Kurz nachdem sich unsere Nachbarn um 5:30 Uhr aus ihrem Dachzelt schälen, ist auch für uns die Nacht vorbei. Nur mit Kafi zum Wachmachen bereiten wir uns auf die Wanderung in den Mirima Nationalpark vor. Schon nach dem ersten Kafi winken wir den Nachbarn zum Abschied zu.
Sind wir sonst um 7 Uhr noch im Heihabettchen, stiefeln wir heute früh schon los, um die Kühle des Morgens zu nutzen. Noch ist es nicht ganz so heiss. Wegen der Zeitverschiebung wird es schon sehr früh hell, aber am Abend auch früh wieder dunkel. Ganz zu unserem Leidwesen. Fanden wir doch die längeren Abende seit Tasmanien so schön… Nach nur ein paar wenigen Schritten tauchen wir hinter dem Campground auch schon in die Welt der Mini Bungle Bungles im Mirima Nationalpark ein.
Die Mini Bungle Bungles, die wir aus unserem «Schlafzimmerfenster» sehen können, sind geologischen Formationen, die aus geschichtetem Sandstein bestehen, der über Millionen Jahre durch Erosion und Verwitterung geformt wurde. Aufgrund ihrer gestreiften, kuppelförmigen Struktur erinnern sie an die berühmten Bungle Bungles im Purnululu-Nationalpark, sind aber deutlich kleiner.
Tauchten wir schon gestern bei Sonnenuntergang mit ein paar Schritten in diese Landschaft ein, machen wir uns heute auf einen 5 km langen Rundweg. Tief beeindruckt von der Stille – die nur durch Vogelgezwitscher unterbrochen wird – und der faszinierenden Gesteinsstrukturen, lassen wir alles auf uns einwirken.
Am höhergelegenen Lookout haben wir einen herrlichen Blick über das Gebiet, das auch von hoher kultureller Bedeutung für das Volk der Miriuwung Gajerrong ist. Dies wird besonders an den Felswänden mit Felsmalereien deutlich. Im Gegensatz zu denjenigen im Kakadu-Nationalpark sind die Darstellungen hier eher einfacher und nicht so beeindruckend, wie z.B. der Lightning Man der Anbangbang Gallery am Nourlangie, doch sind sie nicht weniger bedeutsam. Vor der grossen Tageshitze sind wir zurück. Ein leichter Salat füllt die leeren JoMa Mägen.
Der Aussichtspunkt Kelly’s Knob, von dem aus wir die Mini Bungle Bungles im Abendlicht und den Sonnenuntergang auf der anderen Seite über Kununurra überblicken wollen, liegt vielleicht 500 m Luftlinie von uns entfernt. Für diese 500 m müssen wir gut das 5-Fache zurücklegen, um auf den Hügel zu kommen: Einmal um den Pudding rum, um von der Rückseite aufzusteigen. Dafür bewegen wir unsere gute alte Eneli nicht, wir gehen zu Fuss, schliesslich sind wir ja noch in der Stadt unterwegs… Perfekt auf den Sonnenuntergang abgestimmt, kommen wir oben an. Kaum zu glauben, dass 140 Höhenmeter so schweisstreibend sein können.
Wir sind nicht die einzigen, die auf die Idee kommen, hier oben den Sonnenuntergang zu geniessen. Doch niemand scheint sich an dem Hinweisschild «DANGER, NO ENTRY», also «Gefahr, kein Eingang» zu stören. So folgen wir einfach der Völkerwanderung.
Nach dem Sonnenuntergang dunkelt es schnell ein. Nach dem Znacht merken wir an unseren müden Beinen, dass wir heute doch gut 10 km zu Fuss unterwegs waren…
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