Nachdem wir gestern Abend in Eneli erst noch auf Moskito-Jagd gingen, konnten wir es wagen, die müden Augen zuzumachen. Noch lange schwirrten die kleinen Blutsauger draussen, vor unseren Fenstern mit den Moskitonetzen, umher.
In der Frühe müssen wir um 6:25 Uhr an der Busstation hier beim Campground sein. Weil es doch recht früh ist, muss zum Wachwerden schon der Kafi her. Auf den Rest können wir (noch) verzichten.
Schnell sind die beiden kleineren Busse, die uns zu den Booten bringen voll. Die Sonne ist noch hinter dem Horizont, lässt aber erahnen, dass sie bald aufgehen wird.
Die malerische Yellow Water Billabong Lagune ist ein bedeutendes Feuchtgebiet hier im südlichen Kakadu Nationalpark und ist Teil des South Alligator River Systems. Sie erstreckt sich über Flusskanäle, Überschwemmungsebenen und Sümpfe und ist bekannt für ihre reiche Tierwelt, darunter Krokodile, Wasserbüffel und über 60 Vogelarten wie Jabiru, Seeadler und Magpie-Gänse.
Langsam tuckern wir mit unserem Ponton Boot über die glatte Wasseroberfläche. Natürlich sind wir alle scharf darauf, ein paar Süsswasserkrokodile (Freshwater Crocodiles) zu sehen! Was uns aber zuerst total fasziniert sind die riesigen Vogelschwärme, die im Morgengrauen über die Wasserflächen fliegen.
Unser kundiger Bootsführer erklärt uns Unwissenden viel über die Pflanzen, Tiere und den Zusammenhang dieser Lagune mit dem South Alligator River System. Nach 10 min. kommen wir auch schon am ersten Krokodil vorbei. Dieses scheint genug von uns Touristen im Allgemeinen zu haben und dreht uns nur den Rücken zu. Seine Kollegen auf der weiteren Tour sind da wesentlich freundlicher zu uns 🐊.
Wir sehen verschiedene Vögel, wie sie über den weiten grünen Teppich der Wasserlinsen laufen, um nach Nahrung darunter zu picken. Hoch oben in den Bäumen sehen wir manchen Weissbauch Seeadler (White-bellied Sea Eagle) oder auch den kleineren Wanderfalken (Peregrine Falcon) durch die Luft segeln. Aber natürlich sind die «Crocs» die Stars der Bootstour. Hier kommen alle in Wallung und die Fotoapparate klicken wie wild.
Sanft steigt die Sonne während der zweistündigen Bootstour immer höher und taucht die Wasserlandschaft vor uns in ein warmes Licht. Leider breitet sich die eingeschleppten Wasserlinsen mit ihrem grünen Teppich unkontrolliert aus. Hierdurch wird das Ökosystem dieser Lagune stark gestört.
Die unkontrollierte Ausbreitung der Wasserlinse (Duckweed) ist Teil eines grösseren ökologischen Ungleichgewichts, das durch menschliche Eingriffe begünstigt wird. Der Nährstoffeintrag erfolgt hauptsächlich durch eingeführte Büffel und Schweine. Diese Tiere zerstören durch ihr Wühlen die Ufervegetation und Böden und tragen so Nährstoffe (insbesondere Stickstoff und Phosphor) aus dem Boden in die Lagune ein. Der dadurch erhöhte Nährstoffgehalt fördert das explosive Wachstum. Starke Sonneneinstrahlung und warme Temperaturen in der Trockenzeit begünstigen das schnelle Wachstum. Wenn z. B. Schwimm- und Unterwasserpflanzen durch Umweltveränderungen zurückgehen, füllen Wasserlinsen die ökologische Lücke. Der dichte Teppich auf der Wasseroberfläche blockiert Licht und in der Folge sterben Unterwasserpflanzen. Somit hat es weniger Photosynthese und weniger Sauerstoff. Dadurch kommt es in Folge zu einem grösseren Fischsterben und Absterben anderer Wasserlebewesen. Durch die Lichtblockade können Wasserpflanzen nicht mehr wachsen, was die Lebensräume für Vögel, Amphibien und Insekten beeinträchtigt. Viele der durchkommenden Zugvögel benötigen offene Wasserflächen zur Nahrungssuche, die durch die zugewachsenen Flächen verhindert wird. Im Kakadu Nationalpark wurden in den letzten Jahrzehnten Wasserbüffel in grossem Stil entfernt, um die Nährstoffzufuhr zu senken. Natürliche Feinde der Wasserlinse wie bestimmte Insekten oder Fische werden erforscht. Monitoring und Forschungsprojekte zur ökologischen Dynamik des Billabongs laufen regelmässig zur Verbesserung der jetzigen Situation. |
All dies nehmen wir von dieser fantastischen Bootstour am frühen Morgen mit.
Zach, der junge 22-jährige Tramper, der uns schon gestern auffiel, als er neben uns sein kleines Zelt aufgeschlagen hat, wird kurzerhand zum Müesli eingeladen. Er war das vergangene Semester in Melbourne an einer Finanzfachschule, ist dann von Brisbane bis hierher getrampt und macht sich nun auf den Weg nach Darwin. Dort geht in ein paar Tagen sein Flieger über Melbourne zurück nach Hause. Manchmal muss er ein paar Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit warten, manchmal auch nur wenige Minuten. Sein grösstes und herausforderndes Erlebnis war, als er von einem Road Train mitgenommen wurde, und sich auch für ca.10 km auf gerader Strecke selber hinter das Lenkrad setzten durfte. «Vom Beifahrersitz sieht es leichter aus, als es dann doch ist. Jedenfalls am Anfang…», meint Zach.
Mittags überlegt sich Ma, noch etwas an der weiteren Planung zu feilen. In Western Australia sind ab 5. Juli bis Mitte August noch Schulferien. Das ist etwa der Zeitraum, an dem wir beim Ningaloo Riff sein möchten. Dies ist einer der Hotspots Westaustraliens, wo es auch ohne Schulferien sehr schwierig ist, einen Campingplatz reservieren zu können. Sie sind meist bereits ein halbes Jahr vorher ausgebucht.
Ma muss leider feststellen, dass die sehenswerten Orte an der Küste schon alle ausgebucht sind, oder man muss gleich für min. 5 Nächte reservieren, oder man ruiniert sich wegen der astronomischen Preise. So wird diese, schon im Vorfeld nicht gerade leichte Aufgabe zu einer zermürbenden und frustrierenden Arbeit. Statt den Tag mit einer Wanderung zu geniessen, quält sich Ma mit der Planung und Jo sich mit dem Tagebuch herum. Zwischendurch denkt sich Jo, dass auch ein blindes Huhn wie er mal ein Korn finden könnte, um Ma bei der Planung zu unterstützen, doch das blinde Huhn hat leider kein Körnchen finden können.
Bevor die Sonne untergeht, machen wir dann doch noch einen kleinen Spaziergang hier im Campground zum Bootsanleger. Schliesslich können wir ja nicht nur auf unseren breiten Hintern sitzen…
Unsere Nachbarn waren den ganzen Tag unterwegs. Die Wanderungen, die sie heute machten, haben wir uns für Morgen vorgenommen. Das leidige Thema mit der Planung während der Schulferien kennen sie als Eltern schulpflichtiger Kinder nur zu gut. Schon weit mehr als 3 Monate im Voraus mussten sie bei den interessanten Campgrounds reservieren.
Selbst als der Abend schon weit vorangeschritten ist, kniet sich Ma nochmals in die Planung rein.
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