Zum Abschied, nach dem wir alles erledigt haben, sind nur noch Iris und Alba diheime.
Wie auch Jo hat Iris einige «Hemmnisse» mit ihren Füssen. Für ihre Fussgymnastik hat sie sich eine Box mit Tools zur einfachen Fussgymnastik bestellt und diese noch mit eigenen Utensilien ergänzt, u.a. auch mit zwei Bällen, die sie im Hundebedarf gekauft hat. Jo hat sich auch schon seine Gedanken zu diesen «Gymnastikbällen» gemacht. In der Pet-Abteilung des Coles, wo wir auch alles andere einkaufen, wird Jo fündig.
Heute geht’s für uns der Alpine Road folgend nochmals in die Berge. Der Alpine Nationalpark, in dem wir heute unser Nachtlager im Pretty Valley aufschlagen werden, ist gut 3 Stunden entfernt. Nach der kleinen pittoresken Stadt Bright, wo wir einen kurzen Tankstopp einlegen (es ist die letzte Möglichkeit für die nächsten 110 km), biegen wir links auf die Tawonga Gap Road ab. Ab jetzt geht es in Kurven und Spitzkehren die Berglandschaft hinauf. An der Deutschen Stadt (Germantown) mit ihrer Deutschen Brücke (Germantown Brigde) fahren wir links vorbei. Mt. Beauty kommt uns nicht so beauty vor. Wir sehen eine grossflächig abgeholzte Bergflanke, die wir wie eine offene Wunde in der Natur wahrnehmen.
Am Mt. Bogong Lookout lassen wir die Aussicht auf das nächste Tal und die Landschaft in uns auf wirken. Als wir schon wieder einsteigen wollen, kommen wir mit einem älteren Mercedesfahrer ins Gespräch. Ob wir aus der Schweiz kommen und hier in Australien auf Reise seien, fragt er uns. Er lebe seit 65 Jahren in Australien und komme ursprünglich aus Ostpreussen. Er heisse Bernd Franke. Als er uns einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählt, kommt uns Peters Geschichte in den Sinn. Wie sie sich ähneln. Beide sind mit 1938 gleichen Jahrgangs und Nachkriegsvertriebene. Bernd ist noch lange vor dem Bau der Mauer in den Westen, nach Berlin, übergesiedelt und schliesslich in der Nähe von Köln angekommen. Als auch er zum Militär gerufen wurde ist er aus Deutschland geflohen. Er, der die Schrecken des Krieges erlebt hatte und viel dagegen protestiert hatte, wollte nicht einer Armee mit Waffen dienen. Wie Peter zog es ihn in den hohen Norden, wo er einige Jahre zur See ging. 1960, mit 22 Jahren, kam er hier nach Australien. Ein Teil seiner Familie ist in Deutschland geblieben und wohnt immer noch im Bergischen Land. Nun, wo er und seine Frau Christa älter werden, übernachten sie in Cabins in den Caravan Paks und nicht mehr wie früher noch im Zelt.
Immer weiter führt uns die Strasse kurvenreich bis auf über 1’740 m hinauf. Die letzten Kilometer gehen über eine gut befahrbare Gravelroad zu unserem Campground ohne nixx. Nicht ganz so ohne nixx. An der kleinen Schutzhütte gibt es tatsächlich Wasser aus dem Hahn und etwas abseits auch eine Pit Toilet. Also doch (fast) alles.
Hier auf 1’680 m richten wir uns auf einem sonnigen Platz ein. Von unseren Nachbarn werden wir herzlich eingeladen, später am Lagerfeuer vorbeizukommen. Bei untergehender Sonne wird es ein fröhlicher Abend, in dem alle nach Satelliten und Sternschnuppen am Himmelszelt Ausschau halten.
Wir Glücklichen sitzen in der Windrichtung, aus der der Qualm des Feuers vor uns her geblasen wird. Ohne den typischen «Pfadi-Lagerfeuer-Touch» klettern wir in der sternenklaren Nacht, die jedoch weniger kalt als befürchtet ist, ins Heihabettchen. Die nächtliche Temperatur liegt erstaunlicherweise um die 8 °C. Jo hat sich auf wesentlich mehr Kälte eingerichtet mit seiner langen Clownshose und dem Kapuzenshirt. Aber so hat er es auch schön warm beim Schlafen. Auch Ma dürfte unter ihren beiden Decken nicht sehr gefroren haben.
Morgen? Wissen wir noch nicht! Schau ‘n wer mal, wie’s Wetter wird 😉
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