Jo ist froh, dass er seine dicke Bettdecke wieder aus den Tiefen seines Stauraums hervorkramte. Die Nacht war mit 0 °C nicht gerade sonderlich warm. Doch die Sonne wärmt uns (und unsere Gemüter) mit ihren ersten Sonnenstrahlen schnell wieder auf.
Von unseren gestrigen jungen Nachbarn im Golf Course in Port Hedland wurde uns der Mt. Bruce als DER Ort für den Sonnenaufgang empfohlen. Von hier im Overflow wäre es eine knappe Stunde zu fahren und nochmals etwas mehr als 1 Stunde, um die 5 km mit 590 m als Fussmarsch zu bewältigen. Jo kommt auf die Idee, wie es wäre, gleich dort zu übernachten. Zumal es sowieso auf der morgigen Strecke liegt. Da gibt’s eine «free Camp Area» in der Nähe. Schauen wir uns das an und entscheiden dann.
Heute ist Bewegung angesagt, und zwar mehr als die letzten Tage! Zuerst soll die empfohlene Dales Gorge, später die noch etwas unter Wasser stehende Hancock Gorge erkundet werden.
Es ist so schön und entspannt, dass die bisherigen Strassen hier im Karijini N.P. alle geteert und keine staubigen Schotterstrassen sind. Es reicht, wenn die Stellplätze alle mit dem typischen roten Staub überzogen sind.
Zum Startplatz der ersten Wanderung, die uns hinab zur Dales Gorge führt, sind erst noch 10 km zu fahren. Dort angekommen, kommt sich Ma mit ihren Wanderschuhen erst etwas «overdressed» vor. Doch nach ein paar Metern verlassen wir den betonierten Weg und los geht’s über Stock und Stein. Um nicht gleich im Pool der Gorge anzukommen, wird andersherum gegangen, so dass sie Erfrischung zum Schluss kommt. Erst beginnt die Wanderung oben am Rand der Schlucht. Von oben sieht man, wie sich diese im Laufe der Jahrmillionen wie ein Canyon in das Land eingeschnitten hat. Vom Rand aus gibt es so manchen imposanten Ausblick auf die Gorge, die uns fast wie der Kings Canyon erscheint
Nach einer knappen Stunde geht es abwärts auf die Talsohle der Gorge. Von hier unten lassen uns die fast senkrechten Felswände klein wie Zwerge erscheinen. Der Weg ist mal etwas breiter, mal führt er uns gerade mal einen Fuss breit neben ein paar Wasserstellen vorbei. Am ersten Pool der Gorge angekommen, sehen wir, wie sich schon einige im Wasser tummeln, während sich andere oben auf den Felsen entspannen und sich in Foto-Posen werfen.
Wir sind froh, dass wir die Abzweigung für den Rückweg verpasst haben. Nach wenigen Minuten gelangen wir an den eigentlichen Swimmingpool. Ma macht sich so gleich in die klaren, erfrischenden Fluten auf. Jo spart sich dies für die Hancock Gorge auf. Bis dort gilt es auch noch ein Stück zu wandern. Er möchte sich am Ende des Wandertages erfrischen.
Nach Ma’s Bad im Schwimmerbecken lässt sich die Abzweigung bzw. der Aufstieg aus der Gorge zum Parkplatz leicht finden. Ab hier ist es nicht mehr weit bis zum Parkplatz.
Bis zur Hancock Gorge gilt es allerdings, Eneli nochmals um weitere 50 km zu bewegen. Doch auch diese Strasse ist angenehm asphaltiert. Als wir um halb drei losstiefeln, vereinbaren wir, nach einer Stunde umzudrehen, so dass wir um halb fünf losfahren können. Es gilt im Anschluss noch eine gute halbe Stunde zu fahren und wir möchten gerne noch bei Tageslicht ankommen.
Der Weg in die Hancock Gorge ist etwas anspruchsvoller als jener in die Dales Gorge. Irgendwie wilder und ursprünglicher. Ein paar Leitern führen steil nach unten, wo man auch schon den Grund der Gorge erreicht hat. Nach wenigen Schritten sind wir bereits bei der ersten Wasserstelle. Geschickt, ohne nasse Füsse zu bekommen, hangeln wir uns am Rand des Canyons auf den Felsen entlang. So geht es auch noch zwei weitere Male. Doch dann kommen wir nicht mehr trockenen Fusses weiter. Hier müssten wir unsere Sachen deponieren, durch das kalte hüfttiefe Wasser waten, um dann noch etwas weiter am eigentlichen Pool anzukommen. Hier an dieser Zwischenstation ist schon einiges los… Ma ist müde und möchte weder ihre Sachen hierlassen, noch möchte sie durch das kalte Wasser waten müssen (es ist um einiges kälter als dasjenige der Dales Gorge, wo sie ein Vollbad genommen hat). «Ok, wir drehen um», beschliessen wir.
Nach nur wenigen Metern, als wir wieder allein unterwegs sind, juckt es Jo doch noch, sich erfrischend in die Fluten zu stürzen. Wenn er ehrlich ist, liegt es nicht an der fehlenden Wassertiefe, dass er sich nur bis zu den Knien ins Wasser traut. Es ist aber auch verdammt kalt! Trotzdem gönnt er sich mehr als nur eine Katzenwäsche zur Abkühlung. So kommt es, dass Ma bei den Grossen im Schwimmerbecken war, Jo für sich allein im flachen Planschbecken.
Früher als vereinbart machen wir uns auf den Weg zum Campground, der auch wieder knapp 40 km entfernt ist und etwas ausserhalb des Nationalparks liegt. Noch vor Sonnenuntergang sitzen wir mit einem kühlen Bier in der Hand in den Campingstühlen und sehen zu, wie die Sonne zwischen ein paar Bäumen hinter dem Horizont versinkt.
Ob wir uns morgen noch vor dem Sonnenaufgang aus den Federn machen, lassen wir auf uns zukommen. Ein Wecker dafür wird nicht gestellt.
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