Von uns überraschend schnell, packen unsere letzten verbliebenen Nachbarn ihre Siebensachen zusammen und schleichen sich fast unbemerkt davon. Unvermittelt finden wir uns allein auf dem Feld der Stehplätze wieder.
Immer wieder ziehen dichte Regenwolken über uns hinweg, die uns zum Hausaufgaben machen in Enelis Bauch statt nach draussen treiben. Jo hat vor ein paar Tagen mit einem Van Anbieter aus Neuseeland Kontakt aufgenommen. Jetzt ist noch keine Hochsaison und der eine oder andere Schnapp vielleicht noch zu machen. Der Anbieter vermietet, bietet aber auch den Kauf einiger WoMo’s an. Am Preis ist schnell zu merken, dass der Campermarkt im kleinen, aber recht attraktiven Neuseeland heiss umtobt ist. Ausserdem gibt es seit unserm Aufenthalt vor 11 Jahren neue schärfere Bestimmungen. Nach ein paar WhatsApp Mitteilungen mit Wenke, der deutschen Mitarbeiterin, bekommen wir ein Video mit dem dazu gehörigen Preis zu einem möglichen Camper zugeschickt. «Ok, wer teuer einkauft, kann (vielleicht) auch wieder teuer verkaufen», denken wir uns. Apollo ist ein grosser Anbieter, der auch hier in Down Under immer wieder auftaucht. Sie verkaufen keine Fahrzeuge die älter als 10 Jahre sind, haben eine breite Angebotspalette und geben auch noch 1 Jahr Garantie zur Sicherheit. «Wir lassen es uns durch den Kopf gehen, schauen uns das Video an und melden uns im Lauf der nächsten Woche wieder bei dir», verbleibt Jo mit Wenke am Telefon.
Endlich, nachmittags klart der Himmel auf, die Sonne tritt hervor und der blaue Himmel erstrahlt wolkenleer über uns. «Los, komm, auf. Besser wird’s nicht mehr!» ertönt der Schlachtruf zur Dünenwanderung.
Als wir parat sind, kommt eine ganze Wagenkolonne im Caravanpark vorgefahren. Vier Gespanne mit Zeltanhängern rangieren hin und her, bis sie ihre Plätze nebeneinander gefunden haben. Es sind vier, ursprünglich aus Sri Lanka stammende, befreundete ältere Paare. In Fremantle, wo sie herkommen, ist es seit Tagen regnerisch und kalt. Sie bleiben drei Tage, um dem garstigen Wetter dort zu entfliehen. Zwischen all den Wirrwarr suchen auch noch zwei weitere WoMo’s ihre Plätze. Als wir uns winddicht ausstaffiert aufmachen, wird noch fleissig auf dem Platz rangiert.
Heute möchten wir oben auf den Dünen entlang wandern. «Der Sonnenuntergang von oben ist doch mal eine andere Perspektive», denken wir uns. In vielen Windungen folgen wir dem sandigen Weg, auf dem sich schon so manches Quad oder Töff sichtbar austoben konnte. Immer wieder wird der Blick auf die pinkfarbene Lagune und das offene Meer frei. Google Maps zeigt uns genau, wo wir sind, und wo wir hinmüssen, um das Meer zu sehen. Aus dem eben noch wolkenfreiem blauen Himmel ist ein windiger wolkenverhangener geworden. Wir sind beide froh um unsere warmen Shirts.
Um nicht doch noch in einen Regenschauer zu kommen, warten wir nicht oben auf der Düne auf den Sonnenuntergang, sondern wollen diesen doch unten vom Strand aus bewundern. Der Weg an der Beach entlang ist wesentlich kürzer als der durch die Dünen.
Dort wo es kein schützendes Riff gibt, tost und faucht das Meer wie ein wilder Drache und ungebremst rollen die Wellen auf das Land zu. Dunst schiebt sich vor die Sonne, später auch noch dichte Wolken. So wird das nichts mit einem dramatisch aussehenden Sonnenuntergang. Der Wind hat an Stärke zugelegt und bläst uns ordentlich um die Ohren. Heute ist kein Hai im Wasser zu sehen. Aus der kurz angedachten Wanderung sind nun doch 2 Std. geworden, die uns ordentlich vor Hunger knurrende Bäuche einbringen.
Bei dem ganzen Trubel, der nun herrscht, ist es nicht verwunderlich, dass die Camp Kitchen ein gut besuchter und zentraler Ort der Essenszubereitung wird. Da werden kleine Gemüsebällchen in einer Pfanne geschmort, Salat zubereitet, Reiskocher befüllt und angestellt und wir sind mittendrin. Sitzplätze hat’s nur vier – doch irgendwie kommen alle aneinander vorbei und es herrscht eine freundschaftliche, gelöste Stimmung.
Mit dem fertigen Znacht auf den Tellern gesellen wir uns zu einem lustigen Musikanten Ehepaar, welches ihren Schülerinnen und Schülern Ukulele Unterricht erteilt. Reich sind sie nicht, aber sie lieben ihre Arbeit und die damit verbundenen Freiheit. Sie sind sehr belesen, interessiert und sie hat ursprünglich auch Biologie studiert. So ergibt sich ein kurzweiliges Gespräch. Als sie auf einer Reise durch die USA waren, um dort ihre Musik zum Besten zu geben waren sie vom dortigen Publikum und den Möglichkeiten aufzutreten, sehr enttäuscht. Kanada war ein wahres Paradies dagegen.
Als die Küche vor Menschen überzuquellen droht, werden wir gerade mit allem fertig.
Morgen? Eine Frage auf die wir bis jetzt noch keine richtige Antwort haben.
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