Zum Abschied von Roland und Lety werden wir noch reich beschenkt: Zitronenkuchen von Lety und ganz frisch gebackenes Brot von Roland. Weil Thanksgiving vor der Türe steht, gibt es nach altem Brauch und Sitte auch noch Tomaten und Kartoffeln. Jo kredenzt dafür die letzte gemeinsame Superbowl. Wir haben ja gelernt, alle Früchte vor einem Grenzübertritt zu essen. Stetig und zügig wird alles in Martha geräumt. Nur ja nichts vergessen; nachschicken wird es dann nicht geben!
Auf dem Weg zur Grenze machen wir noch einen kleinen Abschieds-Schlenker bei Lety vorbei.
GOODBYE LIEBE FREUNDE!
Der Weg zur Grenze ist nicht weit. Nach knapp 10 Minuten sind wir schon auf der anderen Flusseite und schauen zu den USA hinüber. Zu erst müssen wir zur «Autoinspectíon». Jo merkt, dass es besser gewesen wäre, sich schon vor ein paar Monaten mit der spanischen Sprache zu beschäftigen. Er versteht nur einen Bruchteil. Ausserdem kann er gar nicht so schnell hören, wie hier gesprochen wird… Doch mit Handzeichen und Gesten klappt das auch. Zur Begutachtung durch die Beamten müssen alle Türen in Martha geöffnet werden. Ein paar jüngere Beamten haben viel Freude an Martha. Die Kontrolle ist nur oberflächlich und schnell gemacht. Mit lächelnden Gesichtern und Daumen nach oben zeigen sie uns, dass alles OK ist.
Jetzt muss noch der TIP (Temporary Import Permit) beantragt werden. So wie wir verstehen, müssen wir aber erst einreisen, d.h. durch die Zollschranken und dann aber wieder irgendwie zurück – eigentlich nur um das Gebäude herum, aber der direkte Weg wird uns verwehrt… Deshalb also durch den Zoll, bis zur OXXO, links unter der Brücke durch und dann soll es einen Parkplatz habe, von wo aus man zu Fuss zum Büro für den TIP (Banjercito) gehen könne. Wir verlassen den Inspektionsbereich und fahren rechts ran. Ma ist nicht ganz sicher, wo hier bei den vielen Strassen die richtige ist. Einmal drin, kann nicht mehr gewendet werden! Kaum stehen wir, kommt auch schon ein junger schwer bewaffneter Grenzsoldat auf uns zu. Auch wenn Ma mehr als Jo versteht, helfen noch Gesten und Handzeichen. Auf jeden Fall zur Brücke II. Nicht auf Brücke I. Los geht’s. Die ersten 500 m sind so, wie es sein soll. Jetzt müssen wir nach ganz rechts. Das geht leider nicht, weil hier Betonklötze zur Fahrbahnabtrennung stehen. So wie es aussieht, geht es hier nur zurück wieder über die Brücke nach USA. Das wollen wir nicht!
Ein Mann mit Warnweste kommt auf uns zu. Er spricht gebrochen englisch. Ob wir zur Visastelle müssen? Nein zum TIP. Aha, alles klar. Er zeigt uns den Weg. Er stellt sich aufs Trittbrett und dirigiert uns mit ein paar Schlangenlinien auf einen Parkplatz. Da vorne hinter dem Tor ist die richtige Strasse. Das Tor ist mit einer Kette abgeschlossen 🙁
Doch kein Problem, für 25 USD oder 500 MXN würde er das Tor für uns aufmachen. Er könne nichts dafür. Das sei der Preis, der sein Kollege wolle. Nicht er, was soll er machen? Aber wir könnten auch gerne zurück über die Brücke in die USA und das ganze Spiel von neuem beginnen. Nur dass sich in der Zwischenzeit die ohnehin lange Autoschlange noch verlängert hat… Zähneknirschend lassen wir ihn das Tor öffnen und geben wir ihm das Geld. Schon beim Empfang abgezockt. Das geht ja schon gut los….
Hier ist Mexiko so, wie man es sich vorstellt. Hunde liegen dösend herum, daneben stehen schwerbewaffnete Polizisten und überall orange Verkehrstöggel, da gerade frisch markiert wird. Diese Seite des Gebäudes ist eine einzige Baustelle. Es hat den Charme eines Abbruchhauses. Innen ändert sich dieser Eindruck auch nicht. JoMa werden von einem Schalter zum anderen geschickt. Der ältere Herr ist freundlich und kompetent. Martha soll, wie schon bisher, auf Jo eingetragen werden. Er ist auch bisher der Haupt-, bzw. der einzige Fahrer. Und ab zum nächsten Schalter; hier aus dem Teil des Gebäudes heraus und 50 m weiter zur eigentlichen TIP-Beantragungs-Stelle. Ma, darf sich nicht mit in die Schlange einreihen. Eigentlich noch nicht einmal mit in diesen Bereich. Die Security Dame lässt sich etwas erweichen, da es draussen so zieht und ziemlich frisch ist. Ma darf hinten warten. Sie gibt Jo noch das Portemonnaie zum bezahlen. Wie schon öfters kommt es zu Komplikationen mit der E-Mail-Adresse und der Telefonnummer. Jo schreibt es auf und trotzdem wird noch 3-mal durchgestrichen und geändert. Zum Schluss klappt es doch. Nur noch die Gebühr bzw. das Depot von 250 USD (4’517 MXM) bezahlen und alles ist gut. Hoppla, aber nicht mit Ma’s Kreditkarte. Es muss eine auf Jo’s Namen sein. Die ist noch in Martha. Alles zusammenpacken, Karte holen und hinten nochmals anstehen… Nach 20 min. ist es dann wieder so weit. Fast von vorne anfangen. Wieder die Schwierigkeiten mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Da hilft auch keine Hilfestellung der Kollegin von vorhin. Irgendwann klappt es dann doch. Nach dem 2. Versuch mit der Kreditkarte sagt der Beamte zu Jo, dass es eine PIN braucht. Aha… Die Quittung kommt raus. Alles ist gut. Jo darf gehen.
Ab jetzt nur noch in Richtung Monterrey. Das sind etwas mehr als 200 km. Wir sind auf einer Bezahl-Strasse. Diese sind in einem besseren Zustand und auch sicherer. Den Beweis sehen wir auch schon bald.
Auf der Gegenfahrbahn gibt es von der Armee eine Fahrzeugkontrolle. Mehrere bewaffnete und gepanzerte Fahrzeuge und Soldaten in schwarz und mit Sturmhauben maskiert. So etwas kennt der Otto Normalverbraucher nur aus dem Fernsehen. Wir kommen zur ersten Bezahlstelle. Umgerechnet knapp 18 USD an der ersten und 7 USD an der zweiten sind von uns zu bezahlen.
In Monterrey müssen wir ab und die letzten 45 km auf normale Strecke. Jetzt merken wir auch den Unterschied: Es hat Schlaglöcher so gross und tief wie LKW Reifen. Es ist mehr auf die entgegenkommenden Fahrzeuge zu achten, als auf die eigene Fahrspur. JoMa fühlen sich um Jahre zurückversetzt. Auf der Fahrt nach Griechenland mit dem Silberpfeil durch die ehemaligen Staaten Ex-Jugoslawiens sind sie auch durch Albanien gefahren. Hier war es genauso. Auf 2 Fahrspuren haben drei immer Platz. Auch vier wenn man’s eilig hat. Das scheint hier fast immer der Fall zu sein. Plötzlich flimmert es vorne blau-weiss. Auch hier eine dieser massiven Fahrzeugkontrollen durch das Militär. Wir sind mittendrin. Doch wir haben Glück. Irgendwie kommt gerade ein Notfall dazwischen. Der Kommandant pfeift und blitzschnell wird abgebrochen und davon geprescht. Anscheinend nichts Ungewöhnliches für die Bevölkerung.
Unser Campground Finca el Caminante hier am Rande von Hidalgo besteht eher aus mehreren Gästehäusern. JoMa sollen sich irgendwo hinstellen, wo es sie glücklich macht. Wenn wir es sind, ist es unser Landlord auch. Er spricht gutes Englisch mit spanischen Einflüssen – und in spanischem Tempo. Es hat eine Gemeinschaftsküche, einen Pool, einen Gemeinschaftsraum, WiFi, noch eine extra Küche im hinteren Bereich, Duschen mit warmem Wasser und WC’s. Das alles für umgerechnet 16 USD die Nacht. Bisher haben JoMa dafür durchschnittlich 42 USD bezahlt. JoMa können bezahlen, wann sie wollen.
Im gösseren der bunten Gemeinschaftshäuser wärmt sich Beau, der Jogalehrer, gerade etwas auf. Ab 18.30 Uhr stehen fliessende Balanceübungen auf dem Programm. Das ist was für Ma. Für 100 Pesos (umgerechnet 5.50 USD) balanciert und dehnt sich Ma mehr als eine Stunde. Das tut sehr, sehr gut nach all den Anspannungen und Aufregungen des heutigen Tages.
Nach dem anstrengenden Tag geniessen JoMa das Znacht mit Brot und Salat in der Gemeinschaftsküche. Um das leckere, frische Brot werden sie von den anderen Gästen beneidet! Alle Gäste sind zum Klettern hier und kommen aus Kanada und den USA. Um ihre Kletterkünste zu verbessern, werden einige von ihnen bis Februar hier ihre Zeit verbringen. Wie üblich hat es auf dem Gelände mehrere Katzen und Hunde, die sich hier frei bewegen. Glücklich, das wichtigste geschafft zu haben, gehen JoMa im bequemen Bett von Martha schlafen.
Morgen schauen JoMa wo es ein Lädeli zum Einkaufen hat. Ausserdem wird dem Internet wird auf den Zahn gefühlt.
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