Welcome in «Dabbelju Ai», WA, Western Australia

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Hier in Timber Creek liegt der Victoria River nur etwas mehr als 40 m über Meereshöhe. Die Mündung ist etwa 120 km entfernt und die Gezeiten der Timorsee, die ein Teil des Indischen Ozeans ist, sind bis hier spürbar. Bei High Tide bzw. Flut drückt das Meer derart in den Fluss, dass die Strömung zum Erliegen kommt. Heute morgen meint man fast an einem See zu stehen.

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Für uns geht es auf dem Victoria (Rumpel-) Hwy weiter Richtung Westen. Mal sehen wir hüfthohes Buschgras auf der einen Strassenseite, mal auf der anderen Seite die schon typisch schwarze Erde mit den verkohlten Baumstümpfen. Wir sind recht erstaunt, als wir bei einem kurzen «Baumbestimmungs-Stopp» mittels Ma’s WunderApp erfahren, dass der uns bis dahin unbekannten Baum mit den silbrigen Blättern zu den über 700 verschiedenen Arten Eukalyptusbäumen zählt.

Langsam steigt in Eneli die Nervosität und Anspannung an. «Haben wir auch alles richtig gemacht und alle Obst- und Gemüsevorräte aufgegessen? Keine Sonnenblumenkerne, Zwiebeln oder Honig irgendwo versteckt?»

Schliesslich queren wir die Staatsgrenze nach Western Australia, an der obligatorische Quarantäne-Kontrollen gemacht werden. «Gut, dass wir die kleine Eneli haben», denken wir, als wir sehen, dass der grosse Wohnwagen vor uns doch recht aufwendig und intensiv durchstöbert wird. Vielleicht liegt es auch an den Besitzern – sie scheinen recht hilflos zu sein. Noch während vor uns alles im Gange ist, kommt ein zweiter Kontrolleur auf uns zu. «No fruits, no vegetables, no honey, but sunflower seeds and some herbs, everything bought in shops», meint Ma. «That’s OK», wird uns beschieden. Der Kontrolleur wirft einen kurzen flüchtigen Blick in den Kühlschrank und in unsere Stauräume unter dem Bett. Jo bleibt nicht einmal mehr Zeit, ein Foto zu machen. Wir sollen den Platz freimachen, wird uns beschieden, obwohl vor uns noch alles im Gang ist. Und schon sind wir in Australiens grössten Bundestaat Western Australia.

Der Australische Bundesstaat Western Australia ist mit über 2.5 Millionen km² über 60x grösser als die Schweiz und ist mit fast 1/3 des Kontinents der grösste Bundesstaat Australiens. Mit 2.3 Mio. Einwohnern leben nur 10 % der australischen Bevölkerung hier, die meisten in und um die Hauptstadt Perth. Das Klima reicht von tropisch im Norden (Regen- und Trockenzeit) über wüstenhaft und zentral bis mediterran im Süden. Geologisch ist WA uralt: Das Pilbara-Kraton gehört zu den ältesten Gesteinsformationen der Erde. In der Kimberley-Region, im Südwesten oder in der Goldfields-Wüste sind Spuren urzeitlicher Prozesse sichtbar. Die Aborigines, deren Kulturen hier bis zu 50’000 Jahre zurückreicht, prägen Landschaft, Sprache und Kunst vieler Regionen. Orte wie der Wolfe Creek Crater oder die Bungle Bungles haben ihre spirituelle Bedeutung. Trotz anhaltender sozialer Herausforderungen gewinnen indigene Stimmen zunehmend Raum – etwa durch Kunst, Tourismusprojekte oder Landrechte.

Grundsätzlich hat Australien in den letzten Jahrzehnten Fortschritte gemacht, was die Gleichberechtigung der Indigenen Bevölkerung betrifft, doch viele Herausforderungen bleiben. Seit einem Urteil von 1992 wird anerkannt, dass indigene Landrechte vor der Kolonisation bestanden. Aborigines können seither unter bestimmten Bedingungen Landrechte geltend machen. Auch gibt es mehr Selbstverwaltung in Gesundheitsdiensten, Bildung und kulturellen Angelegenheiten, v. a. in abgelegenen Regionen. Trotzdem leben viele indigene Australier in sozial benachteiligten Verhältnissen: schlechtere Gesundheitsversorgung, niedrigere Lebenserwartung, überproportionale Inhaftierungen.

2023 wurde ein landesweites Referendum über eine „indigene Stimme im Parlament“ (Voice to Parliament) abgelehnt – ein Rückschlag für viele, die auf mehr Mitbestimmung hofften. Der Dialog geht weiter – mit wachsendem Bewusstsein in der Gesellschaft, aber auch mit vielen Spannungen.

Kaum sind wir aus dem «Fruit Control Sektor» raus, stellen sich auch unsere Uhren auf die neue Zeit ein. Hatten wir an der Ostküste noch 10 Std. Zeitverschiebung zur Schweiz, sind es jetzt nur noch 6 Std.

Unseren leeren Kühlschrank füllen wir in Kununurra in einem der örtlichen Supermärkte auf. Hier scheint es hoch zu und her zu gehen. «Liegt es am nahen Wochenende oder steht ein Feiertag an?» fragen wir uns. Vieles ist schon ausverkauft, so mancher Einkaufswagen hochgefüllt. Wegen der vielen Touristen sei es hier um diese Jahreszeit immer so. «Grab, if you can» sei das Motto, was soviel bedeutet «Greiff zu wenn du kannst», klärt ein fröhlicher Einheimischer Jo über das Gewusel hier auf, das sich auch auf die ganze Stadt ausgebreitet zu haben scheint.

Hier sind wir 4 Nächte, vielleicht können wir unser Stromproblem lösen lassen? Im Visitor Center gibt es ausser den Infos zu möglichen Aktivitäten auch ein ganzes DIN A4 Blatt über Autorepair. Doch leider nur eine Adresse zu Auto Elektrik. Ma’s Recherche Arbeit hierzu erweist sich als vollkommen ausgebucht und ausserdem sei der Chef nicht da. Bei der Empfehlung nur wenige Meter weiter gibt es einen ersten Lichtblick. Nach etwas hin und her wird unser Solar Panel überprüft. Nach einer «Anamnese» scheint dies der Schwachpunkt und am ehesten defekt zu sein. Doch mit dem Solar Panel ist alles ok, wird uns später beschieden. Am Montag um 8 Uhr sollen wir wieder vorbeikommen. Zwischen mehreren Aufträgen würden sie schon eine Lücke für die Diagnose unserer elektrischen Installation finden.

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Unsere deutschen, sehr mitteilungsbedürftigen Camping-Nachbarn sind schon zum dritten Mal hier in Australien und haben immer wieder im Flugzeug geweint, wenn es zurück nach Deutschland ging. Morgen wollen sie mit ihrem 4×4 so richtig im Dreck rumwühlen. Dafür ist er ja da, und dafür auch extra gemietet.

Während Ma noch etwas arbeiten muss, hört sich Jo so manche Story der Nachbarn an. Er glaubt, dass nicht so schlecht ist, dass sich morgen unsere Wege wieder trennen werden…

Für uns steht morgen die Wanderung durch die Mini Bungle Bungles an, die auch schon direkt hinter Eneli losgeht.

 

 

 

 

 

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