Tja, den Tag wegen der Zeitumstellung früher zu beginnen, weil es ja auch früher dunkel wird, hat nicht ganz so geklappt 😁. Wenn wir es genau nehmen, sogar überhaupt nicht 😴. Aber wir sind ja auf einer Reise und nicht auf der Flucht.
Nach dem üblichen Morgen-Ritualen mit Kafi und Müsli holen wir den Anker ein, machen die Leinen los und gehen auch gleich auf grosse Fahrt der Great Ocean Road entlang. Wenn wir gestern schon etwas Einmaliges von dieser einmaligen Sandsteinküste sehen durften, soll es heute noch einmaliger werden… Schon wie gestern, wechseln sich auch heute kurze Regenschauer mit Sonnenschein fast im Minutentakt ab.
Australien ist fester Bestandteil des Commonwealth und daher geht’s erst einmal ab ins Empire auf die London Bridge. Mitten in der tosenden Brandung steht ein mächtiger Ferls mit einem Loch in der Mitte, durch den die Wassermassen sich schäumend brechen. Wie in London ist auch hier die London Bridge ein wahrer Publikumsmagnet. Wir haben Glück, dass wir gerade eine kurze Sonnenscheinphase erleben. So stellen wir uns die Great Ocean Road auch vor. Schon jetzt sehen wir den Heli vom Twelve Apostles Visitor Center über uns kreisen, der mit zahlungsfreudigen Gästen ein Stück dieser atemberaubenden Küstenstrecke abfliegt. Heute scheint er ständig im Einsatz zu sein. Wie eine grosse Drohne dreht er seine Runden über unseren Köpfen her.
Als wir uns zum nächsten Lookout bei den schon erwähnten Twelve Aspostles aufmachen wollen, streikt Eneli aufs energischste. Sie macht keinen Wank mehr. Das kennen wir doch noch von Martha her. Entweder Batterie oder die Lichtmaschine. Hoffentlich nur die Batterie! Ob wir einen Werkstatttermin mit Ersatzteil innerhalb der nächsten 3 Tage bekommen könnten? Nach ein paar Anrufschwierigkeiten bei der RACV Roadside Assistance (eine Art TCS, für die wir mitversichert sind) funktioniert es dann doch noch gut. Innerhalb einer halben Stunde soll ein Servicetechniker bei uns sein. Wow, wenn das mal klappt… Während der Wartezeit suchen wir per YOUTUBE schon mal, wo bei Eneli die Batterie zu finden ist. Aha! Beifahrersitz hochklappen, Bodenbelag entfernen und da sehen wir auch schon den Schutzdeckel zum Batteriefach. Yep. Alles so wie beschrieben. Und tatsächlich: Wie versprochen fährt Ken nach knappen 30 Minuten bei uns vor. Er scheint schon länger den Rettungsengel der armen Autofahrer zu machen. Flugs werden zwei Messgeräte gezückt und alles durchgemessen. Jetzt kommt noch seine kleine Powerstation zur Starthilfe zum Einsatz. Fachkundig kann er eine defekte Lichtmaschine ausschliessen. Uff!! Gott sei Dank keine grosse Reparatur. Unsere Batterie ist etwas schwach auf der Brust. Er rät uns, diese zu ersetzten. Dann sollte alles wieder gut sein. Leider hat er nicht gerade die Passende dabei. Zum Schluss hilft er uns sogar noch mit der RACV-Ersatzteilnummer und ruft bei zwei nahegelegenen Garagen an, ob sie unsere Batterie vorrätig hätten. Diejenige in Apollo Bay hat eine. Dieses «Auto Center» liegt sogar auf dem Weg zu unserem heutigen Campground. Nur noch etwas weiter dahinter. Noch nicht einmal einen Bericht oder sonst etwas müssen wir für Ken unterschreiben. Nach 20 min. ist alles erledigt. Zur Sicherheit sollen wir den Motor etwas laufen lassen.
Zwischendurch hat Ma die Mitteilung erhalten, dass die Daten ihres Power Book gerettet werden konnten und alles in Rhodes, NSW zur Abholung bereit liegt. Die wichtigen Daten, die Ma für ihre Arbeit benötigt, sind auch wirklich auf einem Speicherstick gespeichert worden. Preislich sind sie bei den schon von Craig genannten 1’100 AUD geblieben. Ma überweist auch schon den Rechnungsbetrag, mit dem Hinweis, doch bitte alles per Express nach Geelong zu Elisabeth und Martin zu verschicken. Dort werden wir ja die letzten 2 Nächte vor unserer Verschiffung nach Tassie verbringen.
Für uns geht es auf der Scenic Road weiter zum Höhepunkt dieser Panoramastrasse. Auf zu den 12 Aposteln! Hier herrscht grosses Gedränge. Ein grosser Parkplatz, auf dem ein ständiges Kommen und Gehen herrscht. Ein Kiosk, der alles für das Touristenherz zu bieten hat und natürlich auch der Heliport, von dem die kurzen Rundflüge über die Steilküste starten und landen. Wir befolgen Kens Ratschlag und lassen Eneli mit laufendem Motor auf dem Parkplatz zurück. Gut, dass wir 2 Schlüssel haben. Das fällt auch nicht weiter auf; die «Aussies» lassen ja selber oft genug unnötigerweise ihre Automotoren während minutenlanger Wartezeit einfach weiterlaufen. Scheint hier das Normalste auf der Welt zu sein. Und doch haben wir ein schlechtes Gewissen dabei!
Auch jetzt haben wir den Sonnengott wieder auf unserer Seite. Während wir die wellenumtosten Steinsäulen bewundern, lacht uns die Sonne beim Fotografieren zu. Wobei über die Jahre der Erosion durch Wasser, Feuchtigkeit und Luft die ehemals 12 Apostel auf nur noch 8 zusammengeschrumpft sind. Doch auch diese 8 sind ein Naturschauspiel der besonderen Güte. Nicht nur, dass uns der Wettergott hold ist, nein auch finden wir trotz der ganzen Horden an anderen «Fotoexperten» auch noch genügend Zeit und Platz für unsere eigenen Profiaufnahmen.
Jetzt geht’s auf zur Apollo Bay. Dort soll im RACV Auto Care eine passende Batterie für uns vorrätig sein. Zwar heisst es auch weiterhin Great Ocean Road, doch diese geht jetzt eher etwas ins Landesinnere als ständig an der Küste entlang. Kein Vergleich zu einer Achterbahnfahrt, doch etwas davon hat dieser Strassenverlauf schon.
In der Garage in Apollo Bay geht es schnell von statten. Yep, der Garagist hat eine entsprechende Batterie auf Lager und er ist glücklich, als wir sagen, dass wir die Batterie selber wechseln. Und wirklich sind keine 10 Min. vergangen, da schnurrt unsere Eneli auch schon wieder sanft vor sich hin. Schön, dass wir die alte Batterie zur Entsorgung auch gleich hierlassen dürfen.
Nach einer weiteren halben Stunde haben sind wir beim Aire River East Campground angekommen und haben uns auf unserem Stellplatz eingelevelt. Wenn Ma, so wie jetzt, hungrig ist, wird sie leicht, auch wie gerade jetzt, etwas übellaunig. Also muss schnell das Znacht zum Glätten der Wogen gekocht werden!
Als es noch nicht ganz eingedunkelt ist, sehen wir direkt im Campground, hoch oben in einem Eukalyptusbaum einen Koala genüsslich am Blattwerk des Baumes zupfen, um diese Blätter dann in einer Gemütsruhe zu verspeisen. Dabei scheint es ihn völlig egal zu sein, dass der Ast, auf dem er sitzt, ständig hin und herschwankt…
Morgen lassen wir auf uns zu kommen. Hier in diesem kleinen, doch recht ruhigen Campground werden wir 2 Nächte verbringen…
Valentin Cesare gessler
Beindruckend das Meer (Film).