Heute sind wir wieder etwas besser eingespurt. Vielleicht liegt es bei Jo an der «fresh shower» am frühen Morgen. Oder vielleicht auch daran, dass Ma den Kafi kocht. Sie mag ihn ja lieber «etwas stärker».
Heute schauen wir beim kleinen Big Horse Creek Campground nach, ob es dort wirklich grosse Pferde hat. Hat es nicht, dafür grosse Bäume – faszinierende Boabs – und grosse Krokodile in einem grossen Fluss, dem Victoria River.
Auch wenn noch nicht wieder ganz auf der Höhe, geht es uns heute durch den Tag doch wieder um einiges besser. Sind wir nach etwas mehr als 2 Jahren etwas reisemüde geworden? Wird uns diese tägliche Arbeit am Reisetagebuch zu schreiben zu viel? Statt die Abende ruhig ausklingen zu lassen, wird noch vor der Bettruhe fleissig in die Tasten gehauen.
Ab morgen werden wir für 4 Tage im Kununurra im Hidden Valley Campground sein. Dort werden wir neben dem Stromproblem auch Zeit zum Nachdenken über unser Reisetagebuch haben.
Jedenfalls sind wir, wie schon gestern, auf dem uns schon bekannten Stuart Hwy unterwegs. Nur diesmal in umgekehrter Richtung. Im schon bekannten Katherine legen wir einen kurzen «Email Stopp» ein. Ma hat Wichtiges zu erledigen. Morgen passieren wir die Staatsgrenze nach «Dabbelju Ai», WA, Western Australia. Weil es mit jedem Staatenwechsel Einreisebestimmungen für Lebensmittel gibt, wird heute nicht eingekauft.
In Katherine biegen wir auch westwärts auf den Victoria Hwy ab, der eher einer schlechteren Landstrasse gleicht. Teilweise reiht sich Flickenteppich an Flickenteppich. Ausgefahrene Spurrillen, Senkungen der Strasse und Asphaltschäden lassen doch recht daran zweifeln, dass man hier die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h überhaupt fahren kann. Wir kommen mit unseren 80-90 km/h sehr gut zurecht.
Wenn wir es recht überlegen, kam uns die Landschaft im weiten leeren Outback teilweise abwechslungsreicher vor, als es hier der Fall ist.
Mensch haben wir ein Glück, dass wir beim Timber Creek Roadhouse gleich die einzige und auch günstigste Tankstelle im Ort finden 😁. Da sind wir richtig froh. Wer nicht so froh ist, ist der junge Mann als Bedienung. Er muss sowohl Tankstelle als auch Rasthaus und Cafeteria in einem bedienen. Und dabei auch immer noch recht freundlich bleiben.
Keine 10 min. später biegen wir auch schon in den kleinen Big Horse Creek Campground am breiten Victoria River ein. Waren wir heute morgen noch von vielen Familien mit kleinen Kindern umgeben, sind wir doch hier wieder im Altersdurchschnitt – oder eher etwas darunter. Ob es daran liegt, dass es hier keine Duschen und wegen der vielen Krokodile auch keine Schwimmgelegenheit gibt? Unser Stellplatz ist nicht mehr als eine längere, etwas staubige Parkbucht. Nur einmal kurz gerade stellen und das war’s. Für eine Nacht machen wir keinen Aufstand. Heiss brennt die Sonne herab. Im Schatten der Fahrerseite finden wir den nötigen Sonnenschutz und Platz, um uns mit einer kühlen Erfrischung die Hirnzellen zu kühlen.
Waren wir gestern und heute Vormittag noch etwas neben der Spur, sind wir jetzt wieder eingenordet und in der Spur.
Leider hält der Name des Campgrounds nicht, was er verspricht: Es sind keine grossen Pferde zu sehen. Dafür sind hier ein paar sehr schöne, riesige Boabs oder auch Flaschenbäume zu sehen. Sie wachsen vor allem in Afrika, Madagaskar (wo sie Baobabs genannt werden) und hier im Norden Australiens. Ihre auffällige Form mit dem dicken, wasserhaltigen Stamm hilft ihnen, in extrem trockenen Regionen zu überleben – sie können bis zu 100’000 Liter Wasser speichern. Manche Exemplare werden über 1’000 Jahre alt. Die Rinde regeneriert sich nach Verletzungen, was sie für lokale Gemeinschaften besonders nützlich macht: Sie dient als Baumaterial oder Seilfaserquelle. Die Früchte – bekannt als Affenbrot – sind reich an Vitamin C und Antioxidantien. Baobabs haben auch eine starke kulturelle Bedeutung: In vielen afrikanischen Mythen gelten sie als heilige oder magische Bäume.
Nur ein paar Meter weiter fliesst der mächtige Victoria River träge dahin. Wem seine Füsse lieb sind, sollte diese aus dem Wasser halten. Ein 4 m Krokodil soll hier immer wieder zu sehen sein. Dem sind ein paar Füsse nur einen kleinen Happen wert.
Als Ma einen Spaziergang ans Flussufer macht, sieht sie doch tatsächlich gegenüber auf der anderen Flussseite auf einer Sandbank ein grosses Krokodil, das sich genüsslich an einem Happen Fleisch die Zähne auszubeissen scheint… Ausserdem scheint Brunft-Saison bei den weissen Kakadus zu sein – ganz aufgeregt flattern sie in grossen Schwärmen herum uns suchen sich einen geeigneten Partner oder eine Partnerin.
Nach Sonnenuntergang kühlt es dermassen ab, dass es Ma draussen zu kalt wird. Nach dem Znacht verschwindet sie in Enelis Bauch, der uns immer noch angenehm warm erscheint. Heute hören wir zum Einschlafen keinen Wasserfall um uns herum, heute wiegen uns laut zirpende Grillen in den Schlaf.
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