Diese Nacht war um einiges freundlicher, als es noch die letzte war. Was auch daran lag, dass der Wind abgenommen hat oder wir etwas besser windgeschützt standen. Nach einigem Pröbeln mit der «Gartenduschi» kommt für Jo auch endlich ein annehmbarer Brausestrahl in einer annehmbaren Temperatur aus dem Brausekopf. Ist eben immer nur alles eine Sache der Einstellung 😊
Heute ist es schon mehrheitlich trocken und sonnig, aber nicht dauerhaft. Das Zmorge komplett (Kafi mit Müesli) wird unter dem Verandadach zelebriert. Nach der ersten Homeschooling-Stunde für Kai muss für ihn ein Zmorge her. Aus diesem Grund kommt er mit Michelle und Evie, dem Familienhund, zum Adieu sagen zu uns. Stolz präsentiert Kai seine selbstgeschriebene und selbstgebundene Kurzgeschichte über Zarah, den Bottle Nose Dolphin. Was für ein liebevolles Abschiedsgeschenk! Überrascht hört er von Jo, dass er gelernter Buchbinder ist und seine Arbeit sehr zu schätzen weiss!
Auf dem Weg nach Busselton befahren wir ein Stück eine Scenic Road (für Touristen) statt des Highways. Hier kommen wir immer wieder an grösseren Feldern mit der weiss blühenden Calla Lily vorbei. Diese Pflanze ist mit ihrer kelchförmigen Blüte ein wahrer Hingucker. Fasziniert von dieser Blütenpracht muss Ma unbedingt ein paar Fotos machen. Nach einer kurzen Internetrecherche muss sie leider erfahren, dass diese Blume ursprünglich in Äthopien beheimatet ist und sich hier in Western Australia zu einer regelrechten Plage ausgebreitet hat. Sie ist weder für Tier noch für den Menschen geniessbar und hat somit auch keine natürlichen Fressfeinde zu befürchten und kann sich deshalb ungehindert vermehren auf Kosten der natürlichen Flora. Somit verbirgt sich in der lieblich anzusehenden Blume ein wahres Ungeheuer.
Noch vor Busselton werden wir schon an jeder Strassenkreuzung auf die «Busselton Jetty» aufmerksam gemacht. Diese Jetty (Steg) ist 1.8 km lang und hat am Ende ein Unterwasseraquarium zu bieten.
Als touristisches Highlight kann man sich mit dem Jetty Express, der weltweit einzigen solarstrombetriebenen Eisenbahn, die übers offene Meer fährt, bis zur 1.8 km entfernten Endstation kutschieren lassen. Nicht viel schneller als ein Fussgänger, ruckelt die kleine Bahn über den Holzsteg. Für Asiaten muss es zweifellos eine Attraktion sein. Je weiter wir voranschreiten, desto kräftiger bläst uns der Wind um die Ohren. Der Wettergott ist zum Glück mit uns. Ohne Regenschauer kommen wir hin und auch wieder retour. Für heute ist schon alles ausgebucht, somit fällt für uns ein Besuch des Unterwasseraquariums ins Wasser 😉
Die erhoffte Reservationsbestätigung vom Campground Sandy Bay fällt leider aus. So beschliessen wir, heute etwas weiter als geplant zu fahren, bis zur Hamelin Bay. Auf dem Weg dorthin, in der Gegend von Margaret River, wird ein grosses Weinanbaugebiet durchquert. Hier reiht sich eine Winery an die andere und alle werben mit ihrer offenen (Wein-)Keller-Tür. Manchmal ist es gleich ein ganzes Resort, manchmal auch mit einem Schmuck- und Kunstatelier gekoppelt. Diese Genüsse passten schon immer gut zusammen…
Etwas weiter als für heute geplant finden wir im Campground an der Hamelin Bay unseren Unterschlupf für heute. Ma möchte gerne nah am Strand zu stehen kommen. Mit der Site Nr. 61 bekommen wir den Premium Stellplatz – näher am Strand und Meer geht’s nicht 😉
Vielleicht, wenn sich das Meer später am Abend etwas beruhigt, können wir mit etwas Glück ein paar Sting Rays (Rochen) im flachen Wasser bestaunen. Dafür ist die Hamelin Bay bekannt. Doch das Meer ist jetzt durch den ständigen Starkwind einfach zu aufgewühlt, wird uns im Office durch eine kompetente Mitarbeiterin erklärt. Und da bei diesem Wetter (oder im Winter?) keine Fischer rausfahren, würden auch weniger Rochen an der alten Jetty «herumlungern». Wir versuchen trotzdem unser Glück und machen uns auf zu einer Dünenwanderung, die eher eine steinige Küstenwanderung ist. Rauh ist der Wind und ebenso rauh die Küste hier. Das Meer ist in diesem starken Wind einfach zu aufgewühlt, als dass man da irgend etwas darin herumschwimmen sehen könnte.
Gisi
Calla Lily ist ein Ungeheuer…;-) wieder so amüsant geschrieben. Mir gefallen die tollen Stimmungsbilder am Meer und natürlich die Eisenbahn *grins*! Jo, wie wär‘s mit einem alten Hausmittel gegen Husten: Zwiebelsaft mit Kandiszucker oder Honig? Gute Besserung und weiterhin viel Spass!
Mo
Danke für den Tipp mit dem Hausmittel. Aber sogar heisses Bier hat Jo leider verschmäht… Und dennoch: Es geht ihm jetzt schon bedeutend besser – dank euren lieben Wünschen!