Immer wieder schauen wir vormittags zu den nah gelegenen Bergen hinauf. Noch sind sie unter tiefen grauen Wolken verborgen. Doch gegen Mittag sollte es aufklaren. Um 10 Uhr sollten wir abmarschbereit sein, was auch halbwegs gut klappt. Zum Startpunkt der Wanderung sind es nur wenige Minuten Fahrzeit, doch leider etwas zu viel, um das auch noch zu Fuss zu machen. Ausserdem geht es nur der Strasse entlang.
Die ausgesuchte Rundwanderung soll um die 7.5 km betragen und um die 4 Stunden dauern. Wir wählen es so, dass wir zuerst den steileren Anstieg haben und es dann flacher ausklingen lassen können. Ob wir den noch anspruchsvolleren Abstecher zum Devils Slide machen, entscheiden wir, wenn wir dort sind.
Nach australischen Massstäben ist dies ein Level 5, was die anspruchsvollste Kategorie bedeutet. Die haben wir zwar schon in Tasmanien bewältigt, aber es ist ja immer wieder anders. Ausserdem hat es die letzten Tage ständig geregnet. Bis zu den Knöcheln wollen wir nicht im Matsch versinken.
Die Berge hier sind eher grosse «Elephant Rocks», grosse rundgeschliffene Felsen, die sich aus der Landschaft erheben. Während wir nacheinander einige dieser Felsen durchwandern, merken wir, wie sich die dichte Wolkendecke langsam hebt. Die Bergspitzen der Stirling Range, einer Bergkette noch etwas weiter nördlich, kommen immer mehr aus den Wolken heraus. Es ist tut uns gut, mal wieder die alten Knochen und steifen Muskeln zu bewegen. Vom letzten Gipfel, dem Morgans View, von dem wir aus in Richtung Albany und dem bunten Flickenteppich der vielen bewirtschafteten Felder schauen können, geht es steil hinab. Ausser ein paar kleinen Eidechslis, die sich von der aufkommenden Sonne wärmen lassen, sehen wir keine weitere Tiere um uns herum.
An der Wegkreuzung zum Devils Slide angekommen beschliessen wir, dass Ma entscheidet, ob und wann es wieder zurück geht. Der Erdanziehungskraft folgend strömt uns teilweise das Regenwasser der letzten Tage entgegen. Rauf ist dabei ja nicht das Problem, gut wieder runterkommen um so mehr. Nach einer guten Wegstrecke bergauf, bei der wir uns immer wieder Gedanken machen, ob wir da auch heile wieder runterkommen, ist es dann doch genug. Besser wir drehen wieder um, entscheiden wir zusammen. An einem rutschigen Stück kommt Ma aus dem Tritt und kommt auf dem Hosenboden zu sitzen. Wir sind froh, ist ihr ausser dem Schrecken darüber nichts weiter passiert.
Auf dem letzten flachen Stück zum Parkplatz zurück schliesst sich uns ein Wanderer mit stark blutendem Knie an. Es sieht schlimmer aus als es ist. Auf dem Rückweg vom Devils Slide ist er ausgerutscht und hat sich das Knie aufgeschlagen. Am Parkplatz kommt unser, bis dahin noch unbenutztes, Erste Hilfe Set bei ihm zum Einsatz.
Eigentlich ist im Campground Wäschewaschen umsonst, doch jeder Dollar, der in den Schlitz der Waschmaschine gesteckt wird, kommt der lokalen Feuer Brigade zugute. Daher hängt in der Waschküche auch ein entsprechender Aushang. Wer sich hier Ferien leisten kann, der kann auch 6 AUD für die Feuer Brigade spenden!
Jetzt wo unsere Gasflasche wieder aufgefüllt ist, traut sich Ma als Bäckermeisterin nach langer Zeit wieder, eines ihrer legendären Früchtebrote zu backen. Wie Annemie & Joos nach dem Znacht als Dessert bestätigen, hat sie nichts verlernt.
Die warme Camp Kitchen füllt sich mit anderen Campern. Ein wahres Stimmengewirr schwirrt durch die Luft.
Annemie würde sich sehr freuen, wenn wir ihr das Rezept für das Früchtebrot geben würden. Morgen trennen sich unsere Wege wieder, aber wir werden uns schon noch voneinander verabschieden.
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