Historische Walfangstation in Albany

Veröffentlicht in: Australien, WA | 0

Im Sommer ist es bestimmt ein schöner Stellplatz, der uns gestern zugewiesen wurde, aber jetzt im Frühling mit dem momentan vielen Regen eher einer für 4×4. Nicht, dass wir stecken bleiben, aber so mancher Camper mit seinem Wohnwagen hat schon so einigen tiefen Spuren und Rillen in der Wiese hinterlassen. Den 12 jungen Entchen gefällt’s: Sie können auf der Wiese schwimmen gehen… 🦆🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🐥🦆

Mit nur einem Kafi am Morgen machen wir uns auf die Suche nach einem schöneren, und hoffentlich auch sonnigeren Plätzchen. Dieses finden wir auch hier im Ort in Denmark bei einem Kinderspielplatz am Fluss – mit Toilettenhäuschen 😊. Auch wenn die Sonne heute nicht ständig wärmt, ist es ein schöner Ort für das Zmorge.

«Machen wir uns auf, in die historische Whale Station», stimmen JoMa überein. Lieber heute als Morgen. Morgen hat Ma ein Online-Meeting, das auch wirklich stattfindet. Es ist nur eine knappe Stunde Fahrzeit bis nach Albany und zur historischen Walfangstation.

Am Heck der Cheynes IV weht die alte Australische Handelsflagge
In der Whaling Station: Die Cheynes IV, Australiens letztes Wahlfangschiff
In der Whaling Station: Die Cheynes IV, Australiens letztes Wahlfangschiff
Muschelausstellung in der Whaling Station bei Albany
Muschelausstellung in der Whaling Station bei Albany
Muschelausstellung in der Whaling Station bei Albany
Muschelausstellung in der Whaling Station bei Albany
Muschelausstellung in der Whaling Station bei Albany
Skelett eines kleinen Blauwals in der Whaling Station zu sehen
Skelett eines kleinen Wals
Skelett eines 5 m langen Orcas - deutlich sind die grossen Zähne zu sehen
Mo_20250918__IMG_7869
Mo_20250918__IMG_7868
Mo_20250918__IMG_7857
Mo_20250918__IMG_7850
Mo_20250918__IMG_7856
Mo_20250918__IMG_7854
Mo_20250918__DSC06632
Mo_20250918__DSC06633
Mo_20250918__IMG_7865
Mo_20250918__IMG_7866
Mo_20250918__IMG_7867
previous arrow
next arrow
 

 

Zuerst bestaunen wir in einem extra Raum eine grosse Muschelsammlung. Diese wurde von einer älteren Dame während 60 Jahren zusammengestellt.

Die ehemalige Albany Whaling Station, heute „Historic Whaling Station at Discovery Bay“ genannt, war von 1952 bis 1978 die letzte aktive Walfangstation Australiens. In der Blütezeit arbeiteten hier über 100 Menschen, vor allem beim Fang und der Verarbeitung von Pott- und Finnwalen. Nach dem Ende des Walfangs wurde die Anlage in ein Museum umgewandelt und ist heute eine der wenigen vollständig erhaltenen Walfangstationen weltweit.

Heute steht die Station symbolisch für den Wandel von Ausbeutung zu Schutz: Die Region ist ein Hotspot für Walbeobachtung, wenn Buckel- und Südliche Glattwale entlang der Küste ziehen.

Der Walfang spielte in Albany – und in Australien allgemein – bis in die 1970er eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Er war eine bedeutende lokale Industrie, die Arbeitsplätze für Fischer, Techniker, Schlachter, Ingenieure und Verwaltung bot. Der Hauptnutzen lag in der Produktion von Walöl, das für Beleuchtung, Schmierstoffe, Margarine und später in der Kosmetik- und Pharmaindustrie genutzt wurde. Auch Fleisch und Knochenmehl wurden verarbeitet, vor allem für Tierfutter und Dünger. Profitiert haben vom Walfang in erster Linie die Betreiber der Walfangstation und ihre Investoren. Ausserdem hatte der Walfang eine indirekte Bedeutung für die lokale Wirtschaft: Zulieferer, Hafenbetriebe, Transportfirmen und Händler lebten von der Industrie. Für Albany war der Walfang eine der letzten grösseren Industrien, bevor Tourismus und Walbeobachtung die Rolle als Wirtschaftsfaktor übernahmen.

Historisch war Walfang (16.–20. Jh.) ein wichtiger Wirtschaftszweig, besonders für Europa, Nordamerika und Japan.

Aus Walen wurden viele Produkte gewonnen:

  • Walöl: Beleuchtung (Lampenöl), Schmiermittel für Maschinen, Grundlage für Margarine, Seifen und Kosmetika.
  • Walbarten: „Plastik“ der Zeit – genutzt für Korsetts, Schirme, Reifröcke, Peitschen.
  • Wal-Knochen und -Fleisch: Dünger, Tierfutter, in Japan bis heute Lebensmittel.
  • Ambra (aus Pottwalen): Hochwertiger Duftstoff in Parfüms.

Mit der Industrialisierung wurden Wale durch neue Rohstoffe weitgehend überflüssig: Erdöl ersetzte Walöl in Lampen und Schmierstoffen. Pflanzliche und synthetische Öle ersetzten Walöl in Margarine und Kosmetik. Stahl, Kunststoff und später Kunstfasern ersetzten Walbarten. Kunstdünger verdrängte Knochenmehl. Ambra wird heute meist synthetisch hergestellt.

In vielen Gebäuden der Walfangstation sind noch die Original-Verarbeitungsmaschinen zu sehen. Ein kurzer Audiovortrag erklärt den Besuchern, welche Verfahrensschritte notwendig waren und welche Anlagen für die Verarbeitung genutzt wurden. Es war ein äusserst blutiges und stinkendes Geschäft, das hier erledigt wurde! In Original-Filmaufnahmen ist zu sehen, wie die lokale Bevölkerung auf die Schliessung der Walfangstation reagierte.

Anschliessend besuchen wir noch den angrenzenden Botanischen Garten und den kleinen Wildlife Park, der eher einem kleinen Zoo ähnelt. Die grosse Attraktion hier sind die weissen Kängurus – keine Albinos, aber genetische Mutationen mit hellerem Fell.

Ein weisses Känguru liegt faul in der Sonne
Im angrenzenden kleinen Zoo ein weisses Känguru (das eigentlich ein rotes Känguru ist)
Im angrenzenden kleinen Zoo ein weisses Känguru (das eigentlich ein rotes Känguru ist)
Im angrenzenden kleinen Zoo liegen weisse Kängurus (die eigentlich rote Kängurus sind) träge in der Sonne
Ein Frogmouth schaut uns mit stechendem Blick an
Ein Frogmouth schaut uns mit stechendem Blick an
Ein Frogmouth schaut uns mit nun schläfrigem Blick an
Die Augen sind zu - Frogmouth sind eher nachtaktiv und schlafen tagsüber
Bottlebrush, Flaschenbürste - eine Callistemon-Art
Mo_20250918__DSC06641
Mo_20250918__DSC06637
Mo_20250918__DSC06638
Mo_20250918__DSC06639
Mo_20250918__IMG_7871
Mo_20250918__DSC06644
Mo_20250918__DSC06646
Mo_20250918__DSC06651
Mo_20250918__DSC06652
previous arrow
next arrow
 

 

Auf dem Weg zum Campground machen wir noch einen Abstecher zu den Blow Holes im Torndirrup Nationalpark. Die zeigen sich bei unserem Besuch eher röchelnde Spalten, denn als wahre fontänenspuckende Löcher. Eventuell ist gerade Ebbe?

Hier an der Küste fegt uns der Wind nur so um die Ohren. Schön, dass wenigstens die Sonne sich ab und zu zeigen will.

Blick auf die Jimmy Newell's Bay und den Bald Head
Links zum Graben, rechts zur Natursteinbrücke
Mit Ma zusammen auf dem Weg zum Gap; es weht ein steifer Wind
Jo macht ein paar Fotos von der Jimmy Wesell's Bay; das Meer ist voller Schaumkronen und recht aufgewühlt
Weisse Gischt schlägt am Felsen hoch - es weht ein steifer Wind
Die senkrechte Küste des Gap - der Graben ist eine tiefe Kerbe in der Küste
Die senkrechte Küste des Gap - der Graben ist eine tiefe Kerbe in der Küste
Unter der Natural Bridge bricht das Wasser hindurch
Steinige Felsenküste bei der Natural Bridge im Torndirrup Nationalpark
Mo_20250918__IMG_7885
Mo_20250918__IMG_7886
Mo_20250918__IMG_7881
Mo_20250918__DSC06657
Mo_20250918__IMG_7883
Mo_20250918__IMG_7890
Mo_20250918__DSC06659
Mo_20250918__IMG_7894
Mo_20250918__IMG_7897
previous arrow
next arrow
 

 

Weiter geht es in Richtung «Gap und Natural Bridge». Diese beiden Ausflugsziele sind sehenswerte Naturdenkmäler.

 

Der Gap ist ein enger Küsteneinschnitt, in dem die hereinbrechenden Wassermassen schäumend an die Felsen schlagen. Die Natural Bridge ist ein mächtiger, aber kurzer Gesteinsbogen, unter dem sich hereinstürzenden Wellen brechen.

Alles in allem dauert unser naturhistorischer Ausflug etwas mehr als 5 Stunden. Es ist nun an der Zeit, zum Campground aufzubrechen. Im Panorama Camping dürfen wir uns unseren Platz weitgehend selbst aussuchen. Er ist wunderschön gelegen, direkt an der Meeresbucht.

Auf dem Parkplatz zum Gap und der Natural Bridge fegte uns ständig eine steife Gischt ins Gesicht. Auch Eneli wurde mit einer feinen Salzschicht überzogen. Hier am Campground wird Eneli von Jo schnell einer groben Wäsche unterzogen. Sie erstrahlt zwar nicht auf Hochglanz, doch erheblich sauberer als vorher.

Unser Stellplatz im Panorama Caravanpark; Jo schreitet mutig voran
Unser Stellplatz im Panorama Caravanpark: Direkt am Meer
Unser Stellplatz im Panorama Caravanpark: Direkt am Meer
Blick auf Albany bei Nacht
Mo_20250918__IMG_0055
Mo_20250918__IMG_7901
Mo_20250918__IMG_0056
Mo_20250918__IMG_7910
previous arrow
next arrow
 

 

Leider wird es auch hier nichts mit eitlem Sonnenschein. Ein eher grauer Himmel mit steifer Brise wird uns auch noch die nächsten Tage begleiten. Immerhin, der Campground wird seinem Namen gerecht: Abends und nachts hat man einen schönen Panoramablick über die Meeresbucht auf die Lichter von Albany.

Weil die Camp Kitchen eher eine grosse zugige Halle ist, brutschelt Ma heute in Enelis Küche unser Znacht zurecht.

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert