Heute müssen wir «das Zimmer» wechseln. Es ist noch recht früh, umziehen können wir so gegen Mittag. Nach dem Zmorge vertreten wir uns erst einmal etwas die Beine mit einem kleinen Verdauungsspaziergang durch das Quartier. Am Fluss Pai, der auch gleichzeitig Namensgeber der Stadt ist, sehen wir wie ca. 10 Pickups grosse Schwimmreifen am Ufer abladen. Ein paar Werbebanner zum »Jungle Tubing» haben wir schon gestern in der Stadt gesehen. «Das sind ja hunderte von diesen Schwimmreifen!» meint Ma. «Das wird ja ein Massenevent werden», denken wir uns… «Gut, dass wir dafür zu alt sind», denken wir uns dabei.
Der Zimmerwechsel ist innerhalb von 5 min. erledigt. Es sind nur wenige Schritte über den Hof in unsere neue Unterkunft hier in der Hotelanlage. Plötzlich hocken wir da und sind etwas unschlüssig, was wir machen sollen. Thermalbad oder Wanderung? Für den Sprung ins Bad ist Jo nicht so recht zu begeistern. Eine Wanderung muss her. Unsere Wander-Apps haben da so einiges auf Lager. Leider ist nichts dabei, was so richtig heraussticht; entweder sind wir schon zu spät dran, oder es ist zu anstrengend für Ma’s Lungen oder man muss dauernd durch einen Fluss waten, wozu wir keine Lust haben. Ma findet schliesslich einen Ausflug zu Fuss zu einem Tempel am Rande der Stadt mit Aussicht auf die Stadt. Auf geht’s!
Wir sehen dieselben Pickups von eben sich durch die engen Strassen der Stadt winden, doch statt mit Schwimmreifen, sind die Ladeflächen voll mit jungen, stehenden Menschen, die sich gleich in die Schwimmreifen stürzen werden, um sich den Pai flussabwärts treiben zu lassen…
Als wir in der heissen Sonne losstiefeln, müssen wir über eine der Flussbrücken. Hier sehen auf der rechten Flussseite wohl den Startplatz der ganzen Jungle Tubing Angelegenheit. Partymusik dröhnt über den Fluss. Im Minutentakt kommen neue Pickups, um die «Partygäste» einzuladen. Schon bald ist der Sammelplatz leer, nur noch laute Musik spielt.
Wir beschliessen, uns weiter auf die Wanderung zum Tempel zu machen. Als wir aus der Stadt sind, merken wir, dass der Weg nur entlang der Strasse geht. Das ist nicht unser Ding. Kurzentschlossen wird umdisponiert. Wir beschliessen auf die Ankunft des flussabwärtstreibenden Partyvolks zu warten, um ein paar tolle Fotos zu schiessen. So wie es aussieht, ist heute einer der grössten Jungle Tubings in Pai – auf jeden Fall aufgrund der überall ausgebuchten Hostels und Guesthouses.
Es dauert nicht lange, bis sich die ersten Fahrer der Pickups am Ufer postieren. Schon bald sehen wir die ersten Partygänger in den Schwimmreifen übers Wasser trudeln. Auf der Brücke haben wir den perfekten Blick auf das bunte Treiben. In ganzen Scharen treiben sie nun an. Am Sammelplatz stehen die Fahrer in der Flussmitte, um die Schwimmreifen einzusammeln. In hohen Bögen fliegen die diese ans Ufer. Schnell bildet sich eine riesige Menschentraube unten am Ufersteg. Oben angekommen wird jeder einzeln mit einem Gutsch Hochprozentigen aus einer Flasche direkt in den Mund hinein begrüsst.
Während unten im Fluss der Reifenstapel ein riesiges Ausmass annimmt, wird oben die Schaumkanone zur Schaumparty angeschmissen. Nach einer guten halben Stunde kommen auch die letzten oben zur Party an. Jetzt geht die Party erst richtig los! So muss es auch in Mallorca am gefürchteten Ballermann zugehen. Beim Jungle Tubing ist dies erst die erste von insgesamt 3 Stationen mit Live Musik / DJs, Bars und verschiedenen «Games».
Abseits von diesem Geschehen geniessen wir beiden «Alten» in einer kleinen grünen Oase mit dem Namen «Om Garden» einen leckeren Mango Lassi und einen köstlichen Salat.
Abends, nach dem Eindunkeln, hört man dann die johlenden und grölenden Horden vom Fluss rauf in die Walking Street ziehen…
Was müssen sich wohl die Einheimischen denken? Wir haben einige auf der Brücke gesehen, die nur den Kopf geschüttelt haben… Schwierig finden wir auch, dass eine grosse Moschee ihren Eingang ebenfalls auf die Walking Street hat, wo nicht nur dienstags und freitags das Partyfolk entlang torkelt, sondern auch sonst zu jeder Tages- und Nachtzeit junge BackpackerInnen in sehr freizügigem Outfit entlang gehen.
Valentin Cesare gessler
auch für uns ein „Kulturschock“
Ilse
Dieses Event scheint fast ausschließlich von Touristen wahrgenommen zu werden. Kommen da wenigstens Einnahmen für die Einheimischen zusammen?
Mo
Liebe Ilse
von dieser Event Industrie werden doch tatsächlich einige Menschen ernährt. Diese ganzen unsichtbaren Helferleins die im Hintergrund für eine fröhliche Party Stimmung sorgen. Fahrer, Guides die die Partygäste aus dem Wasser fischen, die Schwimmreifen einsammeln, die die Getränke und die Zwischenstopps organisieren und bestimmt noch einige mehr. So fliesst das ganze Geld nicht nur die Taschen einiger weniger…