Heute ist für uns der Tag, um Hobart Adieu zu sagen. Nochmals geniessen wir die Vorzüge eines Hotelzimmers, was eine eigene Duschi, Platz und Heizung betrifft. So schön und bequem es in einem Hotel sein mag, ist es doch nicht das, was wir eigentlich wollen. Wir wollen das Land entdecken und die Natur auf uns einwirken lassen.
Für uns und Eneli steht heute eine Berg- und Tal-Fahrt auf dem Programm. Heute ist einer der wenigen Tage im Jahr, an denen der Berg ganz zu sehen ist. Auch wenn er «nur» 1’271 m hoch ist, ist seine flache Spitze oftmals wolkenverhangen.
Nachdem wir die letzten Tage unten in der Stadt am Meer waren, möchten wir heute zum Mt. Wellington / Kunanyi wie er in der Sprache der Aborigines ursprünglich heisst.
Für uns bedeutetet das 0-1271-0 in moderne Sprache ausgedrückt. Auch wenn der Berg zum Greifen nah erscheint, sind es über 30 km zu fahren. Was unserer Eneli auch zugute kommt. Langsam erklimmen wir auf der schmalen und kurvenreichen rumpeligen Strasse die Höhe. Wir sehen, dass es zwischendrin einige Stellen gibt, an denen Wanderwege starten, um die Berglandschaft zu erkunden. Natürlich ist die Strasse auch für Radsportler eine beliebte und anspruchsvolle Aufgabe.
Noch die Wärme des Hotelzimmers im Sinn, ist Jo etwas «underdressed», als er auf dem Parkplatz aussteigt. Hier oben pfeift uns ein ordentlich schneidiger, kalter Wind um die Ohren. Jo ist es zu aufwendig, sich in lange Hose und geschlossene Schuhe zu stürzen. So reiht er sich in die Liga der «Real Tassies» ein, mit ¾ Hose und barfuss in den Sandalen (was ihn auch bisschen schlottern lässt). Aber eben…
Von hier bietet sich eine weite Sicht auf Hobart und sehen nun auch, wie sich die Stadt in einem schmalen Band an der Küste bzw. dem Derwent River entlang ausbreitet. Mit seinen Brücken, die sich über den Derwent River spannen, sieht es von hier oben ähnlich wie Tromsō in Norwegen aus. Hobart ist eine Stadt die sich auf beiden Flussseiten ausbreitet.
Sahen wir auf der Hinfahrt einen Schneeklumpen auf der Strasse liegen, sehen wir hier tatsächlich einige kleinere Schneeflecken. Kinder bauen kleine Schneemänner oder Schneefrauen und der eine oder andere Schneeball fliegt durch die Luft. Auch Jo posiert sich mutig in seinen Sandalen in einem dieser weissen, kalten Schneeflecken. Trotz des heftigen Windes ist es wunderbar, diese Aussicht von hier oben zu geniessen.
Doch jetzt heisst es für uns, wieder den Weg in die niederen Gefilde zu nehmen, um uns dann an den südlichsten Punkt der Insel aufzumachen: Der Cockle Creek Campground in der Southwest Conservation Area ist unser Tagesziel. Dieser soll so schön wie Stumpys Bay direkt am Meer mit weissem Sandstrand liegen. Die letzten 20 km der heute 120 km Gesamtstrecke sind auf einer Gravelroad zu fahren. Bis auf wenige Stellen ist die Strasse in recht gutem Zustand. Während der Hochsaison soll es hier hoch zu- und hergehen und die ca. vier (kostenlosen) Campgrounds sollen ein sehr gesuchter Platz zum Verweilen sein – insbesondere für junge Familien. Jetzt in der «Winterzeit» gibt es noch genügend Platz. Wir «kuscheln» uns mit Eneli in einen der kleinen Stellplätze hinein. Naja, soooo überwältigend ist es hier jetzt nicht. Vielleicht liegt es auch am kühlen und wolkigen Wetter. Sollte morgen das Wetter so sein, dass Ma sich gemütlich nach draussen zum Arbeiten setzen kann, bleiben wir noch eine weitere Nacht – ansonsten werden wir wieder gegen Norden aufbrechen.
Die Stunde Zoom mit dem Jungs vergeht wie immer wie im Fluge. Sie sind immer wieder überrascht, wie schnell es bei uns dunkel wird. Dabei werden die Tage noch weitere 6 Wochen lang immer kürzer, bevor am 21. Juni der Tag der Wintersommerwende kommt.
Das Znacht könnte in einem Feinschmecker-Restaurant nicht besser sein: Es gibt frische Papardelle mit Ei, Sahne und Parmesan, mit dem in Hobart gekauften Trüffel verfeinert. Ich sage Euch: «Ein Gedicht!»
Morgen geht es mit Jo’s Lieblingsspruch weiter: «Schau’n mer mal, wie’s Wetter wird.»
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