der kommunistischen «Roten Khmer» von 1975-1979, wurde die Stadt fast vollständig entvölkert und zerstört. Während und kurz nach der Herrschaft der Roten Khmer lebten ca. nur noch 200’000-300’000 Menschen in der Stadt. Heute ist sie eine schnell wachsende Metropole mit einer Mischung aus kolonialer Architektur und modernen Bauwerken. Die Stadt bietet eine Mischung aus Tradition und Modernität, mit aufstrebenden Restaurants, Cafés und einem pulsierenden Nachtleben. Trotz der Herausforderungen bleibt Phnom Penh ein Symbol für den Wiederaufbau und den kulturellen Stolz Kambodschas. Diese rasante Entwicklung ist besonders am quirligen Auto-, Tuck-Tuck- und Rollerverkehr auszumachen. Fussgänger sind ein lästiges Übel, was zwar nicht ignoriert wird, sich aber sein Recht selber suchen muss. |
Was früher Gehwege waren, sind jetzt Parkplätze für Autos und Roller und Standplätze für unzählige Garküchen. Selbst durch das hektische Gewimmel des Marktes zwängen sich immer wieder schnell fahrende Motorroller.
Für morgen haben wir eine Tour in das berüchtigte S-21 Museum und die Killing Fields gebucht. Dies ist eine andere traumatische Zeitgeschichte aus der jüngeren Vergangenheit.
Auch schon heute buchen wir eine Busfahrt nach Kratie, der nächsten Station unserer Reise. Im kleinen empfohlenen Restaurant nur ein paar Schritte entfernt, lassen wir den Abend ausklingen. Unser Tischnachbar ist ein junger Deutscher, der Ende letzten Jahres aus Deutschland ausgewandert ist. Noch ist er in Georgien gemeldet, will sich allerdings Anfang kommenden Jahres in Bangkok niederlassen. Was für ein gewagtes Vorhaben! In seine Heimat nach Deutschland möchte er nicht mehr zurück, aus welchen Gründen auch immer…
Bevor die Augen ganz zufallen, muss erst noch etwas am Reisetagebuch gearbeitet werden. Morgen müssen wir nicht früh, aber etwas früher als heute aus den Federn…
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