Es muss nur noch schnell der Abwasch gemacht werden und dann sind wir auch schon zur Abfahrt bereit. Sophia und Joshua sind noch unschlüssig, was sie heute machen werden und wie weit sie heute noch fahren möchten. Ihre Bedenken liegen in ihrem kleinen VW-Bus begründet. Irgend etwas mit der Lenkung bereitet ihnen Sorge. Sie möchten so wenig Gravelroad wie möglich fahren. Selbst die letzten 15 km bis zu unserem heutigen Ziel, den Henbury Meteorite Craters, möchten sie meiden. So bleibt es dabei, dass sich unsere Wege im Moment trennen, wir aber weiterhin in Kontakt bleiben. Schliesslich ist unser gemeinsames Zwischenziel Darwin noch in weiter Ferne.
In der Tankstelle des Campgrounds scheint wohl ein Touristenpaar nach dem Tanken auch noch eine Rast oder sonst etwas zu machen. Jedenfalls bleiben sie eine knappe halbe Stunde an der Zapfsäule stehen. Leider müssen wir wegen Eneli genau an diese Zapfsäule und müssen einfach mehr oder weniger geduldig warten, bis sie nach einigen Selfies und anderen Fotos schliesslich wieder einsteigen. Wir verlassen den Campground mit «Vollpension», um uns später in freier Wildbahn mit 4 (!!) kleinen Stellplätzen wiederzufinden.
Von den 320 km, die wir heute fahren, müssen wir 270 km retour fahren. Die einzige Abkürzung wäre eine über 100 km lange Gravelroad, die zur Zeit aber wegen des heftigen Regens offiziell «gesperrt» ist. So kommen wir an den Rastplätzen und Roadhouses vorbei, die wir schon vor einer Woche auf dem Weg zu Uluru besucht haben. Heute denken wir uns mal, keine langweiligen Fotos der endlosen Strassen und Weiten des Outbacks zu machen, zumal wir dies ja schon gemacht hatten. Also ersparen wir euch dies.
Die 15 km Gravelroad unterteilen sich in 9 km «Hauptstrasse» (das andere Ende der 100 km langen Abkürzungs-Gravelroad) und 6 km, die zum Campground führen. Vor 2 Tagen hätten wir dies nicht machen können. Schon im ersten Teil gibt es ein paar Stellen, an denen Ma Schnappatmung und Schweissausbrüche bekommt, die Jo allerdings mit einer Eleganz und ohne Schwierigkeiten meistert. «Ja, wir drehen um, wenn es nicht mehr geht. Versprochen!», versucht Jo Ma zu beruhigen.
In den Senken steht immer noch Wasser und tiefe Spurrillen sind vor und nachher zu sehen. Allerdings gibt es auch immer trockene Umfahrungen um diese Wasserlöcher. Auf den letzten Kilometern steigert sich beides noch etwas: Die Anzahl der Wasserlöcher und Ma’s Schnappatmung 😉.
Als wir einparken, fällt Ma nicht gerade vor Erleichterung auf die Knie, aber weit ist es bestimmt nicht entfernt. Die Kombination Eneli und Jo haben es bravourös gemeistert 😁
Das war die erste Steigerung des Tages, die Zweite erfolgt, als wir Aussteigen ☹️. Dachten wir gestern noch, dass es viele Fliegen im Kings Canyon Campground hat, sind es hier sehr sehr vieeeeele Plagegeister mehr, die einen umschwirren. Doch im Unterschied zu gestern, haben wir heute etwas mehr Gelassenheit…
Hier bei den Henbury Meteorite Craters sind vor ca. 4’000 Jahren 12 Meteorite mit einer Geschwindigkeit von 40’000 km/h eingeschlagen und haben Krater von 7-180 m mit einer Tiefe bis zu 15 m hinterlassen. Ihre Zusammensetzung aus Eisen und Nickel sowie Kamacite und Taenite lassen den Schluss zu, dass sie Teil eines Zentralen Meteoriten Gürtels waren. Über die Jahrtausende hinweg sind die Kraterränder weicher und kleiner geworden. Einige der Krater haben sich zu regelrechten kleinen Oasen mit blühenden Gräsern, Sträuchern und Bäumen entwickelt, in denen Vögel ihre Nester bauen.
Mit Fliegennetzen auf um die Köpfe ausgestattet, machen wir uns auf den relativ kurzen Rundweg, um einige dieser Krater. Leider sind die paar Windböen zu selten und zu schwach, um die Fliegen, die uns ständig zu Tausenden begleiten, wegzublasen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als dies stoisch zu ertragen.
Hatten wir die letzten Tage ständig höhere Bäume vor der Aussicht, um den Sonnenuntergang in seiner vollen Pracht zu bewundern, so sind wären wir hier auf dem platten Land, aber leider mit einem wolkenlosen Himmel… Naja, manchmal kann man nicht alles haben. Schön ist es trotzdem!
Kaum ist die Sonne untergegangen wird es auch schlagartig still. Die Fliegen sind plötzlich alle weg! «Was wir nicht alles miteinander erleben», meint Ma erleichtert zu Jo.
Später, nach dem Znacht, sitzen wir an diesem milden Abend an unserem Esstisch und lassen die Weite, die Leere, die Stille und die absolute Dunkelheit der Umgebung auf uns einwirken. «So habe ich mir das Outback immer vorgestellt», widerfährt es Ma sehnsüchtig beim Betrachten des dunkler werdenden Nachthimmels. Nur das mit der Gravelroad müsste nicht unbedingt dazu gehören 😉.
Morgen legen wir, entgegen der ersten Planung, keine Übernachtung in Alice Springs ein, sondern machen nur einen kurzen Shopping Stopp und fahren noch ein paar Kilometer weiter nordwärts.
Warum? Erklären wir euch morgen!
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