Die Nacht war herrlich kühl und dunkel. Kein Vergleich zu den letzten beiden Nächten. Trotzdem kann Jo nicht gut schlafen. Er wacht nachts öfters auf und hat Mühe mit dem wieder einschlafen. Ab fünf Uhr ist er trotzdem hellwach und kann nicht mehr einschlafen. Er ist froh hat er seinen E-Reader und ein spannendes Buch zum Lesen. Kurz nach sieben fühlt er sich nach einer erfrischenden kühlen Duschi topfit und hellwach.
Ma bucht eine Tour durch den Orchideen-Garten. Der junge Guide ist schon mit Gästen unterwegs. «Wenn er zurückkommt, sind wir die Nächsten», denken sich JoMa. Doch Francisco, einer der drei Söhne des Gründers, springt ein und wird JoMa’s fachkundiger Guide. Die Lupen, die JoMa zum Beobachten und Betrachten bekommen, liegen schon parat.
JoMa merken sehr schnell, wie stolz Francisco ist. Sein Vater Oscar Archila Euler, der 2007 verstarb, hat hier in 27 Jahren ein Refugium erschaffen, in dem mehr als 700 verschiedene, wilde Orchideenarten zu finden sind. Und es sind hier viele Arten zu bewundern, die erst durch die Familie Euler wissenschaftlich bestimmt wurden und stolz einen ihrer Namen in der wissenschaftlichen Bezeichnung bekommen durften. Nicht nur für Orchideenliebhaber ist dieser Ort von grosser Bedeutung, auch viele Wissenschaftler aus der ganzen Welt sind mit ihnen in regem Austausch.
Ausserdem ist das Orquigonia eines von nur 10 ausgezeichneten Tourismus-Sehenswürdigkeiten in Guatemala. Und sie sind hier das einzig privat geführte; alle anderen sind staatlich geführt und unterstützt. Dazu gehört u.a. Tikal, das von verschiedenen Organisationen wie der EU und UNESCO Naturwelterbe gelistet ist.
Francisco und seine beiden Brüder arbeiten in 2. Generation, sein eigener Sohn schon in der 3. und mit einer seiner Nichten steht schon die 4. Generation bereit, um diese Familientradition weiterzuführen. JoMa freuen sich sehr, so einen fachkundigen und aufgeschlossenen Guide zu haben.
Am Ende der Tour zeigt uns Francisco ganz Stolz und voller Freude seine Victorinox-Sackmesser Sammlung. An seinem Grossen mit Lupe und Kompass hat er besonders viel Freude. Doch das Kleinste, mit nur einer kleinen Klinge und Schere, ist sein eindeutiger Liebling. Da er schon mehr als ein Sackmesser, hat schenken ihm JoMa einen kleinen Pin der Schweiz. Voller Stolz steckt er ihn sich sofort an sein T-Shirt an.
Mit etwas mehr als 40 km sind wir heute nur eine Stunde unterwegs. Ma möchte uns gerne ins Biotopo del Quetzal entführen. Der Quetzal ist der Wappenvogel von Guatemala und die Landeswährung ist nach ihm benannt. Ausserdem ist es der Vogel, dessen Federn den weltweit einmaligen, grünen Federkopfschmuck der Azteken zieren.
Hier im Biotop dürfen wir nicht stehen; es ist zu eng und Camper sind nicht erlaubt. Ausserdem ist es gerade nicht die richtige Saison, um den Vogel entdecken zu können, wird JoMa von der Empfangsdame beschieden. So beschliessen die beiden, weiterzuziehen. Ein paar Kilometer weiter gibt es noch andere Möglichkeiten, einen Stellplatz für die Nacht zu finden.
In der weitläufigen Hotelanlage der Posada Montana del Quetzal kommen wir gegen kleines Geld unter. Unser Lagerplatz ist wunderbar gelegen unter grossen Bäumen. Wer weiss, vielleicht sehen wir hier doch noch einen Quetzal?
Ma gehts vom Bauch her immer noch nicht so gut und Jo ist von den nicht durchgeschlafenen Nächten etwas müde. Sie dösen am Nami etwas vor sich hin.
Noch bevor es dunkel wird, machen sich beide auf den Weg zum nah gelegenen Wasserfall. Eine Strecke ist mit 30 min. angegeben. Das ist für beide gut zu schaffen. Für die Fische, die auf der Speisekarte des Hotelrestaurants stehen, gibt es nebenan ein paar schlammige Fischteiche, in denen sich ein paar grössere Fische tummeln. Nicht gerade anmächelig – auf Fisch werden wir in diesem Restaurant verzichten.
Es sind jetzt nicht die Niagara- oder Igazúwasserfälle, die wir am Ende des Wanderwegs antreffen, aber dennoch sind sie recht hübsch anzusehen.
Am Abend essen die beiden, oder eher eigentlich nur Jo, etwas im Hotel Restaurant. Laut Ma’s Wetterbericht soll es in der Nacht anfangen zu regnen und das soll morgen den ganzen Tag so weiter gehen. Wir werden sehen. Schliesslich hat sich diese Wetterapp auch heute schon geirrt…
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