Als uns Clarissas der Wecker kurz vor vier aus dem Schlaf reisst, sagt sie zu uns, dass sie und Rita nicht mit gehen werden. So stehen JoMa alleine auf, um sich bereit zu machen. Aus den anderen Hütten ist kein Mucks zu hören. Dafür werden sie mit einer heftigen Eruption des Fuego überrascht – die rot glühende Lava wird hoch in die Luft geschleudert, wie ein Springbrunnen.
Um vier Uhr ist auch nichts von unseren Guides zu sehen. Zu hören ist nur ein lautes Schnarchen aus der vordersten Hütte. Dort haben es sich die beiden Guides bequem gemacht. Ma klopft bei ihnen an, um zu sagen, dass wir schon parat stehen. Uns kommt der Verdacht, dass wir wohl die einzigen bleiben werden. So müssen wir in der Kälte eine ½ Std. auf unseren Guide warten, bis auch er endlich bereit ist. Hätten wir das gewusst, hätten wir die Zeit auch noch warm unter der Decke liegen können… Die Stimmung ist bei allen nicht gerade die beste. Zwei warten, dass es endlich los geht, einer ist mürrisch, weil er raus muss….
Es geht direkt steil bergauf. Unser Guide trottet vorneweg und nimmt nur hin und wieder Rücksicht auf uns. Seine Devise, die er gestern allen gesagt hat: Wer nach 10 min. nicht mehr kann, solle umkehren. Was ist das denn für eine Ansage? Ma kommt der Verdacht, dass er absichtlich schnell losläuft, damit wir aufgeben und er sich wieder in die Heia verkriechen kann. Doch da hat er die Rechnung ohne JoMa gemacht. Sie sind trotz der «Martha Patatoes» noch ganz gut in Form, lassen sich nicht stressen und freuen sich auf den Aufstieg. Schritt für Schritt geht es den steilen, staubigen Pfad hoch. Natürlich müssen sie hin und wieder eine kurze, einminütige Stehpause einlegen, aber dann geht es auch schon weiter.
Auf dem Weg zum Krater herrscht reger Betrieb und Andrang. Die Guides untereinander kennen sich und begrüssen sich entsprechend. Wir merken, dass es doch viele Wanderer gibt, denen es wesentlich schwerer fällt, hier hochzugehen. Immer wieder sitzen welche an Wegrand und sehen eher mehr als weniger erschlagen aus. Hinzu kommt, dass bei den steilen und losen Passagen immer auch eine Menge feiner Staub losgetreten wird, der sich in Nase und Lunge setzt.
Trotz der halbstündigen Verspätung beim Start kommen JoMa nach gut 1 ½ Std. noch früh genug oben am Kraterrand auf mehr als 3’900 m.ü.M. an. Hier weht ein starker, eisig kalter Wind. JoMa sind froh um ihre langen Unterhosen, dicken Jacken, Mützen und Handschuhe. Mit der Zeit kommen immer mehre Gruppen, so dass es sicherlich mehrere Hundert Leute sind, die dann endlich um viertel nach sechs die ersten Sonnenstrahlen mit Jubelschreien empfangen. Alle laufen wild umher, werfen sich in jegliche erdenkliche Pose vor Kameras und Handys. Für JoMa ist es trotz des ganzen Trubels hier oben um sie herum einer der eindrücklichsten Augenblicke auf der ganzen bisherigen Reise. Doch schon knappe 15 min. später treten wir den Retourweg an – Kaffee und Frühstück im Basecamp rufen 😉
Jetzt, im entgegenkommenden Sonnenlicht, sind die langen Staubfahnen sichtbar, die im steilen und losen Asche- und Lavaboden losgetreten werden. Viele, denen wir begegnen, haben sich Tücher oder Masken zum Schutz aufgesetzt. Wieder ist der Andrang gross. Teilweise herrscht ein regelrechtes Gedränge in engeren Passagen. Schon nach einer knappen ¾ Std. sind wir wieder im Basislager angekommen. Alle anderen sonnen sich in den Stühlen und erfreuen sich an Kafi oder Schoggi und wundervoll schmeckenden Pancakes. Honig und Bananen sind bei Jo leider nicht angekommen; Ma konnte sich immerhin noch etwas Honig ergattern.
Schon bald wird alles für den Aufbruch parat gemacht. Im warmen Sonnenschein gehts auf zum Sammelplatz, wo der 4×4 schon auf uns wartet. Es scheint einige neidische Gesichter unter denen zu geben, die zu Fuss zurückmüssen. Doch alle in den Autos sind glücklich, nicht auch noch mehrere Stunden mühsam bergab laufen zu müssen.
An einer besonders holprigen Stelle verlieren wir im wahrsten Sinne des Wortes einen Guide mitten im Galopp. Er fällt von der offenen Ladefläche in den feinen Staub und kullert zum Glück unverletzt die steile Passage runter. Sehr zur Belustigung seiner Kollegen. JoMa vermuten, dass er gestern nach der Fuego Tour, mit seinen Gästen noch etwas zu tief ins Schnaps-Glas geschaut hat…
Jo bekommt von Jacques eine Nachricht, dass sie auch auf der Tour waren und morgen auch für eine Nacht im Vagamundo vorbeikommen. Hei, was für eine Freude, sie wieder zu sehen. Das letzte Mal trafen wir sie in der Swinging Beach Bar in Hopkins, Belize. Und das ist schon eine ganze Weile her…
Schon am Mittag sind wir von unserem «Ausflug» wieder zurück. Jetzt gibt es erst einmal eine reinigende warme Dusche. Danach einen Kafi und die Welt sieht schon wieder anders aus. In einem Restaurant, das eher nach einer Baum- und Gartenschule aussieht, gönnen sich JoMa am Nachmittag ein vorzügliches Mahl. Jo bestellt sich, mit grosser Hoffnung auf Erfrischung, ein Lemon/Ginger-Getränk. Als ihm eine kleine Teekanne und etwas Honig serviert wird, ist seine Überraschung mehr als gross. Zu seinem Erstaunen bekommt es ihm dennoch recht gut. Als sich die kleine Kanne zum Schluss merklich leert, kommt der schweisstreibende Ingwer recht gut durch…
Es ist Sonntag und Ostern ist nicht mehr weit. Hier in Antigua ist es Brauch, dass an den Sonntagen kurz vor Ostern die Innenstadt für den PKW-Verkehr gesperrt ist. Wer in die Stadt will, muss Anwohner sein. Heraus geht schon, hinein jedoch nicht. Diese gesamte Zeit wird jetzt schon «Semana Santa» genannt. Was übersetzt Ostern heisst. Abends sollen verschiedene Prozessionen durch die Stadt gehen.
Das Restaurant schliesst schon um 17 Uhr. Noch steht die Sonne am Himmel. Mit Fred und Emmy wird noch auf ein Bier angestossen. Die beiden haben natürlich mit ihren 17 Jahren auf Reise einiges zu erzählen.
Es wird kalt und dunkel. Von irgendwoher tönt die Prozessionsmusik über den Campground. Doch JoMa sind zu müde, um sich nochmals auf den Weg in die Stadt zu machen.
Morgen ist ZoMo und Waschtag angesagt. Ausserdem sehen wir Jacques und Familie wieder.
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