Die Nacht war wärmer als gedacht. Jo’s lange Pyjie-Hose war schön warm, aber auch etwas überflüssig. Von uns völlig ausser Acht gelassen und auch von uns unbemerkt, wurden hier in Australien diese Nacht die Uhren um eine Stunde zurück auf Winterzeit umgestellt. Es steht zwar schon die Sonne etwas hoch am Himmel, als wir aufwachen, doch die Nacht kommt dann leider auch früher. Für uns heisst es heute darum: Das Zoom mit den Jungs ist schon um 17 Uhr! Ab jetzt haben wir nur noch 8 Stunden Zeitverschiebung.
Der Wind, der uns schon gestern Abend etwas durchgeschüttelt hat, hat auch über Nacht nicht nachgelassen. Sobald es etwas windstill ist, ist es angenehm, aber wehe, wenn nicht. Jo bedingt sich vor dem Zmorge eine Stunde Hausaufgaben für das Reisetagebuch aus. Er hat da noch einiges nachzuarbeiten. Um uns herum wird schon viel hin und her rangiert. Es ist ein Gehen und Kommen… Wir werden gefragt, ob wir als Touristen ohne ständige Wohnadresse oder permanente Aufenthaltsbewilligung überhaupt ein Auto anmelden können. Was die Menschen so beschäftigt…
Gleich hier hinter Koroit liegt der Tower Hill, der eigentlich ein schon längst erloschener Vulkan ist, in dessen Kratergrund sich ein See mit einer Insel gebildet hat. Auf dieser Insel sollen die possierlichen Koalas in freier Natur zu sehen sein. Da müssen wir hin. Nach knapp 10 min. Fahrt sind wir auch schon am Ziel. Ausserdem ist die Insel als ein Tierschutzgebiet ausgeschrieben.
Kaum sind wir aus Eneli ausgestiegen sehen wir auch schon die ersten beiden schlafenden Koalas hoch oben in den Eukalyptusbäumen. «Das die keine Angst haben, bei diesem den Sturm runter zu fallen», meint Jo dazu.
Wir machen uns auf zum Kraterrundweg, um noch andere interessante Dinge zu sehen. Zuerst sehen wir ein Kraut, eine Art Schlingpflanze, die hier Bäume und Sträucher wild überwuchert. Ma als Biologin bereitet dieses einiges Kopfzerbrechen. «Das kann doch nur eine invasive Spezies sein, die hier bestimmt nicht hingehört», meint sie dazu.
Der Krater hat eine Länge von etwas mehr als 2 km. Der Wanderweg oben auf dem Kraterrand bietet immer mal wieder einen Blick auf den entstandenen Kratersee. Nach einer knappen halben Stunde sind wir schon einmal rum.
Unten beim Parkplatz angekommen stolzieren zwei fast mannshohe Emus bedächtig auf Futtersuche umher. Hier, bei diesen vielen Touristen, fällt bestimmt immer etwas Essbares ab.
Für uns heisst es heute ein erstes Stück der Great Ocean Road zu erkunden. Doch bis dahin geht es erst noch ein Stück im Inland voran. Bei den häufigen Richtungswechseln der Strassen haben wir mal sehr böigen Seiten- oder Rückenwind. Jedenfalls ist die Fahrt heute eine regelrechte Schaukelfahrt. Zum Glück sind es nur knapp 70 km, die wir so zurücklegen.
Selbstverständlich hat Ma, als unsere Navigatorin, noch ein/zwei Stopps an der stürmischen Central Coast für uns eingeplant. Der erste ist an der Bay of Islands. Schon als wir die Türen öffnen, weht uns eine stürmische Brise um die Nase. Mit Mütze, Kappe und Windstopper machen wir uns auf dem kurzen Weg zu der gelben Kalksteinküste. Einige Brandungspfeiler (durch Erosion entstandene Felstürme) widerstehen den ständigen Gezeiten und heftigen Stürmen, die hier an der Küste herrschen. Die feine hochbrandende Gischt beschlägt sofort unsere Brillengläser, wie in einem starken Nieselregen – nur salzig. Putzen ist sinnlos.
Es ist berauschend und beeindruckend, wie hier das ewige Meer an diese Küste schlägt. In einer kleinen Bucht brach im Jahr 1997 ein grosses Stück der Steilküste ins Meer ab. Von diesem Sturz ist nach 30 Jahren Ebbe, Flut und Stürme nichts mehr zu sehen. Die Landmasse ist ins weite Meer hinaus gespült worden.
Unser zweiter kurzer Stopp ist an der Bay of Martyrs – der Shipwrek bay. Wie der Name Shipwrek schon sagt, sind hier im 16. Jahrhundert einige Schiffe bei stürmischer See an dieser Bucht auf Grund gelaufen und völlig zerstört worden.
Kaum haben wir uns im Campground gut installiert, den Apéro fein auf dem Tisch präsentiert, kommen auch schon die ersten stürmischen Regentropfen vom Himmel herab – ein kurzer, heftiger Regenguss. Doch so schnell wie es gekommen ist, ist er auch schon wieder vorbei. Bis zum Zoom mit den Jungs geht das noch öfters so. Hier gibt es heute natürlich nur ein Thema: Trumps Zölle und seine Politik. Unisono herrscht Einigkeit über dieses schlimme despotische Verhalten dieses einen Mannes!
Jetzt in der Winterzeit müssen wir unseren Tagesrhythmus ändern. Früher auf und los. Um halb sieben abends ist es bereits finstere Nacht.
Morgen geht’s auch nur ein paar Kilometer weiter der Küste entlang. Schauen wir, ob der Campground ohne nixx uns bei diesem stürmischen Wetter gefällt. Falls nicht so ganz, dürfen wir auch gerne einen Tag früher als geplant bei Elisabeth und Martin anklopfen.
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