Im Sommer ist es bestimmt ein schöner Stellplatz, der uns gestern zugewiesen wurde, aber jetzt im Frühling mit dem momentan vielen Regen eher einer für 4×4. Nicht, dass wir stecken bleiben, aber so mancher Camper mit seinem Wohnwagen hat schon so einigen tiefen Spuren und Rillen in der Wiese hinterlassen. Den 12 jungen Entchen gefällt’s: Sie können auf der Wiese schwimmen gehen… 🦆🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🦆
Mit nur einem Kafi am Morgen machen wir uns auf die Suche nach einem schöneren, und hoffentlich auch sonnigeren Plätzchen. Dieses finden wir auch hier im Ort in Denmark bei einem Kinderspielplatz am Fluss – mit Toilettenhäuschen 😊. Auch wenn die Sonne heute nicht ständig wärmt, ist es ein schöner Ort für das Zmorge.
«Machen wir uns auf, in die historische Whale Station», stimmen JoMa überein. Lieber heute als Morgen. Morgen hat Ma ein Online-Meeting, das auch wirklich stattfindet. Es ist nur eine knappe Stunde Fahrzeit bis nach Albany und zur historischen Walfangstation.
Zuerst bestaunen wir in einem extra Raum eine grosse Muschelsammlung. Diese wurde von einer älteren Dame während 60 Jahren zusammengestellt.
Die ehemalige Albany Whaling Station, heute „Historic Whaling Station at Discovery Bay“ genannt, war von 1952 bis 1978 die letzte aktive Walfangstation Australiens. In der Blütezeit arbeiteten hier über 100 Menschen, vor allem beim Fang und der Verarbeitung von Pott- und Finnwalen. Nach dem Ende des Walfangs wurde die Anlage in ein Museum umgewandelt und ist heute eine der wenigen vollständig erhaltenen Walfangstationen weltweit. Heute steht die Station symbolisch für den Wandel von Ausbeutung zu Schutz: Die Region ist ein Hotspot für Walbeobachtung, wenn Buckel- und Südliche Glattwale entlang der Küste ziehen. Der Walfang spielte in Albany – und in Australien allgemein – bis in die 1970er eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Er war eine bedeutende lokale Industrie, die Arbeitsplätze für Fischer, Techniker, Schlachter, Ingenieure und Verwaltung bot. Der Hauptnutzen lag in der Produktion von Walöl, das für Beleuchtung, Schmierstoffe, Margarine und später in der Kosmetik- und Pharmaindustrie genutzt wurde. Auch Fleisch und Knochenmehl wurden verarbeitet, vor allem für Tierfutter und Dünger. Profitiert haben vom Walfang in erster Linie die Betreiber der Walfangstation und ihre Investoren. Ausserdem hatte der Walfang eine indirekte Bedeutung für die lokale Wirtschaft: Zulieferer, Hafenbetriebe, Transportfirmen und Händler lebten von der Industrie. Für Albany war der Walfang eine der letzten grösseren Industrien, bevor Tourismus und Walbeobachtung die Rolle als Wirtschaftsfaktor übernahmen. Historisch war Walfang (16.–20. Jh.) ein wichtiger Wirtschaftszweig, besonders für Europa, Nordamerika und Japan. Aus Walen wurden viele Produkte gewonnen:
Mit der Industrialisierung wurden Wale durch neue Rohstoffe weitgehend überflüssig: Erdöl ersetzte Walöl in Lampen und Schmierstoffen. Pflanzliche und synthetische Öle ersetzten Walöl in Margarine und Kosmetik. Stahl, Kunststoff und später Kunstfasern ersetzten Walbarten. Kunstdünger verdrängte Knochenmehl. Ambra wird heute meist synthetisch hergestellt. |
In vielen Gebäuden der Walfangstation sind noch die Original-Verarbeitungsmaschinen zu sehen. Ein kurzer Audiovortrag erklärt den Besuchern, welche Verfahrensschritte notwendig waren und welche Anlagen für die Verarbeitung genutzt wurden. Es war ein äusserst blutiges und stinkendes Geschäft, das hier erledigt wurde! In Original-Filmaufnahmen ist zu sehen, wie die lokale Bevölkerung auf die Schliessung der Walfangstation reagierte.
Anschliessend besuchen wir noch den angrenzenden Botanischen Garten und den kleinen Wildlife Park, der eher einem kleinen Zoo ähnelt. Die grosse Attraktion hier sind die weissen Kängurus – keine Albinos, aber genetische Mutationen mit hellerem Fell.
Auf dem Weg zum Campground machen wir noch einen Abstecher zu den Blow Holes im Torndirrup Nationalpark. Die zeigen sich bei unserem Besuch eher röchelnde Spalten, denn als wahre fontänenspuckende Löcher. Eventuell ist gerade Ebbe?
Hier an der Küste fegt uns der Wind nur so um die Ohren. Schön, dass wenigstens die Sonne sich ab und zu zeigen will.
Weiter geht es in Richtung «Gap und Natural Bridge». Diese beiden Ausflugsziele sind sehenswerte Naturdenkmäler.
Der Gap ist ein enger Küsteneinschnitt, in dem die hereinbrechenden Wassermassen schäumend an die Felsen schlagen. Die Natural Bridge ist ein mächtiger, aber kurzer Gesteinsbogen, unter dem sich hereinstürzenden Wellen brechen.
Alles in allem dauert unser naturhistorischer Ausflug etwas mehr als 5 Stunden. Es ist nun an der Zeit, zum Campground aufzubrechen. Im Panorama Camping dürfen wir uns unseren Platz weitgehend selbst aussuchen. Er ist wunderschön gelegen, direkt an der Meeresbucht.
Auf dem Parkplatz zum Gap und der Natural Bridge fegte uns ständig eine steife Gischt ins Gesicht. Auch Eneli wurde mit einer feinen Salzschicht überzogen. Hier am Campground wird Eneli von Jo schnell einer groben Wäsche unterzogen. Sie erstrahlt zwar nicht auf Hochglanz, doch erheblich sauberer als vorher.
Leider wird es auch hier nichts mit eitlem Sonnenschein. Ein eher grauer Himmel mit steifer Brise wird uns auch noch die nächsten Tage begleiten. Immerhin, der Campground wird seinem Namen gerecht: Abends und nachts hat man einen schönen Panoramablick über die Meeresbucht auf die Lichter von Albany.
Weil die Camp Kitchen eher eine grosse zugige Halle ist, brutschelt Ma heute in Enelis Küche unser Znacht zurecht.
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