Während der Nacht fällt so mancher Kasuarinen-Zapfen lautstark auf Enelis Dach. Anhand des lauten Wellenrauschens ist es bestimmt auch recht windig da draussen um uns herum.
Am frühen Morgen sieht Jo die Sonne noch hinter den letzten Wolken am fernen Horizont. «Heute wird es wieder ein sonniger Tag werden», meint Ma. Sie hat aber dabei den Zusatz «windig» vergessen.
Als Jo zu einem Foto nach draussen geht, wird er nicht gerade umgeblasen, aber nur mit kurzer Schlafhose und T-Shirt fährt ihm der steife Wind recht durch die noch etwas müden Knochen. Ma hatte schon gestern die Planung so abgeändert, dass wir einen weiteren Tag an dieser schönen Küste verbringen. So legt Jo sich noch dem frühen Foto nochmals hin.
Es ist ja schon ein Brauch, den heissen Kafi bei sonnigem Wetter am Strand zu geniessen. So brechen wir auch heute, trotz steifen Windes, nicht mit dieser Tradition. Ausser einem wichtigen E-Mail und der weiteren Planung steht heute nichts Weiteres in unserer Agenda.
Die Überlegung war, für eine Wäsche ins 14 km entfernte St. Helens zu fahren, dort vielleicht auch einen weiteren Kafi zu trinken oder es sich vielleicht sonst gut gehen zu lassen. So denkt Jo noch bis zum Mittag. Da wird ihm bei der Frage nach St. Helens klar, dass er einem persönlichen Irrtum unterliegt. Er denkt die ganze Zeit, dass Ma noch auf ein E-Mail wartet, während Ma darauf wartet, dass ER das wichtige E-Mail schreibt. Schliesslich hatte er es so gesagt und vergessen. Tja, da muss er noch etwas an seinem Hirni arbeiten, oder es besser gleich erledigen 😊 Nun gut, lassen wir das heute mit der Wäsche und St. Helens und verschieben es auf morgen! Morgen ist immer gut 😉
Nachmittags, der Wind hat etwas nachgelassen, die Sonne steht immer noch brav am blauen Himmel, machen sich JoMa sich auf eine Strandwanderung. Statt nach links, wie gestern, wandern wir heute mit der Sonne im Rücken nach rechts. Die Strände an der Bay of Fires mit ihrem leuchtend weissen Sand und den kontrastierenden orangefarbenen Granitfelsen sind wirklich spektakulär!
Weisser, körniger Sand an den Stränden der Bay of Fires
Der Grund, warum weisser Granitsand nicht so gut zusammenklebt wie brauner „normaler“ Sand, liegt hauptsächlich an Unterschieden in der Zusammensetzung, Körnung und Oberflächenstruktur der weisse Granitsand besteht fast nur aus Quarz, der sehr hart, rundlich ist. Diese Körner haben glatte Oberflächen, wodurch sie schlecht aneinanderhaften. Brauner Sand enthält oft Ton, Humus, Eisenoxide und andere feinkörnige Bestandteile, die wie ein natürlicher „Kleber“ wirken und die Sandkörner zusammenhalten. Granitsand ist oft gleichkörnig (alle Körner ähnlich gross), was Hohlräume zwischen den Körnern begünstigt. Brauner Sand hat meist eine bunte Mischung aus verschiedenen Korngrössen – feine Partikel füllen die Lücken zwischen den grösseren Körnern, was zu einer besseren Bindung führt. Brauner Sand hält aufgrund seiner Ton- oder Schluffanteile besser Wasser, was durch Kapillarkräfte zu einer besseren Haftung führt. Granitsand lässt Wasser schnell ablaufen und trocknet schneller aus – damit fehlt diese natürliche Klebewirkung. |
Aus diesen Gründen sinken wir auch bei jedem Schritt recht weit ein, selbst dort wo noch gerade Wellen an Land gespült wurden.
Ma findet einen Haufen «Muschelgeld»: Alle Muscheln, die sie einsammelt, weisen ein kleines Loch auf. Diese stammen nicht wie erst angenommen von Tintenfischen, sondern von oft von«Räubern» aus dem Meer, die sich durch die harte Schale bohren, um an das Weichtier im Inneren zu gelangen. Die häufigsten «Täter» sind Bohrschnecken. Diese Schnecken haben eine Art Raspelzunge und scheiden säurehaltige Enzyme aus, um die Schale zu durchdringen. Das Ergebnis ist ein perfekt rundes Loch, meist glatt und zentriert. Oder es sind Bohrmuscheln, die sich mit Hilfe ihrer rauen Schalenenden in Gestein, Holz – und manchmal auch in andere Muscheln graben. Ihre Löcher sind oft unregelmässiger. Die Löcher, die Ma’s Muscheln aufweisen, scheinen wohl von den Bohrschnecken her zu stammen. Vielleicht gestaltet sie sich eine eigene Muschelkette daraus?
Als am Nachmittag die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwindet macht sich Ma schon ans Znacht. Wir merken, dass die Tage immer noch kürzer werden. Dies geht noch bis zur Wintersonnenwende am 21. Juni so. Schon jetzt dunkelt es vor 18 Uhr ein. Deshalb und auch wegen der tieferen Temperaturen werden unsere Tage draussen in der Natur immer kürzer und die Nächte immer länger…
Morgen stehen wir etwas früher auf. Sollte es wie heute, einen schönen Sonnenaufgang über dem Meer geben, setzten wir die «Am-Strand-Kaffee-trinken» Tradition auch morgen fort. Die Chancen dafür stehen gut.
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