Als noch alles um uns herum im Tiefschlaf ist, dampft bei uns schon der erste Kafi in den Bechern. Langsam, um die Nachbarschaft nicht zu wecken, rumpeln wir davon. Noch ist die Sonne unter dem Horizont und kündigt ihr Kommen langsam am Himmel an, als wir schon unterwegs sind. Nach gut ½ Std. Fahrt, um kurz nach 7, kommt sie rechts von uns am Horizont hervor. Jetzt sind die rechts und links der Strasse immer wieder auftauchenden Ziegen auch wesentlich besser auszumachen. Wie stumme Zeugen, dass es nicht immer so ist, sehen wir die eine oder andre tote Ziege am Strassenrand liegen. Das können wir heute schon gar nicht gebrauchen.
Pünktlich wie wir sind, stehen wir zur gewünschten Zeit, um 8 Uhr, an Belindas Tresen. Jo fragt, ob sie seine E-Mail mit der Bitte um einen Kostenvoranschlag, für die noch weiteren Reparaturen, erhalten habe und ob wir auch um 9 Uhr wieder kommen könnten. So könnten wir erst noch einkaufen und tanken. Nicht dass die Reparatur später als erwartet fertig wird, wir dieses erst danach erledigen können, um dann in der Dunkelheit wieder nach Wooramel zurück fahren zu müssen. Die Frage nach dem Kostenvoranschlag umschifft sie mit zu wenig Zeit dafür gehabt zu haben. Vielleicht können wir bei der Abholung darauf zurück kommen…
Ein weiteres Mal erstaunen wir Belinda mit unserer Pünktlichkeit, als wir um kurz vor 9 Uhr wieder zurück sind, um Eneli in ihre Hände zu übergeben. Daraus schliessen wir, dass in Down Under abgemacht nicht unbedingt abgemacht bedeutet…
Schon beim letzten Mal verkürzen wir uns einen Teil der Wartezeit in RICHI’s Golden Café. Doch heute herrscht hier Durchzug und es wird uns ungemütlich. Ma findet gleich die Ecke rum auch noch MISS FANG’s Café. Nach nur 3 min. zu Fuss sitzen wir hier in der Sonne, um uns aufzuwärmen. Wie sich noch herausstellen wird, gehört dies zum Norwesta Lifestyle Park.
Obwohl erwartet und doch überrascht, bekommt Jo schon um halb eins eine Nachricht von Belinda. KEINE GUTE! Ihnen ist während der Reparatur leider eines unserer Zündkabel kaputt gegangen und sie müssen eines über Nacht aus Perth anliefern lassen. Tja, so hat uns schwitzend in der Sonne Murphy’s Law wieder einmal kalt erwischt, – es kann immer noch schlimmer kommen, als es schon ist.
Während Jo nochmals zur Garage rübergeht, lässt Ma in weiser Voraussicht hier eine kleine Cabin für uns vorreservieren.
Bei der Besprechung in der Garage kommt folgendes raus: Heute tauschen sie den defekten Kühler aus und alles, was in der Offerte steht. Leider war weder hier im Ort noch in den benachbarten Garagen ein Originalzündkabel oder ein Nachbau erhältlich. So haben sie einen kompletten Satz in Perth per Teilexpress bestellen müssen. Diese kommen hoffentlich morgen mit dem Teiletruck so gegen 9-10 Uhr an. Sie übernehmen die zusätzlichen Arbeiten, aber die Kosten für die Zündkabel (um die 220 AUD) müssen wir übernehmen.
Zurück bei Ma wird im Norwesta Lifestyle Park, der ein RV Park mit Cabins ist, die vorreservierte Cabin für die Nacht definitiv gebucht. Heute können wir weder in Eneli übernachten noch zurück nach Wooramel fahren.
Nach dem Zmittag in «Miss Fangs» Café gehen wir nochmals zur Garage rüber, um unsere Sachen für die Nacht im Campground aus Eneli mitzunehmen. Der hilfsbereite und freundliche Mechaniker, der gerade an Eneli arbeitet, zeigt und erklärt uns, warum die defekten Teile getauscht werden mussten. Dabei hat er auch noch einen Riss in einem Luftschlauch zum Vergaser festgestellt. Diesen kann er nicht mehr reparieren. Er zeigt und empfiehlt Jo, wie er ihn selbst reparieren oder austauschen kann, wenn wir uns einen gebrauchten Schlauch selbst besorgen.
Gut, dass es nur wenige Schritte bis zur Garage sind, so ist es auch nicht weiter tragisch als uns auffällt, dass wir für den lebenswichtigen Kafi am Morgen die Kaffeefilter vergessen haben. Ausserdem geht Jo auf dem Retourweg noch im angrenzenden Baumarkt vorbei, um entsprechendes Dichtungsmaterial für den gerissenen Verbindungsschlauch zu besorgen. Hier wird ihm eine Tube Sikaflex empfohlen. «It’s a special brand from Switzerland», bekommt Jo als Qualitätsempfehlung mit auf den Weg. Natürlich ist jedem guten Schweizer Handwerker, zu dem sich Jo auch zählt, Sika der Inbegriff von Dichtungsmaterial.
Leider sind die von Ma in der letzten Woche bestellten Kontaktlinsen doch nicht beim Optiker angekommen. Wann sie denn kommen, ist auch sehr ungewiss.
In all den nicht gerade frohlockenden Nachrichten kommt eine positive, dass uns die nicht genutzte Übernachtung in Wooramel auf Ma’s Nachfrage gutgeschrieben wird! Das ist doch mal eine feine Sache. So ist es nicht ganz so schmerzlich hier in Carnavon übernachten zu müssen.
Da wir nicht selber kochen können, gehen wir zum Abendessen nochmals zu «Miss Fang». Selten haben wir sooooo lange in einem Restaurant auf unser bestelltes Essen warten müssen. «Miss Fang» scheint auch für ausser Haus Lieferungen sehr beliebt zu sein. Ständig gehen neue Bestellungen per Telefon und Online ein. Wie es sich für ein Café / Restaurant in einem Campground gehört, wird draussen gesessen. Auch wenn es kühler bis kalt und windstill bis windig wird. Es ist halt an den Gästen, sich entsprechend auszustaffieren. So müssen auch wir einmal unsere Kleidung etwas «nachjustieren».
Wir teilen uns Tisch in einer etwas windstilleren Ecke mit einem interessanten zypriotischen Paar, dass nun schon seit 42 Jahren hier in Australien lebt. Weil es in Perth gerade nicht so warm ist, reisen sie die nächsten 5 Wochen in wärmere Gefilde des Landes. In der Unterhaltung mit diesen Tischnachbarn vergeht die Zeit wie im Flug.
Dennoch durchgefroren und windzerzaust gehen wir zu späterer Stunde in unser kleines Kämmerlein. Das Bett ist sicher nicht grösser als in Eneli…
Morgen wird die Welt schon wieder anders aussehen…
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