Als uns der Wecker die Augen öffnet, gibt es nicht nur für uns ein kaltes Erwachen: Irgendwann in der Nacht ist der Strom ausgefallen. Ist es im Badzimmer nur gerade mal 10 °C, so ist die heisse Duschi perfekt zum Aufwärmen (ja, die warme Duschi funktioniert einwandfrei 🤗). Wenn man bei erfahrenen Campern unterkommt, wissen diese sich für das Kaffeewasser auch bei Stromausfall zu helfen. Aus ihrem Camper kommt eine kleine Gasflasche mit Aufsatz zum Wasserkochern in der Küche zum Einsatz. Auch hier: Ohne Kafi am Morgen geht erst einmal nichts! Wer kennt das nicht besser als wir beide!
Langsam kommt die Sonne hoch und wärmt uns verfrorene Gestalten etwas auf. Erst sollte der Strom, trotz unbekannter Fehlerquelle um 8 Uhr, später dann um 10 Uhr wieder da sein. Man könnte meinen, dass bei der Stromgesellschaft Schweizer arbeiten. Als typischer Kompromiss geht um 9 Uhr das Licht UND DIE HEIZUNG wieder an.
Als wir unsere Sachen nach der SuperBowl zusammenpacken, kommt uns auch eine kleine Tupperdose mit Elisabeths hervorragenden Apfelkuchen zwischen die Finger. Pünktlich um 10 Uhr in Eneli verabschieden uns von unseren nochmaligen liebenswerten und hilfsbereiten Gastgebern aus Moriac. Wir werden Elisabeth und Martin in guter Erinnerung behalten!
Mit 280 km hat Ma heute eine längere Etappe für uns ausgesucht. Wir wissen selber, dass wir mit den angegeben 4 Stunden Fahrzeit nicht auskommen werden. Zum einen sind wir langsamer als «erlaubt» unterwegs, dann müssen wir auch noch tanken und eine Zmittagspause einlegen.
Kaum sind wir von Moriac auf dem HWY M1 unterwegs, spüren wir auch sofort, nicht mehr im beschaulichen Tasmanien unterwegs zu sein. Breite lange, flache Strassen und leere Felder, soweit das Auge sieht. Was wir auch sehen, ist, dass es viel zu trocken ist. Es gibt kaum einen grünen Streifen. Schaf- und Rinderherden knabbern verzweifelt an den letzten kümmerlichen Grashalmen. Hier hoffen alle auf die erlösenden Regenfälle.
Übermorgen sind wir in Adelaide und haben uns dort online in einer Garage zu einem Ölwechsel angemeldet. Die Bestätigung kommt erst nach einer weiteren telefonischen Nachfrage. Übermorgen. Um 11 Uhr ist der Termin. «Komm, lass uns heute noch etwas länger als geplant weiterfahren. Sonst müssen wir morgen mehr als 400 km fahren», meint Jo zur Chefnavigatorin. Ok, da ist noch ein Campground 50 km weiter. «Einer ohne nixx.» «Alles klar, also nix wie hin!». Wir klemmen uns in den Windschatten eines grossen Trucks und können so benzinsparend hinter ihm herfahren. Auch wenn dieser recht rasch und zügig unterwegs ist, sehen wir an der Zapfsäule, dass es sich gelohnt hat…
Gegen Mittag stellt sich der Hunger vom ganz alleine ein. So völlig ungefragt melden unsere leider nicht schmalen Bäuche, dass da eine gewisse Leere in ihnen sei und diese doch bitte zu füllen sei. Anderenfalls müssten wir mit schlechter Laune und Kratzbürstigkeit rechnen. Nein, das wollen wir nicht. Im kleinen Durchgangsörtchen Great Western finden wir in einem kleinen Café etwas, was unsere Bäuche zufriedenstellt.
Später, on the road again, findet Ma noch einen anderen Campground. Der ist zwar nochmals 80 km weiter weg. «Auch das schaffen wir noch heute», meint Jo, der Fahrer. Wieder schleichen wir uns von hinten an einen Brummi ran und bleiben bis fast zum Schluss dahinter. Im neuen Campground soll es sogar kostenlose Duschis und Trinkwasser geben. Von dort aus sind es nur noch wenige Meter bis zur «Grenze» nach Süd-Australien. Wir müssen aufpassen, dass wir noch vorher unsere gesamten Gemüse zum Znacht und Früchte zum Zmorge aufessen (was jetzt für Jo keine besondere Herausforderung ist!). Nach South Australia dürfen keine Früchte und kein Gemüse eingeführt werden, da verhindert werden soll, dass Fruchtfliegen eingeschleppt werden. Wer an einem der Kontrollpunkte erwischt wird, muss eine Busse bezahlen. Zum einen weiss Ma als Biologin um die Gefährlichkeit, Schädlinge einzuführen, zum anderen sind wir nicht erpicht darauf, eine Busse bezahlen zu müssen.
Kaum sind wir beim Campground in Serviceton angekommen, kommt auch schon die ehrenamtliche Platzwartin der Anlage nach ihrem Feierabend angefahren. Sie bestätigt uns das, was wir schon die ganze Zeit gesehen haben: Es ist viel zu trocken! Die Bauern haben schon ihre Felder gepflügt, die Saat ausgebracht und warten nun sehnsüchtig auf den längst überfälligen Regen. Serviceton ist eine sehr kleine Gemeinschaft, in der nur noch um die 50 Menschen leben. Kinder, Jugendliche und junge Familien zieht es in die Grossstadt. Hier auf dem weiten und leeren Land wird es immer anstrengender und die Zukunftsaussichten nicht optimistischer. Doch im grossen Bezirk leben schon noch ein paar hundert Menschen…
Auch wenn die Wintersonnenwende erst in einem Monat ist, merken wir, dass wir schon um einiges nördlicher unterwegs sind. War es in Tasmanien so gegen halb 6 Uhr schon fast finstere Nacht, sehen wir hier um kurz nach 6 Uhr die Sonne hinter dem Horizont untergehen…
Nach dem Znacht bleibt noch so viel Platz, dass Elisabeths Apfelkuchen für JoMa das Tages-Highlight werden darf.
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